»Simon Nagy analysiert, was Feministinnen und andere fortschrittliche Akteure erleben: sie müssen das Erreichte ständig verteidigen gegen die Agenten muffiger Vergangenheiten, die gerade wieder manchen Erfolg einfahren. Nagy erzählt von der Zerstörung von Freiheitsbestrebungen, davon, wie schwierig es ist, konkrete Vorstellungen von einer besseren Welt auch nur zu denken, ja: von der Austreibung der Bilder einer besseren Gesellschaft. Er versucht, das schwer Vorstellbare doch zwischen zwei Buchdeckel zu bannen. Und er tut es äußerst inspirierend.
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Ein Buch voller Freiraum zum persönlichen Assoziieren
›Die Realität, dass alles auch ganz anders sein könnte, muss zerstört und eingehegt werden, um die Fantasie aufrechtzuerhalten, dass im vernünftigsten aller Wirtschaftssysteme alle so leben können, wie es ihnen lieb ist‹, schreibt Nagy. Arbeit, Familie und Zeit als Machtmittel: Simon Nagy umkreist diese Themen in 28 Abschnitten mit jeweils neuen Ansätzen. ›Zeit abschaffen‹ ist weniger eine systematische Argumentation als vielmehr ein Netz aus Gedankenfäden. Er verzichtet auf die Form einer stringenten Linie und hat eher die Form einer Fläche, jederzeit können Leserinnen von der Seite einsteigen wie auf eine Tanzfläche, sie sind nicht gezwungen, einer strengen Argumentation zu folgen und haben Freiraum zum persönlichen Assoziieren.« − Bodo Morshäuser, Deutschlandfunk Kultur, Lesart, 08.03.2025