
»Heute definiert er seinen eigenen Standpunkt als weder zionistisch noch antizionistisch, sondern als postzionistisch. (…) Während sich in der Realität der letzten Jahrzehnte immer stärker eine faktische ›Ein-Staaten-Lösung‹ durchsetzt, da das Gebiet der ›palästinensischen Autonomie‹ immer stärker durch die Ausdehnung jüdischer Siedlungen eingeschränkt wird und damit immer weiter von der Möglichkeit zur Keimzelle eines palästinensischen Staates entfernt ist, will Sand mit dem hier vorliegenden Buch auf die Geschichte einer Minderheitsströmung im Zionismus hinweisen. Diese, zwar immer an den Rand gedrängt, hatte ein klares Bewusstsein davon, dass jüdische Siedlung in dem vom osmanischen Reich übernommenen Palästina nur eine deutliche Minderheit der Gesamtbevölkerung darstellen würde. Daraus ergebe sich die Notwendigkeit einer wie konkret auch immer ausgestalteten binationalen Lösung. (…) Sands Buch wurde unter dem Eindruck der Ereignisse seit dem 7. Oktober abgeschlossen, die wie eine Klammer die Darstellung in seinem Vor- und Schlusswort zusammenfassen. Der Überfall der Hamas wie das, was die Regierung Netanyahu seitdem als Antwort darauf gibt, zeigen die Möglichkeit auf, dass alles in einer apokalyptischen Katastrophe endet. (…) Umso drängender bleibt die Findung eines binationalen Nebeneinanders auf der Basis eines Ausgleichs von individuellen wie Gruppen- (oder nationalen) Rechten in wie auch immer gearteten Überlegungen zu einem föderalen oder konföderalen Modell, wie er sie diskutiert, auch wenn das der perfekten Quadratur des Kreises gleichkommt. Vielleicht liefert das Eintauchen in entsprechende historische Debatten, so wenig erfolgreich sie auch blieben, doch wenigstens einen Hoffnungsschimmer, dass hieraus einmal ein Anknüpfungspunkt zur Entwicklung einer politischen Lösung entstehen könnte. So liefert dieser detaillierte Überblick über die ›nicht genommenen Wege‹ einen Beitrag zu einem besseren Verständnis der Komplexität der Situation, für die es keine einfache Lösung geben wird.« − Reiner Tosstorff, Rosa Luxemburg Stiftung Nachrichten, 19. September 2025



