»Das Buch zeigt eine erstaunliche Vielfalt von Strömungen und Szenen. Es gibt Organisationen, die klassische anarchistische Arbeitskampfpolitik betreiben, etwa die Northeastern Federation of Anarcho-Communists (NEFAC). Am anderen Ende stehen ›primitivistische‹ Kreise, die vor allem an der Nordwestküste beheimatet sind. PrimitivistInnen halten die Zivilisation und mit ihr die Landwirtschaft für das Grundübel und vertreten ›rewilding‹, die Rückverwilderung von Mensch und Tier. Heftig gestritten wird über die Frage, ob sich AnarchistInnen noch als Teil einer linken Tradition verstehen sollten. AktivistInnen nichteuropäischer Herkunft werfen der Szene ausserdem vor, die Anliegen ethnischer Minderheiten zu wenig zu beachten. Aufschlussreich ist dazu Elizabeth Martinez’ Text, der der Frage nachgeht, warum sich so wenige nichtweisse Menschen an den Seattle-Protesten beteiligten. …
… Viele AnarchistInnen glauben offenbar immer noch, dass mit der Abschaffung hierarchischer Institutionen auch die Machtausübung verschwindet – obwohl Erfahrungen in informellen linken Gruppen etwas anderes zeigen.
So bleibt inhaltlich einiges ziemlich unbefriedigend. Dennoch ist das Buch sehr lesenswert – gerade weil Kuhn kein geschöntes Bild zeichnet, sondern Widersprüche, Schwächen und Ambivalenzen offen anspricht.«
– Bettina Dyttrich, WOZ, 19. Februar 2009