Thilo Sarrazins Buch Vom neuen Tugendterror. Über die Grenzen der Meinungsfreiheit in Deutschland erschien Ende Februar 2014. Darin vermarket er gewinnbringend seine bereits in Vorträgen dargelegten Thesen zur Meinungsfreiheit in einem Rundumschlag gegen Political Correctness.
Politisch absolut ›unkorrekt‹ steht Sarrazin dabei in der ideologischen Tradition der Menschen- und Bevölkerungskorrekturen. Wer von Gutmenschen und Tugendterror spricht, will die Primärtugenden der Menschlichkeit durch angebliche Tugenden der Korrektheit ersetzen. Sarrazin stellt sich gleichermaßen als Rebell gegen Political Correctness wie als Opfer von Zensur dar. Er lenkt damit ab von der Tradition der Korrektions-Anstalten und der eugenischen Bevölkerungskorrekturen, deren Ideologie er vertritt.
»Thilo Sarrazin kann gegen seine Kritiker inhaltlich kaum bestehen – er hat keine Argumente, er kennt nur Populismus. Doch genau das macht ihn so gefährlich. Andreas Kemper zeigt deutlich auf, in welcher Tradition er und seine Thesen stehen, er scheut sich auch nicht aufzuzeigen, wer aus der deutschen Medien- und Wissenschaftsgemeinde sich in den letzten Jahren mit Sarrazin gemein gemacht hat. Sein Buch ist eine höchst analytische Auseinandersetzung mit dem Phänomen Sarrazin und seinen gruseligen Wurzeln.« – Mira Sigel, Die Freiheitsliebe, 18. März 2014
Thilo Sarrazin zeigt, dass sich noch immer die Ideologie des Forderns und Förderns mit Fragen der qualitativen Bevölkerungspolitik verbindet. Die modernisierte Variante dieser Ideologie besetzt in den Auseinandersetzungen um emanzipatorische Kämpfe das Schlagwort Political Correctness. Mit diesem Trick wendet er den antiquierten Mief der Korrektheit gegen emanzipatorische Meinungen und Gruppen. Er dreht den Spieß des Bürgertums um und lässt ihn gegen sich gerichtet erscheinen.
»[…] eine zeitnahe und fundierte Kritik Sarrazins neuester Publikation […] Kemper [deckt] eindringlich und gut recherchiert die Widersprüche in den Thesen Sarrazins und dessen Befürworter_innen auf und stellt diese in Zusammenhang mit einer langen Tradition der ›Korrektionsanstalten‹.« – Alexander Struwe, pw-portal, 3. Juli 2014