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Die Print-Version des Titel ist kurzfristig vergriffen, wir haben ihn daher neu aufgelegt – mehr …
»Kara Günlük« ist junge, freche politische Satire und bringt den deutschen Bildungsroman auf das nächste Level.
Seit Noah Sows »Deutschland Schwarz-Weiß« und Fatih Çevikkollus »Der Moslem-TÜV« ist es offiziell: Es darf über Rassismus gelacht werden. Mutlu Ergüns »Kara Günlük – Die geheimen Tagebücher des SESPERADO« schließt an diese Tradition an. In seinen Tagebüchern zählt Sesperado nicht nur die Tage bis zur R.O.C., der Revolution of Color, dem Tag an dem sich alle People of Color (P.O.C.) vereinen, er trägt, oft auch auf sehr komische Art und Weise, mit seinen Lyrical-Guerrilla-Strategien dazu bei, diesen Tag näher zu bringen. In Kara Günlük erfahren wir zum Beispiel, was man alles auf die Frage »Wo kommst du heeeer« antworten kann und was passiert, wenn ein P.O.C.-Revolutionär zur Bundeswehrmusterung gerufen wird.
Sesperados Familien- und Freundeskreis entblößt die unfreiwillige Komik des Alltagsrassismus und stößt damit Angehörige der Mehrheitsgesellschaft immer wieder aus ihrer Privilegien-Kuschelecke. Die geheimen Tagebücher sind eine amüsante Anleitung, wie man rebellieren und gleichzeitig Spaß dabei haben kann.
»Das Ergebnis ist gelungene antirassistische Satire, denn Kara Günlük, zu deutsch Das dunkle Tagebuch, ist unterhaltsam und intelligent zugleich. Mutlu Ergün präsentiert hier einen Knigge der verbalen antirassistischen Kriegsführung und führt die LeserInnen ein in das, was der Sesperado »kritische Weißseins-Studien« nennt. Bei aller Selbstüberschätzung des Protagonisten lässt Ergün die LeserInnen aber auch dessen Schmerz und Enttäuschung spüren, die sich hinter dieser Oberfläche verbergen. Umso sympathischer und notwendiger erscheinen seine Wege zur Selbstermächtigung, so radikal oder abwegig und manchmal schlichtweg genial sie auch sein mögen.«
Johanna Böttges in philtrat nr. 97