Karlen Vesper schreibt am 13.03.2013 in Neues Deutschland (Beilage zur Buchmesse Leipzig):
‘»Es ist schlimm, ganz schlimm«, sagte mir vor zwei Jahren der ungarische Philosoph G.M. Tamás: »Wir haben eine halbe Diktatur.« Noch in frischer, unguter Erinnerung ist, was im November vergangenen Jahres in Budapest geschah: Ein Parlamentsabgeordneter hatte die Erfassung jüdischer Kabinettsmitglieder gefordert, da diese eine »Gefahr für die nationale Sicherheit« darstellen könnten. Es gab daraufhin einen europaweiten Aufschrei der Empörung. Und auch in Budapest sorgte dieses Ansinnen für Entsetzen. Aus Protest trugen mehrere ungarische Abgeordnete am folgenden Tag »Gelbe Sterne«.
Was ist bloß in Ungarn los? Seit Jahren blicken europäische Demokraten mit großer Sorge auf dieses osteuropäische Land, das einen beängstigenden Rechtsruck erfuhr. Da kommt dieses Buch gerade recht. Es beruhigt nicht, im Gegenteil. Was hier geschildert wird, ist haarsträubend. Von der »lustigsten Baracke« in Europa ist nichts zu spüren.
Die eingangs geschilderte Episode mag zunächst harmlos klingen: Bedienstete einer Straßenmeisterei tauschen Grenzschilder aus. Auf diesen ist nunmehr »Magyaroszaág« (Ungarn) statt »Magyar Köztárság« (Republik Ungarn) zu lesen. Bezeichnend für den gesellschaftlichen Wandel. Formell ist Ungarn zwar weiterhin eine Republik. »Doch die Bereinigung des offiziellen Landesnamens vom republikanischen Etikett ist Programm«, so die Herausgeber.’
Weiter: