Kämpfe um Meinungsfreiheit und Medien
Im Spannungsfeld von Hate Speech, Fake News und Algorithmen
Beschreibung
Die politische Kultur ist aktuell in einen Kampf um Meinungsfreiheit und mediale Wahrheit verwickelt. Während die einen den Medien weiterhin Unabhängigkeit und Objektivität bescheinigen, wird ihnen von der anderen Seite »Lügenpresse«, »Political Correctness« und »Fake News« entgegengeschleudert. Die Autor*innen dieses Bandes untersuchen aus unterschiedlichen Blickwinkeln den umkämpften Begriff im Spannungsfeld von extremer Rechten, Leitmedien und Digitalisierung. Sie zeigen auf, mit welchen Strategien extreme Rechte Diskurse und digitale Algorithmen in sozialen Medien manipulieren, während sie gleichzeitig Meinungsfreiheit als Kampfbegriff nutzen, um Kritik an diskriminierenden Aussagen als vermeintliche Zensur abzuwehren. Gezeigt wird auch, wie sich der umkämpfte Begriff der Politischen Korrektheit verändert hat und Provokationen ein Teil des Erfolgsrezeptes für den Aufstieg der AfD sind.
»In der Tradition des DISS immer sehr präzise und akademisch genau belegt, in der Konsequenz nicht immer gerade einfach zugänglich, aber unbedingt lesenswert.« – Jörn Malik, Lotta
» … höchst interessant und hilfreich, um sich für die Diskussion um das umstrittene Thema Meinungsfreiheit zu wappnen.« – Nina Rink, der rechte rand
Autor*innen
Paul Bey hat Politikwissenschaft und Philosophie studiert. Er ist Mitglied im AK Rechts des DISS. Er arbeitet diskursanalytisch zur extremen Rechten, ihren Öffentlichkeits- und Medienstrategien sowie zum gesellschaftspolitischen und medialen Umgang mit der AfD.
Benno Nothardt ist Lehrer am Weiterbildungskolleg in Gelsenkirchen sowie ehrenamtlicher Mitarbeiter im DISS und der Diskurswerkstatt. Veröffentlichungen: Filmisches Erzählen von (A-)Normalitäten in der Fernsehserie ›Ally McBeal‹ (Staatsarbeit, 2003), Kämpfe um Meinungsfreiheit und Medien (Unrast, 2019, Mitherausgeber) und #120Dezibel: Frauenrechte oder Antifeminismus? (FGW, 2020, Mitautor).
Andrea Becker, Dr. sc. pol., Dipl. Soz.-Wiss., B. sc. Psychologie, hat in Duisburg Sozialwissenschaften und in Hagen Psychologie studiert. An der Universität Duisburg hat sie mit einer deutsch-französischen Vergleichsstudie zu »Mutterschaft im Wohlfahrtsstaat« promoviert. Sie arbeitet freiberuflich und ist ehrenamtliche Mitarbeiterin im Duisburger Institut für Sprach- und Sozialforschung. In den letzten Jahren hat sie sich mit den Themen Russland und die (Neue) Rechte, politisch verzerrte Wahlbeobachtungen, manipulative (Social-)Media-Strategien von rechts sowie mit rechten Netzwerken auseinandergesetzt.
Çapulcus sind (türkisch) ›Wegelagerer‹ bzw. ›Nichtsnutze‹. Der damalige Ministerpräsident Erdogan versuchte mit dieser Bezeichnung, die Regierungsgegner*innen der breiten Revolte 2013 zu diffamieren. Statt über die Gezi-Proteste in Istanbul zu Beginn des Aufstands zu berichten, ließ Erdogan eine Pinguin-Dokumentation im Staats-Fernsehen zeigen. Der Widerstand machte daraufhin den Pinguin zu seinem Symbol. Die Revoltierenden nannten sich fortan Çapulcus.
Das çapulcu redaktionskollektiv ist eine Gruppe technologie-kritischer Aktivist*innen und Hacktivist*innen, die seitdem ihre Arbeit solidarisch in diesen Kontext stellt. Sie veröffentlicht Texte in verschiedenen linken Medien, bringt regelmäßig Broschüren heraus und bietet Diskussionen, Seminare und Schulungen für linke Aktivist*innen, Journalist*innen und Anwält*innen an.
Mehr Informationen auf capulcu.blackblogs.org
Jennifer Eickelmann ist seit 2011 Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Soziologie der TU Dortmund. Sie promovierte 2017 an der Ruhr-Universität Bochum mit der Dissertation »Zur Materialität mediatisierter Missachtung. Gender und Verletzbarkeit im Kontext internetbasierter Vernetzung« am Institut für Medienwissenschaft und veröffentlichte im gleichen Jahr das Buch »›Hate Speech‹ und Verletzbarkeit im digitalen Zeitalter. Phänomene mediatisierter Missachtung aus Perspektive der Gender Media Studies«. Zu ihren Forschungsschwerpunkten gehören unter anderem Gender Media Studies, Theorie und Ästhetik des Digitalen, neuer Materialismus und kultursoziologische Museumsforschung.
Marc Fabian Erdl studierte Wirtschaftswissenschaften, Germanistik und Berufspädagogik in Siegen. Er war 1999–2001 Stipendiat am DFG-Graduiertenkolleg »Intermedialität«. Er veröffentlichte zur politischen Semantik und zur Geschichte des Jazz in Deutschland. 2004 erschien sein Buch »Die Legende von der Politischen Korrektheit«. Er arbeitet als Berufsschullehrer in Köln.
Helmut Kellershohn studierte Geschichte und Katholische Religion in Bonn und unterrichtete bis zur Pensionierung an einem Gymnasium in Moers. Er ist Gründungs- und Beiratsmitglied des DISS und Mitarbeiter im AK Rechts. Zahlreiche Veröffentlichungen zur Neuen Rechten, insbesondere zur Jungen Freiheit und zum Institut für Staatspolitik, zum Neokonservativismus und völkischen Nationalismus.
Jobst Paul ist promovierter Sprach- und Literaturwissenschaftler und wissenschaftlicher Mitarbeiter des Duisburger Instituts für Sprach- und Sozialforschung (DISS). Seine Arbeitsschwerpunkte sind die ideologischen Grundlagen westlicher Ausgrenzungskonstrukte. Er veröffentlichte Bücher und zahlreiche Aufsätze zur Ethik, u.a. zum Menschenbild in den Biowissenschaften. 2005/06 leitete er das Forschungsprojekt ›Staat, Nation, Gesellschaft‹, das sich mit den gesellschaftspolitischen Interventionen der deutsch-jüdischen Publizistik im 19. Jahrhundert beschäftigte. Derzeit koordiniert er das Editionsprojekt ›Deutsch-jüdische Autoren des 19. Jahrhunderts. Schriften zu Staat, Nation, Gesellschaft‹.
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