
»In den Jahren der Covid-19-Pandemie sei eine wahre ›Diskurswucherung in Sachen Solidarität‹ erfolgt, stellen Lea Susemichel und Jens Kastner in ihrer Einleitung fest und konstatieren die erwartbare Entwertung der Begrifflichkeit durch ihren inflationären Gebrauch. Im vorliegenden Sammelband plädieren sie – nicht zuletzt in Anschluss an die feministische Theoretikerin Diane Elam (›groundless solidarity‹) – für ›unbedingte Solidarität‹. Die Bedingungslosigkeit äußere sich dabei dreifach: Unbedingte Solidarität erfolge eben nicht als Schulterschluss bloß mit Gleichen, sondern finde gerade dort statt, wo sich Menschen mit Gruppen solidarisieren, mit denen sie keine geteilten Erfahrungen voraussetzen (…). Der Dringlichkeit dieses Anliegens verleihen die beiden Verfasser_innen mit diesem Band Ausdruck und geben dabei unterschiedlichen Perspektiven Raum. So sucht etwa ein Beitrag nach einem nicht-essenzialistischen Solidaritätskonzept und akzentuiert die Reziprozität solidarischer Beziehungen, während in einem späteren Beitrag davor gewarnt wird, beim Blick auf zumeist partikulare Bezugspunkte der Solidarität den inhärenten radikal-universalistischen Anspruch von Solidarität auszublenden. Andere Texte im vorliegenden teilen Erfahrungen aus der Geschichte der Arbeiter_innenbewegung, analysieren die neue Entwicklung des ›Community-Kapitalismus‹ oder zeigen am Beispiel der AIDS-Krise in den 1980er-Jahren, dass sich Solidarität nicht von selbst einstelle, sondern erkämpft und artikuliert werden müsse.« − Centrum für internationale Entwicklung, Oktober 2025



