»Der Schwarze Befreiungskampf in den USA hat weder mit der Arbeit der Black Panther Party geendet, noch ist er mit der Wahl Barack Obamas obsolet geworden. Greg Jacksons Tötet den Bullen in eurem Kopf Zur US-amerikanischen Linken, White Supremacy und Black Autonomy, herausgegeben und übersetzt von Gabriel Kuhn, führt die Leser_innen im deutschsprachigen Raum in Form von Aufsätzen und Interviews in Diskussionen rund um die Ansätze von Black Autonomy ein. Diese lässt sich hierbei als Weiterführung von Ansätzen aus dem ›antiautoritärem Kern des Anarchismus und verschiedenen Maximen des revolutionären Schwarzen Nationalismus‹ beschreiben (S.18).
Kernstück des vorliegenden Buches ist Greg Jacksons Aufsatz Autoritäre Linke: Bringt den Bullen in eurem Kopf um, welcher eine Abrechnung mit der weißen, amerikanischen Linken darstellt. Nicht überraschend weist seine Kritik Parallelen mit derjenigen von Schwarzen AktivistInnen und People of Color im deutschsprachigen Raum auf. Wie war das noch mal mit dem Vorwurf des Eigenbrötler_innentums? Dem der essentialistischen, gar ›umgekehrt rassistischen‹ Politik? Greg Jackson macht klar, dass Bündnisse essentiell sind, um bestehende Machtverhältnisse zu verändern, doch um solche tatsächlich eingehen zu können, bedarf es der realpolitischen Aufgabe weißer Vorherr_innenschaft (White Supremacy), der Selbstreflexion und -kritik weißer Aktivist_innen, wie so treffend im Titel des Buches gefordert: der Tötung des Bullens im Kopf. Doch, und dies erscheint mir einer der wichtigsten Punkte Jacksons zu sein, geht es hierbei nicht um ›ideologische Masturbation und die Selbstdarstellung politischer Kulte‹, sondern um die Anerkennung des Rechtes auf Selbstbestimmung und die Erkenntnis, dass für People of Color und Schwarze Akti-vist_innen Theorie und Praxis ineinander fließende, nicht getrennte Bereiche sind, die die Basis des tagtäglichen Überlebenskampfes bilden. (S. 43)
Vieles wäre noch zu sagen, doch vielleicht nur kurz folgendes: Gabriel Kuhns Übersetzung schafft es, Greg Jacksons Sprache und Ausdruck zu vermitteln – was wiederum für das Lesevergnügen förderlich ist –, gleichzeitig orientiert er sich in Schreibweisen und Begrifflichkeiten stark an der Arbeit Schwarzer deutscher Theoretiker_innen und macht so deren Arbeiten sichtbar. Dies wiederum setzt Ansätze der Schwarzen Diaspora in Verbindung und ermöglicht es, neue Synergien anzudenken. Die pointierte Fußnotensetzung macht es auch all jenen möglich, dem Inhalt zu folgen, die sich noch nicht mit Schwarzer Widerstandsgeschichte in den USA befasst haben. Insgesamt ein kleines, aber feines Büchlein, welches Lust auf mehr Lesestoff – sowohl von Greg Jackson als auch Gabriel Kuhn – macht.« – Gerald Whittle, kritisch-lesen.de 01. Januar 2010