Unter Verwendung zahlreicher Originalaussagen und bislang ungesichtetem Archivmaterial zeichnet Colins Weitz ein äußerst lebendiges Bild der Aktivität von Frauen in der französischen Résistance und bezieht auch den alltäglichen Widerstand mit ein. Die Schwierigkeiten, sich der Bewegung anzuschließen, kommen ebenso zur Sprache wie die Vorurteile, denen sie aufgrund ihres Geschlechts ausgesetzt waren. Doch ohne ihren Wagemut wäre die Résistance nicht denkbar gewesen.
Rezension von Raphaela Kula, Bielefeld:
»… Kaum eine dieser Frauen wurde im Nachkriegsfrankreich nach ihrem Leben unter der Besatzung oder im Widerstand gefragt. Kaum eine berichtete von sich aus gegenüber den Angehörigen, den Kindern von dem Erlebten, den Motiven. Erst in den 70er-Jahren gab es erste Berichte von Frauen, die sich hauptsächlich mit den Erfahrungen in den Konzentrationslagern beschäftigten. Motivation zu diesem Zeitpunkt war es, Zeugnis in Prozessen abzulegen oder der (neo)faschistischen Propaganda zu widersprechen. Der Prozess gegen Klaus Barbie, “den Schlächter von Lyon”, rückte die Diskussion um die französische Besatzungszeit in den Mittelpunkt des allgemeinen Interesses. Es wurde begonnen, die Rolle der Vichy-Regierung und ihre Rolle bei der Unterstützung der Politik der deutschen Nationalsozialisten, auch in Bezug auf die “Endlösung”, die Ermordung der europäischen Juden, zu diskutieren. Diese Diskussion ist noch nicht abgeschlossen.
Die vielen ausführlichen, aber in den Zusammenhang gerückten authentischen Einzelaussagen machen das Buch lesenswert, würdigen die in der Résistance aktiven Frauen. Im Anhang werden einige weibliche Widerständlerinnen kurz vorgestellt, auch das ist eine Bereicherung. Auffällig und dann doch überraschend ist, dass der Begriff “gender”, obwohl als Kategorie tauglich, nicht auftaucht. Margaret Collins Weitz ging es in erster Linie um eine Gesamtdarstellung, das ist ihr gelungen.«
Raphaela Kula, Archiv für Sozialgeschichte online
»Das Buch von Collins Weitz kann der historischen Geschlechterforschung zugeordnet werden. (…) Seine Stärke ist, das es die Erinnerungen der “Frauen in der Résistance” überliefert und die angloamerikanische und französische Literatur verarbeitet. (…) Abgerundet wird der insgesamt als sehr wichtig einzuschätzende Band durch Kurzbirografien und eine Chronologie.«
Kurt Schilde, Infromationen 57, Studienkreis: Deutscher Widerstand, Frankfurt / Main
Rezension: terz
»Es ist schon erstaunlich, dass es bis heute kaum Untersuchungen über Frauen in der Resistance gibt. Die US-Amerikanerin Margot Collins Weitz schließt mit ihrem Buch eine Lücke. Bis heute ist es üblich, den Anteil der Frauen im Widerstand herunter zu spielen. Das liegt sicherlich an der Tatsache, dass nur ein geringer Teil aktiv mit der Waffe kämpfte. Trotz des Wunsches vieler Frauen nach dem bewaffneten Kampf wurde dies weder vom gaullistischen noch vom kommunistischen Widerstand gerne gesehen. So waren sie vor allem in den wichtigen Bereichen der Unterkunft- und Informationsbeschaffung, des Botendienstes und des Sanitätsbereiches tätig, ohne die ein Widerstand auch nicht möglich ist. Der Ausspruch eines Resistancekämpfers bei der Fallschirmlandung der Instrukteurin Bohec: “Was soll das denn? Jetzt schicken sie schon die Kinder”, war eine typische männliche Reaktion auf kämpfende Frauen. Erst Bohecs umfangreiche Ausbildung in Sabotagetechniken verschaffte ihr den nötigen Respekt der Männer. Von dem bürgerlichen Bild der Frau – als Mutter, Freundin, Geliebte – war auch die Resistance nicht frei. Weitz führt in das Geschehen über die gesellschaftliche Situation vor dem Krieg ein, in der Frauen noch nicht einmal wählen durften. Dem Einmarsch und der folgenden Besatzung durch die Deutschen folgte eine Zäsur innerhalb der Gesellschaft. Während die einen abwarteten, wollten andere Widerstand leisten. Die Brüche gingen mitten durch die gesellschaftlichen Schichten. So fanden sich in der Resistance Frauen und Männer wieder, die vorher auf Grund des unterschiedlichen gesellschaftlichen Status niemals miteinander zu tun gehabt hätten. Sie alle vereinte der Kampf gegen die Nazis. Weitz zeigt die verschiedenen Facetten des Widerstandes, die ständige Gefahr von Verhaftung und Ermordung, die den Widerstand prägten. Die meisten Frauen waren sehr jung und unerfahren. Alle Praktiken, vom Verhalten auf der Straße bis hin zum Kampf mit der Waffe, mussten mühselig angeeignet werden. Eine Vielzahl der aktiven jungen Frauen kamen aus bürgerlichem Hause. Sie hatten meist auf den Eliteschulen Deutsch gelernt und mussten den gefährlichen Job des Feindkontaktes übernehmen.
Die Arbeit im Geheimen hatte natürlich auch zur Folge, dass Liebschaften entstanden. Weitz nimmt sich auch dieses Themas an und gibt damit ebenfalls einen sehr intimen Einblick in die Resistance, der in den meisten Büchern einfach ausgeklammert bleibt.
Immer wieder geht sie auf das propagierte Bild der Frau durch die Nazis und auch Petains, des Führers der unbesetzten französischen Zone, ein. Dieses Bild wurde nach der Befreiung nicht gebrochen. Da war eine Frau dann entweder Hure oder Kollaborateurin, wie Weitz schildert. Das sahen die Frauen aus der Resistance nicht ein und hatten im befreiten Frankreich kein leichtes Leben.
Man merkt Weitz das Interesse an den Frauen an, das auf einer Vielzahl von Interviews basiert und sich nicht nur auf die Geschehnisse alleine reduziert. Dadurch ergibt sich ein tiefer Einblick, der das Buch überaus lesens- und empfehlenswert macht. Ein großartiges Buch, das schon lange gefehlt hat.«
MEIKEL, http://www.terz.org