Die AutorInnen zeichnen die Geschichte der rechtsradikalen Musikszene nach, analysieren die aktuellen Entwicklungen, werten die Musiktexte und Fanzines aus. Sie beleuchten die Bedeutung des Internet, gehen der Frage nach, welche Rolle Frauen spielen, und stellen einen internationalen Vergleich an. Im zweiten Teil werden Ideen und Konzepte gegen die Verbreitung rechtsradikaler Inhalte vorgestellt.
Auf Grund eines Verfahrens war der Verkauf kurzzeitig eingestellt. Der Titel – um zwei strittige Stellen geschwärzt – ist nun wieder lieferbar und kann hier bestellt werden. [Unrast 30.9.2004]
“Es gibt Bücher, die Neuland erschließen, die einem den Blick auf bisher Unbekanntes eröffnen. Und es gibt Bücher, die bieten einen abschließenden Überblick und ermöglichen somit eine Bewertung. RechtsRock gehört sicherlich zu der zweiten Kategorie.”
Enough is enough Nr.18
Rezensionen:
“Wer sich mit dem Rechsrock künftig ernsthaft befassen möchte, wird an dem Band und seiner Informationsfülle nicht vorbeikommen.”
Thomas Pfeiffer, blick nach rechts Nr. 8, April 2003
“Der ‘RechtsRock’ ist zu einem wichtigen Ideologieträger der extremen Rechten geworden. (…) Ein informatives, kritisches Standardwerk über rechte Musik, rechte Alltagskultur und rechten Lifestyle.”
Auszug aus der Rezension von Klaus Perlbach, ekz-Informationsdienst
socialnet.de:
“In diesem Buch wurde eine bisher nicht gekannte, unglaubliche Fülle von Daten und Materialien zum Thema Rechtsrock zusammen getragen und hervorragend dokumentiert. Mit seinem praxisbezogenen dritten Teil hat das Buch Handbuchcharakter und gehört in jede Einrichtung, in der mit Jugendlichen gearbeitet wird. Es stellt einen wesentlichen Baustein in der Rechtsextremismusforschung dar und setzt im Bezug auf die Qualität der Recherche Maßstäbe.” (Auszug)
Prof. Dr. Hubert Minkenberg
ROCKMAGAZIN: eclipsed
“‘RechtsRock’ ist die wohl umfangreichste Publikation zu dieser Thematik, die in Deutschland erschiene ist. Die Vielzahl von Autoren, jede(r) ein Spezialist des von ihm abgehandelten Sachbereichs, bieten eine Vielzahl an Informationen.” Alan Tepper
Enough is enough Nr. 18:
Es gibt Bücher, die Neuland erschließen, die einem den Blick auf bisher Unbekanntes eröffnen. Und es gibt Bücher, die bieten einen abschließenden Überblick und ermöglichen somit eine Bewertung. RechtsRock gehört sicherlich zu der zweiten Kategorie.
Warum sollten sich Menschen, soweit sie nicht in der lokalen Antifa organisiert sind oder sich als Lehrer, Sozialarbeiter oder Staatsanwälte mit Skinheads auseinanderzusetzen zu haben ein Buch lesen, in dem auf mehr als fünfhundert Seiten das Thema RechtsRock von allen Seiten erläutert und zerpflückt wird? Wer den RechtsRock als schlecht gespielte Musik politischer Wirrköpfe abtut, die gegebenenfalls kriminalisiert werden müssen, der kann sich die Zeit, die Mühe und das Geld sparen. Wer aber Interesse daran hat zu erfahren, in welche Richtung sich Teile unserer Gesellschaft entwickeln, für den ist die Lektüre dieses Buches unverzichtbar. Die Shell-Studie hat festgestellt, dass der größte Teil der deutschen Jugend die in dieser Gesellschaft verwirklichten Werte akzeptiert und versucht diese für sich persönlich umzusetzen; junge Frauen sind heute deutlich selbstsicherer, junge Männer kompensieren die hierdurch bei ihnen entstehende Unsicherheit in zunehmendem Maße durch die aggressive Abwehr vermeintlich Schwächerer. Parallel hierzu hat sich in den letzten 15 Jahren in Deutschland eine Musikszene entwickelt, die stark von extrem rechter Ideologie geprägt ist. Diese Szene hat längst den Kern der militanten neofaschistischen Skinhead-Szene verlassen und Einfluss auf einen großen Teil der Jugendlichen gewonnen. Naturgemäß verflachen bei einer solchen Verbreiterung die ursprünglichen Erscheinungsformen und Inhalte innerhalb der Modeentwicklung, bleiben jedoch rudimentär erhalten. Nicht nur modische Details, die ursprünglich der Skinhead-Szene entsprangen finden sich heute daher als feste Bestandteile der Jugendmode, auch inhaltlich bestehen heute kaum klare Abgrenzungen der mehrheitlichen Jugendlichen, gegenüber extrem rechten Positionen. Hierbei ist insbesondere zu beachten, dass trotz subkultureller Erscheinungsformen der RechtsRock-Szene, wie beispielsweise der Skinhead- oder Darkwave-Mode, diese den zentralen Werten der Gesellschaft nicht entgegenläuft. Statt dessen werden diese Werte aufgenommen und auf die Spitze getrieben.
