Was ist Ideologie?

Zur Ökonomie bürgerlichen Denkens
ISBN: 978-3-89771-442-7
Erscheinungsdatum 30. Oktober 2005
120 Seiten, softcover

12,00 

Im Zentrum dieser Einführung steht ein Grundlagentext, der den Versuch einer Herleitung der ideologischen Denkform und ihrer Entfaltung aus der Entwicklung des ökonomischen Reproduktionsprozesses der Gesellschaft und der diesen Prozess definierenden Produktionsverhältnisse unternimmt.
Zwei kleinere theoretische Beiträge zum Thema Ideologie und eine Reihe praktischer Übungen in Ideologiekritik – zu Adorno, Max Weber/Heidegger, Lukrez und zum Kommunikationsbegriff -, sollen es dem Leser ermöglichen, sich an den im Haupttext auf seinen streng politisch-ökonomischen Begriff gebrachten Kern des Ideologieproblems reflexiv heranzuarbeiten. Sie erfüllen mit anderen Worten nicht zuletzt eine didaktische Funktion.

Inhalt

– Vorbemerkung

– Was ist Ideologie?

– Erfahrungswissenschaft und
Wissenschaftstheorie

– Falsches Bewusstsein und Verdinglichung:
Zur Entwicklung des Ideologiebegriffs Verlogene Wahrheit und fanatische Nüchternheit
Oder
Der geisteswissenschaftliche Komplex des 19. Jahrhunderts und seine Revision durch Max Weber alias Martin Heidegger

– Zur Denkfigur der Natur und
Über die Natur der Denkfiguren

– Der Ideologiekritiker Adorno und seine Grenzen

– Kommunikation

Vorbemerkung

Das vorliegende Buch vereinigt eine Reihe von Beiträgen zum Thema Ideologie, die im Laufe von rund dreißig Jahren entstanden sind und die nicht nur Zeugnis von der anhaltenden Beschäftigung des Verfassers mit dem Gegenstand ablegen, sondern auch Einblick in die intellektuelle Entwicklung gewähren, zu der diese anhaltende Beschäftigung den Verfasser nötigte.
Den Anfang des Buches macht dabei ein Essay, der 1997 entstand und als das Ende und Resultat jener intellektuellen Entwicklung gelten kann: als Versuch nämlich einer strengen Herleitung der ideologischen Denkform aus dem ökonomischen Reproduktionsprozess der Gesellschaft beziehungsweise aus den Produktionsverhältnissen, durch die der letztere determiniert ist.
Diesem Text folgen zwei frühere Artikel, die aus den Jahren 1975 und 1982 stammen und mit ihrem weniger politisch-ökonomischen als erkenntniskritisch-phänomenologischen Ansatz noch eher auf eine Interpretation der ideologischen Bestimmtheit bürgerlicher Reflexionsprozesse und Theoriebildungen beschränkt sind, als dass sie auf eine generelle Analyse der Ideologieform des bürgerlichen Bewusstseins als solchen gerichtet wären.
Hieran schließen sich drei praktische Übungen in Ideologiekritik aus den Jahren 1987, 1989 und 1990 an, die insofern exemplarische Bedeutung beanspruchen können, als sie im ersten Fall offen ideologische Theorien zum Gegenstand haben, im zweiten Fall die ideologiekritische Methode auf einen vorbürgerlichen Denkzusammenhang anwenden und im dritten Fall eine avancierte Ideologiekritik einer Metakritik unterziehen.
Den Abschluss bildet eine kleine Reflexion aus dem Jahr 1984, die dazu dient, den heute ebenso umgangssprachlich-gängigen wie leitfossilisch-zentralen Begriff der „Kommunikation“ seiner vermeintlichen Unverfänglichkeit und Wertneutralität zu entreißen und in seiner ideologischen Absicht und politischen Zielsetzung sichtbar zu machen.
So sehr sich die in diesem Buch versammelten Beiträge nach ihren methodischen Ansätzen, ihren Gegenständen und den Aspekten, auf die sich konzentrieren, unterscheiden mögen, was sie eint und weniger als heuristisch roter Faden denn als detektivisch fixe Idee durchzieht, ist die Überzeugung, dass es die materiellen Lebensbedingungen und sozialen Erfahrungen beziehungsweise die damit einhergehenden latenten Verhaltenszwänge und unbewussten Wahrnehmungsbeschränkungen des bürgerlichen Kollektivs sind, die das Bewusstsein des Einzelnen bis in seine abstraktesten Dimensionen und idiosynkratischsten Reflexionen hinein bestimmen und dass dem so bestimmten Bewusstsein nur ständige Selbstreflexion, sprich, eine fortlaufende ideologiekritische Brechung der Kontinuität seiner Denktätigkeit, ein gewisses Maß wenn schon nicht an praktischer „Freiheit zu“, so immerhin doch an theoretischer „Freiheit von“ zu gewährleisten vermag.

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Informationen zu der Autor*in

Ulrich Enderwitz lebt als freiberuflicher Autor und Übersetzer in Berlin. Zu seinen bisherigen Veröffentlichungen zählen - zuletzt:
Reichtum und Religion. Vier Bücher in sieben Bänden, Ça ira-Verlag, Freiburg 1990 ff.
Der Konsument als Ideologe – 200 Jahre deutsche Intelligenz, Ça ira Verlag, Freiburg 1994.
Die Sexualisierung der Geschlechter – Eine Übung in negativer Anthropologie, Ça ira Verlag, Freiburg 1999.
Website Ulrich Enderwitz:
Geschichtsphilosophische Studien und zeitkritische Essays
Da die Welt sich partout nicht verändern will beziehungweise Veränderung nur in der Vexierform einer Transformation des immer Gleichen zu kennen scheint, bleibt es nach wie vor unsere Aufgabe, sie zu interpretieren.
www.reichtum-und-religion.de