»›Wälder sind einzigartige Klimaschützer‹, schreibt der Worldwide Fund For Nature (WWF) zu seiner aktuellen Kampagne. Wer dem WWF jetzt Geld spende, könne dafür sorgen, dass schnell noch mehr Schutzgebiete eingerichtet werden könnten.
Geld und Schutzgebiete – wird damit die Welt gerettet? Der deutsche Journalist und Landwirt Klaus Pedersen glaubt nicht daran. Pedersen gehört nicht zu jenen Unermüdlichen, die immer noch bestreiten, dass es überhaupt Umweltprobleme gibt. Was er hinterfragt, sind die gängigen Rezepte, die diese Probleme lösen sollen: ›Die Erhaltung unserer natürlichen Umwelt kann nicht damit erreicht werden, dass man naturzerstörerische gesellschaftliche Verhältnisse akzeptiert und parallel dazu versucht, diese Naturzerstörung durch Ausgleichsflächen zu kompensieren‹, schreibt er im Vorwort seines Buches Naturschutz und Profit.
Pedersen kritisiert den Kern des klassischen Naturschutzgedankens: dass es darum gehe, ›unberührte‹ Gebiete zu schützen und dass Menschen in diesen Gebieten nichts zu suchen hätten. Er zeigt, dass diese Idee schon von Anfang an nicht aufging: Die ersten Nationalparks, Yosemite und Yellowstone in den USA, wurden erst menschenleer durch die Ausrottung und Umsiedlung ihrer ursprünglichen BewohnerInnen. Vertreibungen im Namen des Naturschutzes gibt es heute noch: vor allem in afrikanischen Staaten, aber auch im mexikanischen Chiapas (siehe WOZ Nr. 43/08). Die Vorstellung, dass Naturschutz per se etwas Gutes ist, erweist sich beim Lesen von Pedersens Buch bald als naiv. Häufig sind auch grosse Firmen an Schutzgebieten beteiligt – nicht aus Wohltätigkeit, sondern weil sie an den bedrohten Pflanzen und Tieren ein kommerzielles Interesse haben. Eine haarsträubende Geschichte dazu spielte sich ebenfalls in Chiapas ab: Dort versuchten WissenschaftlerInnen der Universität von Georgia (USA) zusammen mit einer mexikanischen Universität und einer walisischen Biotechfirma, von HeilerInnen Wissen über Medizinalpflanzen und traditionelle Heilmethoden zu erfahren – ohne die lokalen Organisationen zu fragen und ohne offenzulegen, was sie damit vorhatten. Die Einheimischen verhinderten das Projekt schliesslich, indem sie jede Auskunft verweigerten.
Pedersens Kritik an dieser Art von Umweltschutz ist bitter nötig. Allerdings richtet sich sein Buch vor allem an bereits überzeugte linke LeserInnen: Er prangert vieles an, etwa den Emissionshandel, ohne genau zu erklären, warum das Kritisierte eigentlich problematisch ist. Schade ist auch, dass kaum Menschen direkt zu Wort kommen. Der Autor reist zu mexikanischen AktivistInnen oder kritisiert deutsche Ärzte, die in armen Ländern nach Heilpflanzen suchen – warum interviewt er sie nicht? Doch das alles ändert nichts daran, dass Pedersens Anliegen unbedingt breitere Beachtung verdient.« – Bettina Dyttrich, WOZ #44, 30. Oktober 2008