»Kern ist assoziierte Professorin für Geografie und Ökologie und Direktorin der Frauen- und Geschlechterstudien an der Mount Allison University in Sackville, Kanada. Ihr Buch ist gut lesbar. Es soll helfen zu verstehen, wie die Gentrifizierung historisch entstanden ist, und wie, wo und warum Gentrifizierung heute passiert. Vor allem aber soll uns dieses Buch in Erinnerung rufen, dass es zahlreiche Beispiele erfolgreichen Widerstands gegen die Gentrifizierung gibt.
Sie hinterfragt gängige Aussagen über Gentrifizierung und entlarvt sie als Lügen. Etwa, dass Gentrifizierung nicht aufzuhalten sei, denn es gibt viele Beispiele erfolgreicher Initiativen, um Wohnraum zu erhalten und die Gentrifizierung abzuschwächen.
Kern bezieht sich positiv auf materialistische Gentrifizierungs-Theorien von Neil Smith oder David Harvey. Für sie ist Gentrifizierung aber nicht nur eine Frage der Klasse. In vielen Fällen sei Klasse nicht der wichtigste Motor, sondern müsse zusammen mit Faktoren wie Gender, Race, Heteronormativität, Alter und Kolonialismus gedacht werden. Um Gentrifizierung zu verstehen, sei eine intersektionale Analyse erforderlich – so die Einschätzung Kerns.
Sie ruft uns zu: ›Gentrifizierung ist nicht unvermeidlich!‹ und ermuntert uns, selbst die Kontrolle über die Entwicklung unserer Stadt zu übernehmen. Dazu zählt sie eine Reihe von Instrumenten auf, mit denen dies gelingen könnte: Etwa kommunale und genossenschaftliche Formen des Eigentums, Einschränkungen für Kurzzeitvermietungen wie Airbnb oder das Aussetzen von Zwangsräumungen. Ich ergänze: Soziale Erhaltungssatzungen. Was sollten wir aus ihrem Buch mitnehmen? Dass wir ›die Macht haben, die Geschichte umzuschreiben und die Ergebnisse von Prozessen wie der Gentrifizierung zu verändern‹.« – Hans Günter Bell, Platzjabbeck Nr. 6, 13. November 2023