»Schon vor über 100 Jahren formulierte Hedwig Dohm treffend: ›Man kommt sich auf dem Gebiet der Frauenfrage immer wie ein Wiederkäuer vor‹ (1896). Das liegt nicht zuletzt daran, dass geschichtliche Überlieferungen über Frauen und insbesondere ihre politischen Kämpfe und Vernetzungen bis heute systematische Lücken aufweisen. Es ist daher das Verdienst von Louise Toupin, dass sie mit ihrer Studie ›Lohn für Hausarbeit. Chronik eines internationalen Frauenkampfs‹ diese für die Zweite Frauenbewegung so überaus wichtige und bis heute bedeutsame Politisierung von privater Care-Arbeit präzise recherchiert und gut lesbar zugänglich gemacht hat. (…) Die wissenschaftliche Aufarbeitung einer internationalen Debatte kann mitunter unübersichtlich werden. Umso mehr ist es Toupin anzurechnen, dass sie sich auf die Debatten und Aktivitäten des Internationalen Feministischen Kollektivs (IFK) der Jahre 1972 bis 1977 beschränkt, also die Hochzeit der theoretischen Formulierungen und vielfältigen politischen Konkretionen jener internationalen Kampagne zum ›Lohn für Hausarbeit‹. (…) Im Fazit fasst Toupin die zentralen Anliegen der Bewegung zusammen und klärt ein Missverständnis auf, das mit der Forderung nach Lohn für Hausarbeit stets einhergeht: Es ging nie um konkrete monetäre Forderungen, sondern um das ›symbolische Potenzial‹ (S. 289) dieses Kampfes, nämlich die Illusion der ›Natürlichkeit‹ von Hausarbeit als Liebesverhältnis zu zerstören, mithin die ›verdeckte Seite der Lohngesellschaft‹ (S. 289) sichtbar zu machen und ihre Verbindung zu Körperpolitiken, Sexualität und bezahlter Care-Arbeit aufzudecken und eine ›feministische Theorie der Reproduktion‹ (S. 295) zu formulieren.« – Barbara Thiessen, Femina Politica, 02 | 2023