Herausragende Analyse der tiefen Verwurzelung von Rassismus in der Sprache.

Das [Tier]-Konstrukt – und die Geburt des Rassismus

Zur kulturellen Gegenwart eines vernichtenden Arguments
ISBN: 978-3-89771-731-2
404 Seiten, softcover

24,00 

Edition DISS Bd. 2

Dass die christlich-abendländische Kultur Rassismus, Antisemitismus und Ausgrenzung hervorgebracht hat und hervorbringt, wird kaum bestritten. Doch wie ist das möglich? Im Rahmen einer bemerkenswerten linguistischen Analyse ermittelt die Studie das Konstrukt vom ›Tier‹ als destruktivstes und zugleich widersprüchlichstes Stereotyp der westlichen Bildung. Alltag, Philosophie und Wissenschaft bedienen sich darin seit Jahrhunderten – und heute medial – eines gemeinsamen Codes, der Ausgrenzung und Ungleichheit rechtfertigt. Zugleich bewahrt das aus der griechischen Philosophie stammende ›Tier‹-Konstrukt den christlichen Affekt gegen das Judentum auf. Dabei ist es gerade die universalistische Ethik des Judentums, die noch heute gern als ›christliche‹ Ethik vereinnahmt wird.
Die Studie plädiert für den Abschied vom ›Tier‹-Konstrukt und für die längst überfällige, kulturelle Hinwendung zur Ethik der Gleichheit. Die Studie ist der diskursanalytischen Methode verpflichtet und lenkt daher verstärkt den Blick auf die Feinanalyse von Texten.

Rezension

“Der inhaltlich Kern des Buchs ist äußerst faszinierend. Überzeugend weist Paul nach, dass der Vorstellung vom bedrohlichen Anderen das Bild eines vertierten Menschen unterlegt ist, eines „Nur-Körpers, eines Reiz-Reaktionswesens (…). Damit formuliert Paul in bisher nicht dagewesener Klarheit, was Hunderte von Büchern über Rassismus, Antisemitismus, Sexismus, Homophobie, Behindertenfeindlichkeit und andere Ausgrenzungsideologien ahnen ließen, beschrieben, aber nicht systematisch analysierten.”

Auszug aus H-Soz-u-Kult Rezension von: Frank Oliver Sobich, Universität Bremen

“Die Gleichsetzung von Menschen und Tieren ist aus der politischen Rhetorik wie der Alltagssprache … nicht wegzudenken. … Dass das geschieht, ist bekannt; wie es geschieht und warum es funktioniert, ist hingegen Gegenstand häufiger Diskussionen in den Sozial- und Geisteswissenschaften. Hier setzt die Studie des Pädagogen Paul Jobst, der zur Ethik der Biowissenschaften sowie zu den kulturellen Grundlagen von Rassismus und Antisemitismus forscht, ein. … das Buch (ist) eine überzeugende Analyse der tiefen Verwurzelung von Rassismus in der Sprache.”
Aline Steinbrecher, In: Gesnerus. Schweizerische Zeitschrift für Geschichte der Medizin und der Naturwissenschaften. Vol. 62 (2005)

Aus dem Inhalt
· Ermittlung des Ausgrenzungskonstrukts
Zuschreibung und Ausgrenzung – Alltagsvokabular der Herabsetzung – Abgrenzungen: ‚Freundschaftliche Beleidigungen’ – Kollektivsymbole – Das Geflecht der Begründungen
· Das ‚Tier’-Konstrukt als philosophisches Argument
Zur Frage der Herkunft – Der ‚naturalistische Fehlschluss’ – Die Hegemonie des christlich-hellenistischen Dualismus und der jüdische Monismus
· Das ‚Tier’-Konstrukt als wissenschaftliches Argument
Das Tier’-Konstrukt als anthropologisches Stereotyp – Bioethische Kasuistik – Wissenschaftspädagogigsche Kollektivsymbolik – Tiere und Pflanzen
Das Tier’-Konstrukt als gesellschaftspolitisches Argument
Mediale Gewaltästhetik – NS-Analogie

Informationen zu der Autor*in

Jobst Paul ist promovierter Sprach- und Literaturwissenschaftler und wissenschaftlicher Mitarbeiter des Duisburger Instituts für Sprach- und Sozialforschung (DISS). Seine Arbeitsschwerpunkte sind die ideologischen Grundlagen westlicher Ausgrenzungskonstrukte. Er veröffentlichte Bücher und zahlreiche Aufsätze zur Ethik, u.a. zum Menschenbild in den Biowissenschaften. 2005/06 leitete er das Forschungsprojekt ›Staat, Nation, Gesellschaft‹, das sich mit den gesellschaftspolitischen Interventionen der deutsch-jüdischen Publizistik im 19. Jahrhundert beschäftigte. Derzeit koordiniert er das Editionsprojekt ›Deutsch-jüdische Autoren des 19. Jahrhunderts. Schriften zu Staat, Nation, Gesellschaft‹.