16 Photographien von Leona Goldstein
Abschiebehaft ist ein restriktiver Bestandteil deutscher Zuwanderungs- und Abgrenzungspolitik. Sie ist offiziell eine Verwaltungsmaßnahme zur Vorbereitung der Abschiebung und keine Strafhaft. Für die Inhaftierten ist es jedoch ein Gefängnisaufenthalt, der als Bestrafung wahrgenommen wird und eine bedrohliche Erfahrung und extreme Lebensrealität darstellt. In ihrer auf der Basis von Interviews erstellten Studie lässt Steffi Holz diese Lebensrealität sichtbar werden und beschreibt die Handlungsperspektiven und Strategien der Frauen, mit der belastenden Situation umzugehen. Ein wesentliches Element des Alltags ist darüber hinaus das Wirken der Ausländerbehörde. Ausführlich kommen die behördlichen Reglementierungen zur Sprache.
Aus dem Inhalt
Abschiebehaft in Berlin – Hintergründe und Zahlen
Forschen über Abschiebehaft –
Annäherungen an ein schwieriges Thema
Porträts der Frauen
Von der Alltäglichkeit der Abschiebehaft
Bevormundende Regeln und Vorschriften im Gewahrsam
Die Ausänderbehörde –
Eine machtvolle Instanz im Hintergrund des Haftalltags
Selbsthilfe der Frauen
Fotos von Leona Goldstein
Das Ende der Haft
Die Entlassung
Unsichere Zukunft
»The Köpenick« – Gedanken zum Haftsystem
Weiterführende Informationen, Literatur, Dokumente
Yvonne Klomke: Systematische Demütigung. Rezension in Junge Welt, v. 11.1.2008
“Seitdem 1990 das in Artikel 16 des Grundgesetzes festgehaltene Recht auf Asyl systematisch ausgehöhlt wird, sind Abschiebungen und Abschiebehaft an der Tagesordnung. Parteiische, anteilnehmende Literatur auf Augenhöhe gab es bisher dazu nicht. Durch Rechtsliteratur konnte man sich quälen, politische Einschätzungen konnte man in Readern lesen, aber ein Buch, das die Erfahrungen in Abschiebehaft gefangen gehaltener Frauen in den Mittelpunkt stellt, wurde erst 2007 von Steffi Holz im Unrast-Verlag vorgelegt. … „Alltägliche Ungewissheit” schnürt die Erfahrungen der Frauen dabei nicht wissenschaftlich auf geraffte Erkenntnis zusammen. Der genaue Blick schweift nicht ab, flieht nicht in die Zusammenfassung, die Abstraktion. Wo Steffi Holz resümiert und politisch einordnet, hat sie die Frauen zuerst selbst unverblümt zu Wort kommen lassen. Dadurch liest sich ihr Text zwar mitunter wie eine anthropologische Magisterarbeit, an Eindrücklichkeit und Einfühlungsvermögen gibt es auf dem deutschen Buchmarkt aber nichts Vergleichbares. Ergänzt durch hervorragende Bilder von Leona Goldstein ist „Alltägliche Ungewissheit” ein Muss für LeserInnen, denen es ein Stachel im Fleisch ist, Mitmenschen in Gefangenschaft zu wissen, die einzig nicht über das richtige Papier verfügen.”
Stefan Klingbeil, Hinterland 08/2008. Die ganze Rezension lesen .
“Mit der Studie von Holz können sich Kritikerinnen und Kritiker nun auf eine fundierte wissenschaftliche Grundlage stützen, die sachlich und engagiert Alltag und Auswirkungen der Abschiebehaft für Betroffene bearbeitet.”
Kathrin Herold, UTOPIEkreativ Nr. 217, November 2008