Die Revolution ist keine Parteisache

Ausgewählte Schriften
Ausgewählt und herausgegeben von Andreas Hollender, Christian Frings und Claire Merkord
ISBN: 978-3-89771-462-5
320 Seiten, softcover

18,00 

Der Kommunismus ist keine Doktrin, sondern eine unter unseren Augen vor sich gehende Bewegung. Er existiert nicht in fertigen Theorien, sondern in den proletarischen Kämpfen gegen die kapitalistische Ausbeutung. Nur die Arbeiterinnen und Arbeiter selber können in ihrer Selbsttätigkeit die Herrschaft des Staats und der Parteien überwinden, indem sie Organe ihrer sozialen Selbstbestimmung schaffen, zum Beispiel Arbeiterräte.

Cajo Brendel, 1915 in Den Haag geboren, hat diese Thesen eines Marxismus der Autonomie durch seine Schriften in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg lebendig gehalten. Geprägt von den Diskussionen der dreißiger Jahre in der holländischen rätekommunistischen Gruppe Internationaler Kommunisten (GIK) beschäftigte er sich seit den fünfziger Jahren weiter mit den Selbstbefreiungstendenzen in den realen Arbeiterkämpfen. Gegen die bolschewistischen Mystifikationen eines Staatssozialismus vertrat er eine konsequente Position der Antistaatlichkeit, wie er sie in den autonomen Klassenkämpfen gegen Parteidiktatur oder bürokratische Gewerkschaftskontrolle vorfand. Als einer der ersten analysierte er den proletarisch-revolutionären Charakter der Aufstände in Ostdeutschland 1953 und kritisierte den Mythos der chinesischen Kulturrevolution.

Der vorliegende Band versammelt einige seiner zentralen Texte, die Impulse für die Entwicklung eines undogmatischen und antileninistischen Marxismus gaben, ergänzt durch hier erstmals ins Deutsche übertragene Schriften und einleitende Beiträge zu seiner Person.

 »Trotzdem bleiben die rätekommunistische Kritik an Staat, Parteien und Gewerkschaften und das Beharren auf einer basisdemokratischen Alternative die Grundlage für jeden ernsthaften Versuch, die Gesellschaft der Freien und Gleichen zu errichten. In diesem Sinne bietet das Buch wertvolle Grundlagen.« – Anton Harper, iz3w

 »Was bleibt und wofür dieses Buch in den anstehenden Diskussionen eine Initialzündung liefern könnte, ja sollte: Das Programm, Partei für keine Partei zu ergreifen, um so noch einmal die Frage nach dem ›orthodoxen Marxismus‹ zu stellen, die sich diesmal an eine radikale Kritik des Kommunismus wagt, um aus der histo­rischen Erfahrung wie gleichwohl aus der systematischen Analyse eben den Kommunismus als emanzipatorische Bewegung für das einundzwanzigste Jahrhundert radikal neu zu begründen.« – Roger Behrens, jungle world


Aus dem Inhalt:

  • Zur Person:
    • Wer ist Cajo Brendel (Dik und Geert van der Meulen)
    • Persönliche Erinnerungen (Henri Simon)
    • Nachruf – Cajo Brendel 1915-2007 (Marcel van der Linden)
  • Texte von Cajo Brendel:
    • Die »Gruppe Internationale Kommunisten« in Holland. Persönliche Erinnerungen aus den Jahren 1934-1939
    • Erinnerungen aus seinem Leben – aus »OnVoltooid Verleden« (Erstübersetzung)
    • Der Arbeiteraufstand in Ostdeutschland im Juni 1953 (Erstübersetzung)
    • Zum wilden Streik im Rotterdamer Hafen 1970 und der Rolle politischer Gruppen
    • Kritik des Leninschen Bolschewismus
    • Lenin als Stratege der bürgerlichen Revolution
    • Kronstadt: Proletarischer Ausläufer der Russischen Revolution
    • Zum Berliner Kronstadt-Kongress 1971 in Berlin (Erstübersetzung)
    • Thesen über die chinesische Revolution (überarbeitete Übersetzung)
    • Wen oder was vertritt Gorbatschow?
    • Rätedemokratie statt Parteidiktatur
    • Zwei Interviews aus den neunziger Jahren
  • Zeittafel
  • Auswahlbibliographie
  • Personenregister

Informationen zu der Autor*in

Cajo Brendel, 1915 in Den Haag geboren, hat seine Thesen eines Marxismus der Autonomie durch seine Schriften in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg lebendig gehalten. Geprägt von den Diskussionen der dreißiger Jahre in der holländischen rätekommunistischen »Gruppe Internationaler Kommunisten« (GIK) beschäftigte er sich seit den fünfziger Jahren weiter mit den Selbstbefreiungstendenzen in den realen Arbeiterkämpfen. Gegen die bolschewistischen Mystifikationen eines Staatssozialismus vertrat er eine konsequente Position der Antistaatlichkeit, wie er sie in den autonomen Klassenkämpfen gegen Parteidiktatur oder bürokratische Gewerkschaftskontrolle vorfand. Als einer der ersten analysierte er den proletarisch-revolutionären Charakter der Aufstände in Ostdeutschland 1953 und kritisierte den Mythos der chinesischen Kulturrevolution.

Cajo Brendel ist am 25.Juni 2007 im Alter von 91 Jahren gestorben.