»Interessant ist die Frage, was Gewalt ist und wie sie umgesetzt wird, anstatt den Ursachen nachzugehen und damit unweigerlich im Opfer/Täte_nen-Diskurs stecken zu bleiben. Ein Perspektivenwechsel, der weder in der deutschen noch in der internationalen Kriminologie sichtbar wird. Die Studie versucht diesen Gap zu schließen, zumindest den Hinweis auf Diskriminierung und (nicht-physische) Gewalt gegen geschlechtlich veränderte Subjekte gewahr werden zu lassen. […]
Die Gruppe geschlechtlich nonkonformer Befragter mit entsprechenden biografischen Erfahrungswelten bietet aufgrund ihres Fachwissens die Chance, über klischeeformende Aussagen hinauszugehen. Im Vordergrund der wechselseitigen Auseinandersetzung stand die alltägliche Auseinandersetzung und das Überleben in bestehenden Grenzregimen. Empfehlenswert ist die Studie im Hinblick auf diesen qualitativen Ansatz. Er benennt den panoptistischen Blick (Foucault) der heteronormativen Kontrollgruppe im Hintergrund, ohne diesem Raum zu geben, und lässt die Erzählungen des Begehrens nach Sichtbarkeit, Anerkennung, nicht jedoch nach Konformität zur Sprache kommen.«
Joshua Taubert, WeiberDiwan, Sommer 2015