Tödliche Schüsse

Eine dokumentarische Erzählung
ISBN: 978-3-89771-649-0
Erscheinungsdatum 30. März 2008
296 Seiten, softcover

18,00 

Am 2.11.1987 ereignete sich ein Novum in der Geschichte sozialer Bewegungen: Im Verlauf einer Nachtaktion am Frankfurter Flughafen, an der sich ca. 400 StartbahngegnerInnen beteiligten, wurden tödliche Schüsse auf Polizeibeamte abgegeben.
Die dokumentarische Erzählung basiert auf über 15 geführten Interviews mit damals Beteiligten. Im Zentrum der Erzählung steht die Rekonstruktion dieser nächtlichen Demonstration: Die LeserInnen begleiten die ProtagonistInnen durch den Wald, an die Startbahn, zurück nach Hause, ins Polizeigewahrsam, zum Verhör – eingeholt von Ereignissen, die ihr bisheriges Leben gewaltig ins Wanken brachten (Hüttendorfräumung/1981, Tod von Günther Saré/1985, Tschernobyl/1986, Strommastaktionen/1986, Demonstration gegen die Plutoniumfabriken Alkem-Nukem in Hanau/1986).
Auch wenn die Auseinandersetzung um die ›Startbahn West‹ im Mittelpunkt dieser Erzählung steht, so ist es auch ein Buch über die 1980er Jahre, eine Synthese aus ›68‹ und dem ›Deutschen Herbst‹ 1976/77.

Unbeabsichtigt geriet das Buch bei Erscheinen in das 40-Jahre Jubiläum der ›68er‹. Die Ausdeutungsschlacht, was uns ›68‹ gebracht haben könnte, wogte hin und her. Die konservative Variante hielt ›68‹ für die Brutstätte aller (staatsfeindlichen) Gewalt und konstatiert seitdem den Verfall aller (christlichen, familiären, moralischen und sexuellen) Werte. Die moderne Variante verbuchte eine »grundlegende Zivilisierung« Nachkriegsdeutschlands, ohne die es heute keinen schwulen Bürgermeister, keine lesbische Vize-Bürgermeisterin geben würde.

Interessanterweise blenden beide Varianten ein Erbe aus, das alles andere als eine marginale Antwort auf ›68‹ war: Das Entstehen sozialer Bewegungen Ende der 1970er/Anfang der 1980er Jahre – von der Häuserkampfbewegung, über die Anti-AKW-Bewegung, bis hin zur feministischen Bewegung… und der Startbahnbewegung – der Versuch, zwischen kommunistischen Doktrinen und Alternativbewegung, zwischen der Roten Armee Fraktion (RAF) und den ›Grünen‹ eigene Wege zu gehen. In diesem Sinne füllt es auch einen blinden Fleck der ›68er‹-Rezeption.
Viele ehemalige StartbahngegnerInnen werden beim Lesen nicht nur auf Bekanntes stoßen. Vieles, was man an der Startbahn hören konnte, musste vage bleiben – manches wurde auch gewollt falsch erzählt. Einige werden also überrascht sein, dass sich markante Ereignisse ganz anders abgespielt haben, als sie sie in ›Erinnerung‹ haben.

Der Wunsch, die Geschichte der Startbahnbewegung und der 1980er Jahre nicht als persönliche Reminiszenz und Anekdote zu erzählen, war eines der entscheidenden Motive, dieses Buch zu schreiben.
Die über 15 Romanfiguren geben mehr als ihre persönlichen Erinnerungen wieder. In der Summe bieten sie die Möglichkeit, Teil des kollektiven Gedächtnisses zu werden.

Informationen zu der Autor*in

Wolf Wetzel war Autor der ehemaligen autonomen L.U.P.U.S.- Gruppe, die seit 1986 autonome Theorie mit praktischen Fragen des Alltags verband (Startbahnbewegung 1980-1991, Libertäre Tage in Frankfurt/M. 1987, Anti-Repressions-Kampagne 1987-90, Anti-Golfkriegskampagne 1991, Bundestagsblockade gegen die Abschaffung des Asylrechts 1993, Aufruf zur Verhinderung des grünen Sonderparteitags zum Krieg gegen Jugoslawien 1999)
Sie veröffentlichte bisher Texte u.a. in den Zeitschriften Schwarzer Faden, Die Aktion, ak, atom, Links, taz, diskus, radikal, swing, die Beute, Interim, Jungle World, Junge Welt.
1991 erschien in der Edition ID-Archiv der Textbeitrag: ›Doitschstunde – Orginalfassung mit autonomen Untertiteln‹ in dem Buch: ›Metropolen(gedanken) & Revolution?‹
1992 erschien in der Edition ID-Archiv das Buch: ›Geschichte, Rassismus und das Boot - Wessen Kampf gegen welche Verhältnisse‹
1994 erschien in der Edition ID-Archiv das Buch: ›Lichterketten und andere Irrlichter – Texte gegen finstere Zeiten‹
2001 erschien im Unrast-Verlag das Buch: ›Die Hunde bellen…Von A bis (R)Z. Eine Zeitreise durch die 68er Revolte und die militanten Kämpfe der 70er bis 90er Jahre‹
2002 erschien im Unrast-Verlag das Buch: Krieg ist Frieden. Über Bagdad, Srebrenica, Genua, Kabul nach ...
Wer Interesse an Veranstaltungen, Buchlesungen etc. hat, möge sich bitte an die Verlagsadresse wenden.

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