Das Buch geht von der Beobachtung aus, dass eine völlige Konfusion über Begriffe und Begriffsinhalte in den Forschungen zur ›extremen Rechten‹ vorherrscht. Indem die Wissens- und Begriffsgeschichte des ›Rechtsextremismus‹ in der Bundesrepublik im Kontext des Kalten Krieges (Walter Lippmann) geschrieben wird, zeigt sich, in welchem politisch hochgradig umkämpften Feld sich verschiedene Ansätze herausbilden, behaupten oder marginalisiert werden.
Seit 1945 bis in die frühen 1990er Jahre wird eine Kontinuität bestimmter Deutungsmuster in der Bundesrepublik deutlich. Als öffentlich besonders wirkmächtig hat sich dabei im Gefolge der Totalitarismustheorie die ›Extremismustheorie‹ erwiesen, die seit etwa Mitte der 1970er Jahre zur offiziellen Deutungslinie für den ›Rechtsextremismus‹ wurde. Das hat bis heute erhebliche Ausblendungen und Verkürzungen zur Folge. Diese sind teils schon im Begriff ›Extremismus‹ an sich angelegt, teils werden sie aber auch verstärkt durch eine wissenschaftspolitische Einflussnahme seitens der Politik sowie staatlicher Behörden.
Abschließend werden neuere Ansätze der Forschung vorgestellt und diskutiert, inwiefern sie sich für eine Neukonzipierung der Forschung zur extremen Rechten eignen. Stärkerer Aufmerksamkeit bedürfen demnach Studien zum Bildungssystem sowie zur leistungs- und arbeitsbezogenen Wertesozialisation, um zu einem neuen integrierenden Ansatz gelangen zu können.