Schönheitskult, Doping oder Reproduktionstechnologien – der menschliche Körper erregt gewaltiges Interesse, nicht nur in gesellschaftlicher Hinsicht, sondern zunehmend auch innerhalb der Geistes- Sozial- und Kulturwissenschaften. Kaum thematisiert wurde bisher die Bedeutung des Körpers für die Aufrechterhaltung der sozialen Ordnung. Exklusion und Marginalisierung als konstitutive Merkmale von Gesellschaft, so die Ausgangsthese des Sammelbandes Marginalisierte Körper, manifestieren sich jedoch stets auch körperlich. Die Normierung von Körpern, sei es in Arbeitsprozessen, sei es im Konsum- oder Freizeitbereich zieht jeweils auch die Konstruktion an den Rand gedrängter Körper nach sich. Den Blick auf diese Körper zu richten, auf Körperbilder und Körperpraxen, die gesellschaftliche Normen und Abweichungen festigen, ist das sowohl theoretisch wie politisch inspirierte Ziel des Buches. Die darin versammelten Beiträge diskutieren den Zusammenhang von Körper und Marginalisierung anhand dreier Themenschwerpunkte: Der erste Teil bietet einen systematischen Überblick über die Konstruktionen des »normalen« wie des »anderen«, »marginalisierten« Körpers. Im zweiten Teil werden einige Beispiele aus der Geschichte aufgearbeitet, wie u.a. historische Konstruktionen des jüdischen Körpers oder die Bedeutung des schwarzen Körpers in den Völkerschauen. Im dritten Teil schließlich geht es um aktuelle Themen wie die Konstruktion von Behinderung oder die Rolle des Körpers in biotechnologischen Entwicklungen.
Aus dem Inhalt:
Systematische Perspektiven:
1. Torsten Junge: Vom Wunder zum Monster. Aspekte einer Geschichte des anderen Körpers.
2. Imke Schmincke: Außergewöhnliche Körper. Körpersoziologie und soziale Ungleichheit.
Historische Zugänge:
3. Ulrike Klöppel: Problematische Körper. Überlegungen zur Historiographie von Problematisierungsweisen in Anschluss an Foucault.
4. Klaus Hödl: Der ›jüdische Körper‹ in seiner Differenz. Textuelle und performative Konstruktionen.
5. Jens-Rainer Berg: Dunkel, klein, krank, dreckig – ›New Immigrants‹ und die Produktion ›anderer Körper‹ im US-amerikanischen Diskurs um 1900
6. Heiko Stoff (Braunschweig/ Berlin): ›Wir wollen die Verjüngung der Welt‹. Lebensverbesserung und Todesverdrängung im 20. Jahrhundert.
7. Maren Möhring: ›Natürliche Scham‹. Marginalisierte Körper in der deutschen FKK-Bewegung.
8. Susann Lewerenz: Der ›schwarze Körper‹ im Spiegel der Völkerschauen.
Aktuelle Themen:
9. Anne Waldschmidt: Der behinderte Körper: Perspektiven der Disability Studies
10. Charlotte Ullrich: Marginalisiert, fragmentiert und technisiert? Der Körper in der medizinischen Behandlung von unerfülltem Kinderwunsch.
11. Jürgen Budde: Der Körper als Feld der Aushandlung von Männlichkeit zwischen Schülern.
12. Erika Feyerabend: Vom Produktivmachen des toten Körpers. Eine kritische Sichtung aktueller Entwicklungen in den Biowissenschaften.
Weitere Informationen
Heteronorm marginalisiert Rezension Frische marginalisierte Körper – ausgegrenzte Körper als Ware . Rezension von Heinz-Jürgen Voß in: Leerstelle Querelles-Net Nummer 25 Nummer 25/Juli 2008: Recht