Ein international angelegter Überblick über Nationen- und Identitätenbildung

Mythos Identität

Fiktion mit Folgen
ISBN: 978-3-89771-735-0
Erscheinungsdatum 30. Oktober 2004
234 Seiten, softcover

18,00 

Herausgegeben unter der Mitarbeit von Frank Wichert

Edition DISS Bd. 6

Allenthalben ist zu hören, Nationen seien reine Mythen, Konstrukte, denen in Wirklichkeit keine reale Existenz zukomme. Es gehe deshalb darum, den Mythos Nation zu kritisieren und seine Irrealität bloßzulegen. Der Begriff ›Nation‹ reklamiere völlig zu Unrecht eine gemeinsame Herkunft oder gar Abstammung, die Homogenität einer Volks- und Schicksalsgemeinschaft, eine gemeinsame Sprache und Kultur und ähnliche Eigenschaften. Das ist ja auch nicht falsch.
Allerdings übersieht solche Kritik, dass Mythen reale und ganz konkrete Folgen haben: Die Festigung der Einflusssphären und Sicherung von Besitzständen führt zu Kriegen, die Hypostasierung der gemeinsamen Abstammung nährt Rassismus und Antisemitismus.
Auf diesem Hintergrund ist erst zu verstehen, weshalb die Debatten und Kämpfe um Vorstellungen von ›nationaler Identität‹, einem Terminus, der von ganz Rechtsaußen in die ›Mitte‹ der Gesellschaft gewandert ist, mit derart großer Heftigkeit ausgetragen werden. Dies geschieht heutzutage um so heftiger, als nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion und angesichts der Erweiterung der EU die alten Mythen offensichtlich transformiert werden (müssen).

In Verbindung damit sind auch subjektive Identitäten, die sich auf Identifikationen mit den jeweiligen nationalen Mythen berufen konnten, erodiert. Die Frage: Wer bin ich? Und erst recht: Wer ist der/die Andere? treibt viele Menschen um und führt zu Identitätskrisen und zu weltweiter Paranoia.

aus dem Inhalt:
Kurt Lenk (Erlangen): PAX AMERICANA – Hegemonie oder Imperium
Ivan Gololobov (Moskau): Der Kampf um die Identität Russlands nach dem Ende des Sowjetreichs
Gudrun Quenzel (Essen): Europäische Kulturpolitik – ihr Beitrag zur Renaissance konservativer Identitäten
Alfred Schobert (Duisburg): Alain de Benoists Vorstellungen von europäischer Identität
Siegfried Jäger (Duisburg): Paradoxe Entschärfungen im Interesse der Nation. Der Einwanderungsdiskurs nach dem 11.9.01
Semra Celik (Berlin): Hybride Identitäten bei Menschen mit türkischem Migrationshintergrund
Frank Wichert (Duisburg): Männliche Applikationsvorgaben in deutschen Print-Medien
Moshe Zuckermann (Tel Aviv): Israelische Identität und der Nahostkonflikt
u.a.

Rezension von Karl Pfeifer : lesen

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Informationen zu der Autor*in

Alfred Schobert war seit Anfang der 90er Jahre Mitarbeiter im AK gegen Rechts am Duisburger Institut für Sprach- und Sozialforschung (DISS) [Siehe auch dort: Wissenschaftl. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des DISS ]; Arbeitsgebiete: Antisemitismus und Antizionismus; Rechtsextremismus und Konservatismus (insbesondere Geschichtspolitik und rechtsextreme Musik-Subkulturen); neuere französische Philosophie; zahlreiche Artikel zu diesen Themen in Allgemeine Jüdische Wochenzeitung, Freitag, Jungle World, Konkret und Spex.

Alfred Schobert ist am 18. November 2006 im Alter von 43 Jahren gestorben.

Alfred Schobert: Luzider Intellektueller, avancierter Publizist, politischer Wissenschaftler, Streiter für Frieden und Gerechtigkeit. Ein Nachruf von Siegfried Jäger

ABSCHIED. Ein Nachruf von DJ Kersten

Informationen zu der Autor*in

Siegfried Jäger (1937–2020), Prof. Dr., lehrte Sprachwissenschaft an der Universität Duisburg und war lange Jahre Leiter des Duisburger Instituts für Sprach- und Sozialforschung (DISS). Er veröffentlichte zahlreiche Diskursanalysen zu Rassismus und Migration, Rechtsextremismus und Krieg, vor allem auch die bisherigen Auflagen der Kritischen Diskursanalyse.

Weitere Informationen zu Siegfried Jäger auf der Homepage des DISS

NACHRUF auf Prof. Dr. em. Siegfried Jäger
von Regina Wamper, Sebastian Friedrich, Sara Madjlessi-Roudi und Jens Zimmermann in analyse & kritik, 15. September 2020