Gemachte Differenz

Kontinuitäten biologischer »Rasse«-Konzepte
ISBN: 978-3-89771-475-5
376 Seiten, softcover

19,80 

Das Konzept der »Rasse« wird seit einigen Jahren in den Biowissenschaften wieder vermehrt verwendet. Dies findet konträr zu den unzähligen Kritiken statt, die einen Bezug auf den Begriff eigentlich ausschließen sollten. Mehr noch: der Boom der Genetik hat zudem neue Formen der biologischen Unterscheidung von Menschen entlang von »Rasse« produziert. Zwar weisen die Sozialwissenschaften darauf hin, dass rassifizierte Unterschiede immer häufiger mit »kulturellen Differenzen« begründet werden, gleichzeitig sind jedoch biologische »Rasse«-Konzepte weiterhin virulent. Dies macht eine kritische Analyse und Diskussion dazu dringend notwendig.
Die Autor_innen dieses Bandes beschäftigen sich mit wissenschaftlichen »Rasse«-Konzepten in ihrer historischen Entwicklung vom Kolonialismus bis in die Gegenwart. Sie untersuchen die Konjunktur rassistischer Forschungsprojekte in den heutigen Biowissenschaften sowie die wissenschaftliche Herstellung dieser Konzepte. Wichtige Bezugspunkte sind dabei die sozialkonstruktivistische sowie postkoloniale Theorie, die kritische Weißseinsforschung, die feministische Naturwissenschaftskritik und Ansätze der Wissenschaftssoziologie. Der Band gibt damit einen Überblick über die Kritik an Kontinuität, Reetablierung und Modernisierung von »Rasse« in den biowissenschaftlichen Disziplinen.

»Der Band ›Gemachte Differenz‹ muss unbedingter Bestandteil jedes sozial- und kulturwissenschaftlichen sowie biologischen und medizinischen Studiums werden.« – Heinz-Jürgen Voß, literaturkritik.de

Abstracts

Aus dem Inhalt

Einleitung
AG gegen Rassismus in den Lebenswissenschaften

Überblicke

Rassifizierte Gene:
Zur Aktualität biologischer »Rasse«-Konzepte in den neuen Lebenswissenschaften
Thomas Brückmann, Franziska Maetzky, Tino Plümecke

Gibt es einen »Neo-Biologismus«?
Ina Kerner

Die Neugestaltung von Race: DNA und die Politiken der Gesundheit
Anne Fausto-Sterling

Schwarze in der Universität: Diversity in Adversity
Grada Kilomba

Rückblicke

Wissenschaftliche Konstruktionen von »Rasse« und »Geschlecht« in der Anthropologie um 1900
Christine Hanke

Staatsform – Biomacht – »Rasse«
Lebenswissenschaftliche Kontinuierungen vom deutschen Kolonialismus bis zum nationalsozialistischen »Volkskörper«
Timm Ebner

›Bastarde‹ als Problem der deutschen Eugenik und ›Rassenhygiene‹ im 20. Jahrhundert
Kien Nghi Ha

Der »Rasse«-Begriff in der Biologie nach 1945
Kerstin Palm

Einblicke

Unverschämt bleiben. Ein Einspruch in post/koloniale Setzungen von (›genetischer‹) Krankheit aus Schwarzer kranker Perspektive
Christiane Hutson

Politik mit Kategorien: Zur Produktion von Differenz in Epidemiologie und Biomedizin
Susanne Bauer

Lebendig begraben. Race-Konzepte in den Wissenschaften.
Troy Duster

»Rassenspezifische Medizin«? Zur Funktion von »Rasse« als Platzhalter in der Genetik und als Klassifikationsmerkmal in den Lebenswissenschaften am Beispiel von BiDil
Monika Feuerlein/Carsten Junker

Der »Rasse«-Begriff in der Psychologie
Timo Wandert

Autor_innenverzeichnis

Presse
Rassifizierung ohne „Rasse” – Gespräch mit Karsten Mayer und Alex Pisarek von der AG gegen Rassismus in den Lebenswissenschaften.
GID 197 – Jan 2010 S. 5 – 7 | Infos im Unrast Blog

Biologistische „Rasse“-Konzepte. Still Alive?! Von der AG gegen Rassismus in den Lebenswissenschaften. In: HUch! Sonderausgabe Rassismus – Winter 08/09 (PDF) | Infos im Unrast Blog

“Es gibt Trends, die, so schrecklich sie auch sind, einfach nicht abreißen. Auch in der Wissenschaft. Gemachte Differenzen befasst sich mit dem tot geglaubten Konzept der Rasse und seinen Entwicklungslinien von der Kolonialzeit bis heute. (…) Man muss dieses Buch lesen, um den Wahnsinn zu begreifen und ihm entgegenwirken zu können.”
Nambowa Mugalu in philtrat nr. 92 – oktober/november 2009.

“Neu für den deutschen Kontext ist die fundierte und differenzierte Darstellung der wissenschaftlichen Rassekonzepte und vor allem deren Konsequenzen für die wissenschaftliche Forschung, für Gesundheits- und Bevölkerungspolitik und für rassistische Wissenschafts- und Alltagsdiskurse. Dieses mit umfangreichen Literaturhinweisen versehene Buch sei daher all jenen ans Herz gelegt, die sich an aktuellen politischen Debatten um die Wirkungsmächtigkeit von Rassismus beteiligen wollen. Das Problem heißt nicht Fremdenfeindlichkeit, sondern Rassismus und es fängt bei der Klassifizierung an.” Geschichte, Kontinuitäten und Gegenwart des wissenschaftlichen Rassismus. Rezension von Doris Liebscher in KILBY2. Phase 2 Nr. 32 12/09 Literaturbeilage – Winter 2009