»Bewegung, Partei, Thinktank – der von Helmut Kellershohn und Wolfgang Kastrup herausgegebene Sammelband widmet sich dem ›Kulturkampf von rechts‹ auf allen drei Ebenen. Die Titelwahl mag eine gewisse Harmlosigkeit vortäuschen; Kulturkampf, das klingt ein bisschen nach Feuilletondebatte und Kamingespräch, doch die Herausgeber erinnern daran, worum es eigentlich geht. Denn Kubitschek versteht darunter einen ›geistigen Bürgerkrieg‹ innerhalb des vorpolitischen Raums der Zivilgesellschaft, der dem letztlichen Zweck dient, die Eroberung der politischen macht vorzubereiten, um so zu einer gesellschaftlichen Umgestaltung auf der Grundlage einer völkisch-nationalistischen Programmatik zu gelangen. Gramscianismus von rechts, wenn man so will. Kellershohn nennt Kubitschek einen ›politischen Existenzialismus‹ insofern sich bei diesem ›das Primat der Tat aus einem ‘Mangel an Versöhnung’ mit dem bestehenden ›System‹ speist‹. Dessen Credo lautet: ›Es gibt keine Alternative im Etablierten.‹ […]
Der autoritäre Staat ist, darauf haben etliche Wissenschaftler immer wieder zu recht hingewiesen, das Komplementär zum Neoliberalismus, um so wahrscheinlicher dann, je länger dieser die Gesellschaften verheert. da er Ungleichheit naturalisiert und die Ungleichwertigkeit der Menschen eine seiner Konstanten ist, weist der Neoliberalismus immer wieder Schnittstellen zur extremen rechten auf, wie in den Beiträgen des ersten Kapitels überzeugend dargelegt wird. Bei der Analyse ihres Grundsatzprogramms zum Schluss zu gelangen, die AfD strebe einen ›nationalen Wettbewerbsstaat auf völkischer Basis‹ (Kellershohn) an, erweist sich daher als folgerichtig.« Daniel Bratanovic, junge welt, 5./6. November 2016