THE FINAL INSULT

Das Diktat gegen die Überlebenden. Deutsche Erinnerungsabwehr und Nichtentschädigung der NS-Sklavenarbeit
ISBN: 978-3-89771-417-5
Erscheinungsdatum 27. April 2003
276 Seiten, softcover

14,00 

Kategorie:

Mit der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ gelang es der deutschen Wirtschaft und dem deutschen Staat die in den USA von ehemaligen Zwangs- und SklavenarbeiterInnen angestrengten Sammelklagen abzuwenden. Die Verhandlungen sind abgeschlossen, die Überlebenden mit einem Almosen abgespeist. Es scheint, die deutsche Rechnung sei aufgegangen und die deutsche Schuldabwehr geglückt. Im Zentrum dieses Buches stehen die Überlebenden, ihre Erinnerungen und Erfahrungen mit der deutschen Nicht-Entschädigungspraxis. Es leistet eine Kritik der deutschen Gesellschaft über die Geschichte der Erinnerungs- und Entschädigungsverweigerung, die Analyse der Verhandlungsführung und die Verfestigung antisemitischer Stereotype in der deutschen Öffentlichkeit. Vor diesem Hintergrund wird die Kontinuität deutscher Geschichte aufgezeigt.
Nachdem die Schuld nun vorgeblich beglichen ist, agiert Deutschland in neuem nationalem Selbstbewusstsein und in neuer Aggressivität auch international als Hüterin über völkisch gewendete Menschenrechte und Humanität.
gruppe offene rechnungen
“The final Insult” – Das Diktat gegen die Überlebenden

gruppe offene rechnungen
Erinnerung – Verantwortung – Zukunft
Zur Kritik deutscher Zahlungsverweigerung und der Abwehr der Erinnerung

Johanna Mueller und Tobias Ebbrecht
Wahn und Kalkül
Antisemitismus und Vernichtung in der mörderischen Praxis der Zwangs- und Sklavenarbeit

Jörg Rensmann
Anmerkungen zur Geschichte der deutschen Nichtentschädigung
Einordnung und Kritik deutscher Kompensationsverweigerung von 1945 bis in die Gegenwart

Rudy Kennedy und Luke Holland

Rudy Kennedy
Ein Tag bei I.G. Farben in Auschwitz

“Zuallererst wollten wir eine individuelle Entschuldigung”
Gespräch mir Rudy Kennedy und Luke Holland über den Kampf um Entschädigung und die Zukunft der Erinnerung

Ludwik Krasucki und Felix Kolmer

Felix Kolmer und Ludwig Krasucki
Das deutsche Entschädigungsdiktat

“Ich habe immer für alle gesprochen”
Gespräch mit Felix Kolmer über seine Erfahrungen nach der Befreiung, die Verhandlungen mit der deutschen Wirtschaft und die Zukunft der Erinnerung

“Heine konnte nicht von Goethe oder Schiller vertreten werden”
Gespräch mit Ludwik Krasucki über die Stiftungsphilosophien, den Zukunftsfonds, Antisemitismus und sein Verhältnis zu Deutschland

Lars Rensmann
‘Alte’ und ‘neue’ Formen des Antisemitismus
Judenfeindliche Vorurteile und Bestrebungen in der Bundesrepublik vor und nach den Terroranschlägen von New York und Washington

Rolf Surmann
Die Klage der Opfer von Distomo
Über den entschädigungspolitischen Schlussstrich und weiterhin aktuelle Forderungen der NS-Opfer

Dorothee Wein
Die Verlassenheit der Kritiker
Einsprüche gegen die linke Derealisierung von Jean Am#kee#ery, Henryk M. Broder, Eike Geisel und Moishe Postone

Tobias Ebbrecht und Timo Reinfrank
Deutsche Schuld und die Störenfriede der Erinnerung
Über die Kontinuität in der neuen deutschen Erinnerungskultur

Literaturempfehlungen

Die Autor/innen:

Tobias Ebbrecht, Berlin, Veröffentlichungen zu Film, Antisemitismus und Erinnerungspolitik, gruppe offene rechnungen

Luke Holland, London, Filmemacher und “human rights activist”. Er hat Rudy Kennedys Kampf um Entschädigung in dem Film “I was a Slave Labourer” dokumentiert. Zahlreiche Dokumentationen und Filme zu gesellschaftlichen Themen, u.a. “Good Morning Mr. Hitler”

