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»Das kurzlebige deutsche Kolonialreich währte nur 30 Jahre – von 1884 bis 1914/15, dann war es bereits wieder Vergangenheit. Man könnte also meinen, es würde sich nicht mehr lohnen, sich mit der Geschichte der deutschen Kolonien zu beschäftigen, zumal diese inzwischen als recht gut erforscht gelten kann. Doch weit gefehlt – wie der Historiker Henning Melber in seiner jüngsten Analyse eindrucksvoll aufzuzeigen vermag. (…) Melber, ein intimer Kenner insbesondere der Geschichte Deutsch-Südwestafrikas und Namibias, fokussiert in seiner Darstellung (…) auf den dort zwischen 1904 und 1907 stattgefundenen Krieg, in dem 75 % der Ovaherero und 50 % der Nama ums Leben kamen: der erste Völkermord des 20. Jahrhunderts (…). Doch dem Autor geht es im Kern um etwas anderes. Sein Schwerpunkt liegt nicht auf den Geschehnissen innerhalb der damaligen Kolonien, sondern auf dem Umgang mit ihnen in Deutschland – dem ›langen Schatten‹. (…) Melbers Buch ist ein engagiertes Plädoyer dafür, die deutschen Kolonialverbrechen anzuerkennen und den Kolonialismus als feste Säule innerhalb der deutschen Erinnerungskultur zu etablieren – ohne deshalb die Singularität des Holocaust in Frage zu stellen. Es ist an der Zeit. Und daher lohnt es, dieses Buch zu lesen.« − Ralph Erbar, Allgemeine Zeitung, 25. November 2025



