Virginia über ›Mili bittet zum Tanz‹

UNRAST VERLAG Pressestimmen Virginia über ›Mili bittet zum Tanz‹


» ›Widerständiges Handeln braucht soziales Leben und die kollektive Auseinandersetzung. (…) Wir verspüren einen massiven Rechtsruck in der Gesellschaft, Polizeirechte werden ausgeweitet und Versammlungsrechte eingeschränkt. Die Individualisierung, gestützt durch die Digitalisierung, schreitet mit riesigen Schritten voran und steht einer zentralen Bedingung für widerständiges Handeln diametral entgegen: der Kollektivität, der Freund*innen- und Kompliz*innenschaft. Uns diese wieder anzueignen und zu leben ist eine Grundvoraussetzung unserer Kämpfe. (…) Bildet Banden!‹, so die Herausgeberinnen, eine Gruppe autonomer FrauenLesben, deren Herzen für die feministische Revolution schlagen‹.

Das politische Geschehen hier, in Europa, weltweit ist geprägt von Gewalt, Krieg, Ausgrenzung, Hunger: Im Mittelmeer ertrinken immer noch Geflüchtete, nicht nur die Klimaveränderungen nötigen Menschen zur Flucht, zur Suche nach Sicherheit und Perspektiven, Frauenrechte werden ausgehebelt wie z. B. in den USA das Recht, selbst über den eigenen Körper zu bestimmen, Frauen werden massiv unterdrückt: Wir sehen, was im Iran und Afghanistan passiert, sind erschüttert, aber wie damit umgehen?

Dafür bietet das Lesen der Texte im Buch Mili bietet zum Tanz einige Anregungen. Zwar ist die Jetztzeit eine andere, aber nichts spricht dagegen, sich mit der nahen Geschichte der militanten Linken auseinanderzusetzen, insbesondere der Roten Zora. Ihre Haltung in den 1970er bis 1990er Jahren war geprägt von Klassenkampf und Internationalismus. Das Besondere: Die Revolutionären Zellen (RZ) waren eng verknüpft mit bzw. engagiert in den sozialen und politischen Bewegungen der aktiven Linken und versuchten diesen Auseinandersetzungen eine revolutionäre, militante Perspektive zu geben, z. B. im Häuserkampf oder der Anti-Atomkraft-Bewegung. In der Struktur der RZ waren eigenständige Frauengruppen aktiv, in den 1980er Jahren entstand daraus eine eigenständige Gruppierung, die Rote Zora, die sich als Teil des ›Frauenkampfs‹ verstand, die Themen der Frauenbewegung aufgriff und militant bearbeitete. Ihre Themen waren vor allem Reproduktions- und Gentechnologie, § 218, Sextourismus und Frauenhandel, aber auch die Auseinandersetzung mit den Lebens- und Arbeitsbedingungen von Frauen weltweit, deren ungesicherte prekäre Lebensumstände. Die Rote Zora bezog militant Stellung für Antirassismus und internationale Solidarität und gegen Krieg. […]

Heute ist es sinnvoll, sich beispielsweise mit der Frage auseinanderzusetzen, wie Solidarität mit den Frauen in Afghanistan oder im Iran praktisch aussehen könnte, wie diese Frauen in ihrem Kampf um ihre Rechte unterstützt werden können. Vielleicht ermöglicht die Lektüre den einen oder anderen wegweisenden Gedanken zur dem, was jetzt ist und nötig wäre. Die Herausgeberinnen sind da ganz eindeutig: Sie wollen ›nichts weniger als das Patriarchat zerschlagen, den Kapitalismus abschaffen und eine feministische, antirassistische, grenzenlos solidarische Zukunft für alle erkämpfen‹« – Raphaela Kula, Virginia #72, Frühjahr 2023


Mehr…