Rudy Kennedy, London, war Sprecher der britischen Initiative Claims for Jewish Slave Labour Comepensation. Seinen Kampf um Entschädigung dokumentiert der Film: “I was a Llave Labourer”

Felix Kolmer, Prag, Professor für Physik, u.a. stellvertretener Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde in Prag und Vizepräsident des Internationalen Auschwitz Komitee

Ludwik Krasucki, Warschau, Journalist und Vorsitzender des polnischen Verbandes der Jüdischen Kriegsveteranen und Opfer der Verfolgung während des Zweiten Weltkrieges

Johanna Mueller, Berlin, gruppe offene rechnungen

Timo Reinfrank, Berlin, Veröffentlichungen zu Geschichts- und Erinnerungspolitik sowie Jüdischem Leben in Deutschland und Osteuropa, Lehraufträge am Otto-Suhr-Institut für Politikwissenschaft der Freien Universität Berlin, gruppe offene rechnungen

Jörg Rensmann, Berlin, gruppe offene rechnungen

Lars Rensmann, Berlin, Dr. des., Wissenschaftlicher Mitarbeiter für Politik und Kultur/Grundlagen der Politik am Otto-Suhr-Institut für Politikwissenschaft der Freien Universität Berlin und Post-Doctoral Fellow/Visiting Scholar an der University of California in Berkeley. Veröffentlichungen zu Rechtsextremismus, Antisemitismus und politischer Theorie, u.a.: Kritische Theorie über den Antisemitismus (Hamburg 1998), Umkämpftes Vergessen: Walser-Debatte, Holocaust-Mahnmal und neuere deutsche Geschichtspolitik (Berlin 2000; mit Micha Brumlik und Hajo Funke), Demokratie und Judenbild: Antisemitismus in der politischen Kultur der Bundesrepublik (Wiesbaden 2003)

Magdalena Rensmann, Berlin, Übersetzerin

Rolf Surmann, Hamburg, Historiker für Zeitgeschichte und Publizist, Veröffentlichungen zu Zwangsarbeit und Entschädigungspolitik, u.a. Der lange Schatten der NS-Diktatur (Hamburg/ Münster 1999; Hg. mit Dieter Schröder), Das Finkelstein-Alibi. “Holocaust-Industrie” und Tätergesellschaft, Köln 2001

Dorothee Wein, Berlin, gruppe offene rechnungen

denkpause 21, ilka.org:

“Gerade die Abweisung der Klage von Massaker-Opfern aus dem griechischen Distomo vor zwei Wochen zeigt, dass sich Deutschland völlig seiner Geschichte entledigt weiß und Forderungen von Opfern ihres letzten Griffes nach der Weltmacht selbstbewusst zurückweisen kann. In solchen Zeiten ist die Veröffentlichung dieses Buches notwendiger denn je.”

konkret:

“In diesem Buch wird ausgesprochen, was sonst überall fehlt, daß es nämlich mit der Stiftung um die ‘Nichtentschädigung der NS-Sklavenarbeiter’ ging, nicht um die vom Europäischen Parlament geforderte späte Genugtuung, sonder ausschließlich um Erleichterung der Entschädigungsforderungen. …
Neben Kennedy (ehemaliger IG-Farben-Arbeitssklave) gehörten Ludwik Krasucki aus Polen und Felix Kolmer aus Tschechien zu den wenigen Überlebenden, die an den Verhandlungen direkt teilnahmen. Ihre Sicht der Dinge gibt The Final Insult in ausführlichen Gesprächen wieder. Diese Gespräche bilden das Zentrum des Buches, ergänzt werden sie durch Beiträge zur Abwehr der Entschädigung, die als ‘Erinnerungsabwehr’ dechiffriert wird.
Auch dieses Buch ist eine Bilanz, denn erstmals werden hier Zusammenhänge angesprochen, die in der realpolitischen Auseinandersetzung der letzten Jahre gar nicht verhandelbar waren; insofern trägt es dem Umstand Rechnung, dass es der deutschen Seite materiell gelungen ist, einen Schlußstrich zu ziehen. Indem jedoch die offenen Rechnungen präsentiert werden, dementiert es ihn zugleich.
… die Berichte der Überlebenden in The Final Insult (sind) samt der vertiefenden Beiträge ein unverzichtbare Ergänzung, gleichsam die undiplomatische Sicht der Dinge.” Tjark Kunstreich

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