»Soziale und ökologische Ungleichheiten sind gemeinsam zu denken. Dafür legen Nadine Gerner und Lina Hansen mit ›Ökofeminismus: Zwischen Theorie und Praxis‹ eine Einführung in die Vielfalt der Ökofeminismen vor. (…) Das Werk von Gerner und Hansen zeichnet sich durch die gelungene Verbindung von Theorie und Praxis aus, die die Aktualität und Relevanz des Ökofeminismus greifbar macht und eine kraftvolle Perspektive auf die Verflechtung von Geschlechtergerechtigkeit und ökologischer Gerechtigkeit bietet. Damit sprechen sie nicht nur Wissenschaftler:innen an, sondern alle, die sich für eine ökologischere und feministischere Zukunft einsetzen möchten. Das Buch inspiriert und ermutigt die Leser:innen mit seiner klaren politischen Botschaft und praxisorientierten Impulsen, sich vertiefend mit Ökofeminismus zu beschäftigen, sich zu organisieren und gemeinsam praktisch zu handeln. (…) Gerner und Hansen sammeln in ihrem Werk ökofeministische Kritikpunkte an der Ausbeutung und Zerstörung des Lebens durch Patriarchat, Kolonialismus und Kapitalismus. Um eine Verbindung von Geschlechtergerechtigkeit mit ökologischer Gerechtigkeit herzustellen, betonen sie die Notwendigkeit, hegemoniale Reproduktionsverhältnisse grundlegend zu transformieren. Die Autorinnen gehen über eine reine Einführung hinaus und entwerfen eine ökofeministische Gesellschaftsutopie, in der Reproduktionsarbeit durch die Vergesellschaftung von Versorgung und Fürsorge neu organisiert und demokratisiert wird. (…) Das Buch leistet einen wichtigen Beitrag zur Bewahrung der Geschichte des Ökofeminismus und ist zugleich eine Würdigung seiner Wegbereiter:innen. Gerner und Hansen geben unterschiedlichen Positionen und Bewegungen Raum und bringen ihnen Wertschätzung entgegen. Dabei gelingt es ihnen, die Widersprüchlichkeit und Pluralität ökofeministischer Theorie und Praxis darzustellen und als Stärke herauszuarbeiten. Sie erkennen an, wo Kritik an ökofeministischen Analysen berechtigt ist und zeigen auf, dass pauschalisierende Kritik hinderlich sein kann. (…) Gerner und Hansen beziehen immer wieder klar Position und verleihen weniger bekannten Kämpfen sowie queeren und intersektionalen Perspektiven mehr Sichtbarkeit. Besonders hervorzuheben ist ihr intersektionaler Ansatz, der die weitestgehend unsichtbare und unerforschte Rolle von Menschen mit Behinderungen in Kämpfen um ökologische Gerechtigkeit einbezieht. Durch die Verbindung von Ökofeminismus und Disability Studies machen die Autorinnen die Bedeutung von Barrierefreiheit und die vielfältigen Erfahrungen von Menschen mit Behinderungen in ökologischen Bewegungen sichtbar. (…) Die Einführung trägt dazu bei, mit Vorbehalten gegenüber Ökofeminismus aufzuräumen, und motiviert die Leser:innen zu einer persönlichen Beschäftigung mit Ökofeminismus. Vor allem aber macht Gerner und Hansens Werk Hoffnung auf eine ökologische, feministische sowie dekoloniale Zukunft und Mut, sich zu organisieren und gemeinschaftlich in kleinen und großen Bewegungen zu handeln und zu wirken.« − Muriel Fauth, Österreichische Zeitschrift für Soziologie Nr. 50, 07. März 2025