Nur noch als eBook erhältlich.
Niels Seibert stellt Proteste aus der Bundesrepublik Deutschland in der Zeit von Mitte der 1960er bis Mitte der 1980er Jahre vor. Schwerpunkt ist die Zeit des Anwachsens sowie der Fraktionierung der 68er-Studentenbewegung, in der neue Gruppen und Bewegungen entstanden, die an den Internationalismus der Studentenbewegung anknüpften. Diese Zeit, Ende der 1960er bis Anfang der 1970er, war von einer weltweiten Aufbruchsstimmung geprägt. Auf allen Kontinenten revoltierten Menschen auf den Straßen, in Betrieben und an den Universitäten gegen die herrschenden Verhältnisse. Die politischen Aktivitäten, zu denen Niels Seibert recherchierte, sind vielfach in Vergessenheit geraten. Ausgewählt wurden Proteste der Studenten- und Internationalismusbewegung, die sich innerhalb der Themenbereiche Kolonialismus und Neokolonialismus, internationale Solidarität, bundesdeutsche Ausländerpolitik sowie Flucht und Asyl bewegen. Die politischen Aktionen und Kampagnen waren einerseits eine praktische Kritik an staatlicher Politik und hatten andererseits Einfluss auf politische Entscheidungen. In diesem Wechselverhältnis vermitteln sie sowohl etwas über die politischen Verhältnisse als auch über die Bewegungen dieser Zeit.
»Der Autor arbeitet auf knapp 200 Seiten den Antirassismus der 68er auf und bezieht diese nahezu vergessene Geschichte auf politische Debatten der Gegenwart. Das macht die Lektüre ausgesprochen spannend. Der Band ist zudem reich bebildert und bietet eindruckvolles Material von der Bewegung. Auch deswegen liest sich Vergessene Proteste als Gegenerzählung zu den Schriften von Autoren wie Götz Aly.« – Martin Rapp, taz.de, 14. September 2008
»Niels Seibert will mit Vergessene Proteste die Leerstelle in der Darstellung der Antira-Arbeit vor 1990 ›ein wenig füllen‹. Wie leer diese Stelle war, fällt einem erst bei der Lektüre richtig auf: die Proteste gegen die Ereignisse in Chile und Vietnam dürften geläufig sein, anders sieht es schon mit der Kampagne gegen den Cabora-Bassa-Staudamm in Mozambique, der Organisierung schwarzer GIs in bundesdeutschen Kasernen oder dem Namen Moise Tschombé aus. Dabei waren die radikalen Proteste gegen den Besuch des kongolesischen Ministerpräsidenten in Westdeutschland 1964 der ›Beginn unserer Kulturrevolution‹, wie Seibert Rudi Dutschke zitiert.« – AL, arranca 39, Winter 2008/09
»Das Buch besticht durch seine Fülle an Informationen und Geschichten vom Kampf der damaligen BRD-Linken gegen Rassismus. In diesem Sinne stellt es linke Geschichtsschreibung im besten Sinne des Wortes da: Es wird überhaupt erst das Bewusstsein für vergangene Auseinandersetzungen geschaffen, welches für heutige politisch Aktive wichtig ist.« – Gerald Whittle, iz3w, Nr. 310, Januar/Februar 2009