Auszüge aus zehn Geschichten als zweisprachiges Hör- und Lesebuch mit großformatigen Fotoeindrücken in Farbe aus den Autonomen Gemeinden im Widerstand.

Die anderen Geschichten | Los Otros Cuentos

Erzählungen von Subcomandante Insurgente Marcos, Relatos del Subcommandante Marcos
Neuübersetzung von Katja Rameil
ISBN: 978-3-89771-036-8
Erscheinungsdatum 19. April 2010
100 Seiten, Hardcover

14,80 

inkl. Hörbuch-CD im MP3-Format!    zweisprachig Spanisch/Deutsch

Subcomandante Marcos, der seit dem Aufstand der EZLN am 1. Januar 1994 nicht nur als Kommandant der Zapatistischen Befreiungsarmee, sondern auch als begabter Poet und Schriftsteller in aller Welt bekannt wurde, übersetzt in seinen Schriften die Sprache der Indígenas aus Chiapas, Mexiko, in eine Sprache, wie sie auch in der westlichen Welt und heutigen Zeit verständlich ist – ohne dass sie den Zauber ihrer Herkunft und jahrhundertealten Tradition einbüßt. Die politisch-philosophischen Botschaften der Erzählungen können dort wie hier als Anregungen für eine radikal-emanzipatorische Praxis gelesen werden.

Das Hörbuch entstand als argentinisch-deutsches Gemeinschaftsprojekt, der Erlös kommt den Räten der Guten Regierung der Zapatistischen Gemeinden zugute.

 

Los Otros Cuentos im Original

Informationen zu der Autor*in

Subcomandante Insurgente Marcos war und ist die revolutionäre Leitfigur des zapatistischen Aufstandes, der auch als begabter Autor und Poet in aller Welt bekannt wurde. Mit viel Witz und Poesie diente er als Kommandant und selbsternannter Sprecher der Zapatistischen Befreiungsarmee (EZLN).

»Eine der genialen medienstrategischen Leistungen der zapatistischen Guerilla von Chiapas war es, den Namen ihres Sprechers Subcomandante Marcos zu einem kollektiven Namen zu machen (›Wir alle sind Marcos.‹). Damit setzten sie nicht nur die bereits in dem Titel ›Subcomandante‹ angelegte Dekonstruktion des Prinzips des Revolutions- oder Guerillaführers fort, sondern sie schufen zugleich eine neue Form des kollektiven Mythos: Die Person des realen Guerilleros bleibt ohne eine fixierbare, festgeschriebene Geschichte.
Die erkennbaren Attribute wie Skimütze und Uniform verstecken seine wahre Rolle als leeres Zeichen nicht, sondern unterstreichen sie sogar noch. Gerade weil die reale Person unscharf bleibt, kann diese Leerstelle durch zahllose Erzählungen und Legenden gefüllt werden. In diesem Prozess wurde der kollektive Mythos ›Marcos‹ zum allgegenwärtigen Träger verschiedenster Bedeutungen, zum Ausdruck und Identifikationspunkt subversiver wie sexueller Phantasien (Diese bringen die symbolische Potenz der kollektiven Person vielleicht am deutlichsten zum Ausdruck: Obwohl weder sein Gesicht noch sein Körper je zu sehen waren, wurde Marcos zum ›attraktivsten‹ Mann Mexikos gewählt). Schließlich konnten Zehntausende mit dem Ruf ›Auch wir sind Marcos‹ durch die Straßen von Mexico City ziehen und sich damit in machtvoller Weise politisch artikulieren.
Der Mythos von ›EI Sub‹ unterscheidet sich dabei deutlich von dem eines individuellen Helden wie Che Guevara: eine Aussage wie ›Auch ich bin Che Guevara‹ wäre einfach blödsinnig. Die Herrschenden in Mexiko haben übrigens die Funktionsweise des kollektiven Mythos und der damit verbundenen magischen Praxen sehr genau verstanden. Das zeigen ihre verzweifelten (und erfolglosen) Bemühungen, das hinter dem Namen Marcos ›in Wirklichkeit‹ stehende Individuum ausfindig zu machen, sein Gesicht zu zeigen und ihn so vom kollektiven Mythos zum bürgerlichen Individuum zu reduzieren.
« – aus: autonome a.f.r.i.k.a. gruppe: Handbuch der Kommunikationsguerilla, Berlin, Hamburg, Göttingen: Assoziation A, 1997 / http://www.republicart.net