Als die Mauer fiel und »das glücklichste Volk der Welt« die sogenannte »Wiedervereinigung« zelebrierte, wurde der Klassenkampf samt dem »Zeitalter der Ideologien« offiziell für beendet erklärt. Die salbungsvollen Worte erwiesen sich aber als inhaltsleer, der deutsche Imperialismus feierte fröhliche Urständ. Aber auch die radikale Linke, die sich als Fundamentalopposition versteht, verschwand nicht von der Bildfläche. Über 20 Jahre später zieht der Autor Bilanz und untersucht den Werdegang jener politischen Minderheit, die sich einst gegen die Annexion der DDR gestemmt hatte.
Peters zeigt auf, wie sich der Epochenbruch von 1989/90 politisch und organisatorisch auf die verschiedenen Strömungen der radikalen Linken (Kommunist*innen, Anarchist*innen, Autonome) auswirkte, widmet sich dem Pro und Contra der antideutschen Orientierung und analysiert die praktischen Aktivitäten der Antikapitalisten, um der Frage nachgehen zu können, welchen Platz sie heute in der politischen Landschaft der zur Weltmacht aufgestiegenen BRD einnehmen.
Zudem wird der Entwicklung der radikalen Linken ideengeschichtlich nachgespürt. Im Mittelpunkt stehen dabei die Bemühungen, eine zeitgenössische Imperialismustheorie zu erarbeiten, Lehren aus der historischen Niederlage des Sozialismus zu ziehen und diese in Entwürfe eines zukünftigen Gesellschaftsmodells zu integrieren. Thematisiert werden auch Debatten zur Frage eines revolutionären Subjekts und die Stellung der radikalen Linken zum Islam.