»In ihrem Buch Feminist City untersucht und erklärt die Autorin und Professorin Leslie Kern Ungleichheiten in der Stadt, die mit dem Geschlecht ihrer Bewohner*innen zusammenhängen. Über fünf Kapitel hinweg beleuchtet sie dabei ganz unterschiedliche Perspektiven.
Ist sie endlich da, die zeitgemäße Auseinandersetzung mit neuen feministischen Visionen für die Stadt? Auf 192 Seiten untersucht Leslie Kern, Geographie- und Ökologieprofessorin aus Kanada, geschlechterspezifische Ungleichheiten in der Stadt. Dafür nähert sie sich dem Thema intersektional, das heißt unter Berücksichtigung unterschiedlicher Diskriminierungsursachen. In fünf Kapiteln zu Mutterschaft, Freundschaft, Alleinsein, Protest sowie Angst schildert Kern, warum Gruppen, die nicht der Mehrheitsgesellschaft angehören, in den Fokus der Stadtplanung rücken müssen. […]
Das Buch wurde aus dem Englischen übersetzt und beinhaltet keine Abbildungen. Durch zahlreiche Referenzen und das Aufzeigen historischer Zusammenhänge wirkt es wissenschaftlich fundiert. Die klare Gliederung hilft, Teilaspekte auch unabhängig voneinander zu verstehen. Es dominiert die Schilderung von Erlebnissen in einem für Fachliteratur ungewohnt persönlichen Schreibstil. Auf eine angenehme Weise ermöglicht dieser Schreibstil das Einnehmen unbekannter Perspektiven wie die einer im Rollstuhl sitzenden Frau auf dem Arbeitsweg. Dadurch werden Probleme von diskriminierten Gruppen für nicht betroffene sichtbar gemacht. […]
Da wenig Konkretes für Probleme der Stadtplanung aufgezeigt wird, ist das Buch mehr für eine breite Leserschaft als für ein Fachpublikum interessant. Es reiht sich in den aktuellen feministischen Diskurs ein, der Bereiche des menschlichen Lebens wie die alltägliche gebaute Umwelt aus intersektionaler Perspektive analysiert. Wer sich neu am Diskurs zur gendergerechten Landschaftsarchitektur beteiligt, findet diese Publikation sicherlich hilfreich. Für ein raumplanendes Fachpublikum ist Feminist City als gute Grundlage für weiterführende Diskussionen empfehlenswert. « – Paula Erber, Garten + Landschaft, 16. September 2022