Mit Sigmund Freuds Allegorisierung weiblicher Sexualität als dark continent verweist er unbeabsichtigt auf die Konfluenz von ›Rasse‹ / ›Primitivität‹ und Gender / ›Weiblichkeit‹ als konstitutive Ausschlüsse von Subjekt und Kultur der Moderne. Whiteness und Phallus werden zum Fetisch, ›Rasse‹ und ›Weiblichkeit‹ zum Vor-und-Außerhalb dieses Subjekts – zu seinem Unbewussten. Aufgrund von Freuds ambivalenter Position als Jude in einer antisemitischen und als weißer Mann in einer kolonialistischen und sexistischen Gesellschaft hat seine Psychoanalyse das Potenzial, reaktionären als auch revolutionären Zwecken zu dienen.
»Eine wichtige, kluge und gut lesbare Studie, die das ›weiße‹ Selbstverständnis und dessen rassistische Matrix zu erschüttern sucht, was der Autorin durchaus gelingt.« Andrea Kremser, WeiberDiwan Sommer 2014
Martina Tißbergers Studie geht mithilfe von Judith Butlers dekonstruktiver Lesart der Psychoanalyse queer durch ihre Episteme der Frage nach, wie Rassismus und Sexismus ›unter die Haut‹ gehen und wie sie zu ›eingefleischtem Wissen‹ werden, das sich gegen Aufklärung immunisiert. Ihre postkolonial-poststrukturalistische Kritik an der psychoanalytischen Kultur- und Subjekt(ivierungs)theorie legt offen, welche Bemächtigungsgeschichten in ihrem ›topisch‹ Unbewussten gespeichert sind. Mit der Dynamik gegen die Topik liest sie das Unbehagen in der weißen Kultur und argumentiert, dass die Nervosität des Weißseins, wenn der ›der verlorene Referent spricht‹ – die Bemächtigungsgeschichte das Subjekt von Whiteness heimsucht –, zum Ausgangspunkt für die Destabilisierung von Whiteness als unbewusstem Kern des Rassismus gemacht werden soll.
»Bleibt nur zu sagen: ein wichtiges Thema, ein wichtiges Buch!« IlonaToller, fiber #24, 16.07.2014