Zeitschrift für systemische Therapie und Beratung über ›Empowerment als Erziehungsaufgabe‹

UNRAST VERLAG Pressestimmen Zeitschrift für systemische Therapie und Beratung über ›Empowerment als Erziehungsaufgabe‹

» Nkechi Madubuko richtet sich in ihrem Buch vor allem Eltern, deren Kinder potenziell von Rassismus betroffen sind. Kinder stark zu machen, ihr Selbstvertrauen und ihre Handlungskompetenz zu fördern, ist ihr ein wichtiges Anliegen. Dazu lädt sie ein, Kindern und Jugendlichen Antworten zu bieten, die ihnen dabei helfen können, aus der hilflosen Starre angesichts diskrimi­nierender und ausgrenzender Erfahren auszusteigen. Sie zeigt die Breite der rassistischen Erfahrungen auf, die Kinder und Jugendliche in Kindergärten und Schulen machen. Ihre Aus­wirkungen beschreibt die Autorin im ersten Kapitel ›Verletzte Seelen‹ und betont die Bedeutung elterlicher Geborgenheit, schützender sozialer Beziehungen ebenso wie das Erfordernis vorurteilsbewusster Erziehung in Kindergarten und Schule. Sie erinnert an die Rechte auf diskriminierungsfreie Erziehung, wie sie gesetzlich festgelegt ist und bestärkt Eltern darin, ihrem Kind Hilfestellung gegenüber Lehrer*innen und Erzieher*innen zu leisten.

Im zweiten Kapitel erläutert Madubuko ihren Ansatz des Empo­werments, dessen Ausgangspunkt ist, ›sich von den Vorurteilen anderer zu befreien, die eigenen Stärken wahrzunehmen, Ras­sismuserfahrungen mit kritischer Distanz zu sehen und nicht zu verinnerlichen‹ (S. 49 f.). Stärke gegenüber Verletzungen im Alltag erfahren Kinder und Jugendliche durch identitäts­stiftende Inhalte und ein positives Gegenbild, das dabei hilft, die Wut über Verletzungen in aktive gewaltlose Gegenwehr umzuwandeln. Dazu gibt sie Vorschläge für unterschiedliche Altersstufen. Auch Wissen über Vorurteile und Rassismus zu vermitteln, gehört dazu.

Wie Eltern sensibel auf die Bedürfnisse ihres Kindes eingehen können, um Stabilität anzubieten, ist Thema von Kapitel drei. Im folgenden Kapitel setzt sich mit erfolgreichen und weniger erfolgreichen Strategien auseinander, Rassismus zu begegnen und mit Selbstvertrauen durch Krisen zu gehen. Auch hier unterscheidet sie Möglichkeiten für die Altersstufen von 3-6 Jahren, für das Alter von 6-12 und für Jugendliche ab 12 Jahren. Dazu gehören unter anderem, sich zu wehren und auf Klärung zu bestehen, bei verletzenden Äußerungen, Gewalt oder un­gerechten Schulnoten, außerdem eigene Gegenstrategien zu entwickeln und zuzulassen. Kleinere Kinder benötigen eher Geschichten, deren Protagonisten ähnlich sind wie sie selbst. Diese Strategien werden sehr anschaulich an Beispielen erläu­tert. Sehr nachdrücklich regt Nkechi Madubuko Eltern an, ihre Erziehungsbotschaften zu reflektieren, sich die eigene Haltung zum Rassismus, das eigene Weltbild deutlich zu machen und die eigenen Haltungen z.B. gegenüber Menschen mit Vorurtei­len bewusst zu machen.

Im 5. Kapitel beschreibt die Autorin die Bedeutung eines in­neren Schutzraumes, der Kenntnis über die eigene Herkunft und Religion, die Erfahrung von Akzeptanz und eine Strategie, das Erlebte einzuordnen umfasst. Ebenso gehören dazu eine vorurteilsbewusste Erziehung, die ein Kind auf mögliche Dis­kriminierung vorbereitet und eine Vorbereitung auf rassistische Erfahrungen. Eine große Rolle spielen auch interkulturell sen­sible Kinder- und Jugendbücher, dazu gibt die Autorin Kriterien und Beispiele. Äußere Schutzräume (Kap. 6) sind Räume, in denen Kinder und Jugendliche Akzeptanzerfahrungen machen können. Madubuko zeigt an unterschiedlichen Beispielen, wie eine geschützte Gemeinschaft zum Auftanken und zum Empo­werment beiträgt. Im anschließenden Kapitel schließlich gibt Madubuko Beispiele für problematische Verhaltensweisen wie Tabuisieren, Ertragen, Bagatellisieren, die sich nicht als förder­liche Strategien erweisen. Das letzte Kapitel bietet einen Leit­faden für Eltern und Material für vorurteilsbewusste Erziehung.

Auch wenn sich Nkechi Madubuko in erster Linie an Eltern richtet, empfehle ich dieses Buch allen, weil es dabei hilft, herkunftsbezogene Diskriminierungen und Rassismus wahrzu- nehmen und an der Rassismussensibilität arbeiten zu wollen. Vor allem lege ich es Beschäftigten in Kitas und Schulen ans Herz, die allzu häufig immer noch der Meinung sind, dass Kin­der ›an sich‹ vorurteilsfrei seien und die Ausgrenzungen nicht wahrnehmen. Ich habe das Buch mit großem Gewinn gelesen und empfehle es sehr.« – Cornelia Tsirigotis, Zeitschrift für systemische Therapie und Beratung 1/2023

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