Im Gegensatz zur Punk-Szene oder den Autonomen löst diese Bewegung daher auf dieser Ebene keine Abwehrreaktion aus. Abgelehnt wird höchstens die subkulturelle Erscheinungsform. Wenn die »Jungs« daher um im Bild zu bleiben, mit Texten oder Verhalten »übers Ziel hinausschießen« bleiben sie dennoch Teil der Gesellschaft und ernten dementsprechen das Verständnis ihrer Umgebung. Nur auf dieser Basis lässt sich die überwiegende Nichtreaktion der Gesellschaft auf rassistische, völkische und antisemitische »Exzesse« erklären (dass der kurze »Antifa-Sommer« der Republik hier keine Kehrtwende eingeleitet hat ist deutlich zu erkennen).
Darüber hinaus führt die weitere Verbreiterung des RechtsRock auch dazu, dass die subkulturellen Elemente, die zur Entwicklung der Szene absolut notwendig waren, nun mehr und mehr an Bedeutung verlieren. So lange die Szene sehr klein und isoliert war, wurden das grelle Outfit und die laute Provokation als Identifikationsmittel benötigt. Aus der Abgrenzung entstanden die engen Freundeskreise, das Gefühl etwas besonderes zu sein. Mit der Verbreitung der Szene zur (Jugend-)Bewegung ist diese Abgrenzung nicht mehr notwendig, nein zum Teil sogar unerwünscht. Uns so lauschen nun auch Jugendliche, die nur durch winzige Accessoires ihre Zugehörigkeit zur Szene zur Schau stellen genauso zu Landser-Songs und Hetzballaden während dies vor einigen Jahren noch ausschließlich »Glatzen« vorbehalten war.
Die selbe Tendenz führt dazu, dass auf dem letztjährigen Heß-Marsch in Wunsiedel nunmehr ein großer Teil der anwesenden Jugendlichen vom ersten äußerlichen Erscheinungsbild her überhaupt nicht als Nazis zu erkennen waren, ihre Gesinnung aber um so deutlicher durch Entsprechende T-Shirt-Aufdrucke wie »Masterrace«, »Walküre« oder »Braune Musik Fraktion« zum Ausdruck brachten. Und so gibt die Entwicklung der RechtsRock-Szene Hinweise auf die Entwicklung der bundesdeutschen Gesellschaft: während die rassistische, völkisch-nazistische Ideologie dieser Musik vor einigen Jahren noch unter dem Deckmantel einer Subkultur auftreten musste, und sich so, getarnt als Jugendprotest kleine Freiräume erkämpfte, ist sie mittlerweile zum modischschicken Accessoires derjenigen Jugendlichen geworden, die die Werte dieser Gesellschaft vollständig verinnerlicht haben. Als wir vor zwei Jahren zusammen mit dem Antifaschistischen Infoblatt und dem internationalen antifaschistischen Magazin Searchlight das Buchprojekt White Noise vorlegten, konnten wir in weiten Teilen eine klare Struktur der deutschen und internationalen RechtsRock-Szene darstellen. Insbesondere die personellen Verbindungen aber auch die gesellschaftspolitische Bedeutung des Phänomens RechtsRock vermochten wir klar einzuordnen und zu belegen. Wir stellten fest, dass es sich beim RechtsRock um einen Bestandteil der Erlebniswelt eines sich von einer rassistischen extrem rechten Szene zu einer Bewegung veränderten Teils der Gesellschaft handelt.
In anderen Bereichen, wie der genauen zahlenmäßigen Festlegung der RechtsRock-Produktionen, Auflagen, der Bedeutung einzelner Vertriebswege etc. blieben wir damals zwangsläufig vage und ungenau – die Recherche war noch nicht so weit, als