»Graeber hat sicher recht, dass Aufklärung mehr als der Prozess des Schreibens einiger bahnbrechender Bücher war und dass es eine Praxis der Aufklärung weit jenseits dieser Bücher gegeben haben muss. (…) Statt eines Westens habe es Verschmelzungen gegebenen, Übernahmen von Ideen, gemeinsame Experimente und Austausch. (…) Hier erweist sich Graeber als hellsichtiger Ideenhistoriker, der auf wenigen Seiten die Geschichte des Begriffs der Demokratie mit ihrer Realgeschichte als repräsentative Einschränkung erläutert und dann zu dem erneut provokativen Schluss kommt, dass die Demokratie ›nicht der literarisch-philosophischen Tradition des Westens‹ entsprang. (…) Graeber fordert Vertreter*innen der Aufklärung ebenso wie Kritiker*innen also dazu auf, von der Vorstellung Abschied zu nehmen, dass Demokratie eine Erfindung des Westens sei, die dann exportiert wurde. Vielmehr ist sie in den Zonen der interkulturellen Begegnung, der Verschmelzung entstanden. Dies wird sicher nicht jede*n überzeugen, dazu finden sich bei Graeber zu viele herausfordernde Provokationen, Begriffsdeutungen und Vorannahmen. (…) Es gibt viel zu entdecken. Und die Aufklärung ist immer ein Thema, das es neu zu überdenken gilt.« – Oliver Eberl, Ethik und Gesellschaft, 19. Oktober 2024