«Das Buch von Nadine Gerner und Lina Hansen verspricht eine Einführung in den Ökofeminismus zu sein – und ist dabei sogar noch viel mehr als das. Die Autorinnen unternehmen den ambitionierten Versuch, die Theorie und Praxis ökofeministischer Bewegungen der letzten Jahrzehnte für heutige feministische und Klimakämpfe nutzbar zu machen. Dabei greifen sie auf eine Vielzahl von Beispielen zurück, zeichnen die Geschichte der ökofeministischen Bewegung nach und schaffen es, anschauliche Bilder durch spannende Erzählungen und kreative Überschriften zu zeichnen. Sie scheuen sich dabei nicht, sich die Hände schmutzig zu machen und wühlen mitunter auch im Kompost zwischen Würmern und Pilzen. Unterfüttert wird das Buch mit vier kurzen Porträts inspirierender Ökofeminist*innen, unter anderem der kürzlich verstorbenen Maria Mies, und einem von Wegbegleiter*innen kollektiv verfassten Vorwort. Die Autorinnen müssen sich in ihrem Feld mit allerlei Altlasten herumschlagen. Der Ökofeminismus hat einen schlechten Ruf – und das nicht immer zu unrecht. Regressive Strömungen finden sich auch in ihrer Bewegung, weshalb viele Feminist*innen beim Klang des Wortes ‹Ökofeminismus› erst einmal die Augen verdrehen. Es lohnt sich jedoch, ihm noch eine Chance zu geben. Das Buch räumt mit den alten Essentialismen von ‹Mutter Natur› oder der Imagination eines produktiven Empfindens der Reproduktionsarbeit von Frauen auf. Es verfällt keiner Idealisierung von Subsistenzarbeiter*innen als neuem – und besseren – revolutionären Subjekt und schafft es dabei, an den richtigen und guten Gedanken der Ansätze festzuhalten. Damit holen die Autorinnen den Ökofeminismus genau zum richtigen Zeitpunkt aus der Schmuddelecke der feministischen Theoriegeschichte ins 21. Jahrhundert. In den Theoriekapiteln wird das binäre Mensch/Natur-Verhältnis in ökofeministischer Tradition in Frage gestellt und aufgebrochen. Die Konzepte werden dabei gequeert, die Familie entzaubert, die antirassistische und antikoloniale Geschichte des Ökofeminismus betont, der Arbeits- und Sorgebegriff erweitert und bei all dem ein materialistisches Geschichtsverständnis hochgehalten. Der Ökofeminismus der Autorinnen ist theoretisch und praktisch vielseitig und das nicht trotz, sondern wegen ihres Wissens über die ökofeministische Geschichte. Wie Ariel Salleh sagt: ‹Ecology is feminism is socialism is postcolonial struggle. › Insbesondere die abschließenden Kapitel, die die entwickelte ökofeministische Theorie wieder zu ihrer Herkunft aus Bewegung und Praxis zurückführen und zu einer ökofeministischen Organisierung aufrufen, runden das Buch gelungen ab. Damit sollte es das lila Handbuch einer jeder Ökofeminist*in sein, die gegen die Ausbeutung von Menschen und der nicht-menschlichen Natur und für eine klimagerecht befreite Gesellschaft kämpft.» – Lola Fischer-Irmler, contraste, April 2024