»›Das Leben ist kurz, und doch hat sich für mich ein Schicksal angebahnt, das mir einen Lebenslauf bescherte, wie er mir durch meine Familie nicht vorgezeichnet war. Schon als Kind lernte ich ein Leben kennen, das aus den Fugen geraten war.‹ Aus den Fugen geriet dieses Leben durch die verbrecherische Rassen- und Bevölkerungspolitik des Faschismus. Sie machte Paul Wulf 1938 zum Opfer: Er wurde als 16jähriger mit der Diagnose ›angeborener Schwachsinn‹ nach dem ›Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses‹ (GzVeN) zwangssterilisiert. […] Wulf überlebte und wurde zum beharrlichen Aufklärer gegen den Faschismus. […] Als er 1999 starb, schlossen sich einige zum ›Freundeskreis Paul Wulf‹ zusammen. Sie halten sein Andenken wach, erstritten z. B. 2012 eine Straßenumbenennung – der Jöttenweg (Nazi-›Rassenforscher‹) wurde zum Paul-Wulf-Weg. […] All das erfährt man in einem Buch, das der Freundeskreis zu Wulfs 100jährigem Geburtstag in diesem Jahr herausgebracht hat. Es versammelt Arbeiten Wulfs, Erinnerungen und Beiträgen zum Thema Nazipsychiatrie und Entschädigungspraxis. Der Band dokumentiert damit nicht zuletzt die eigene, erfolgreiche geschichtspolitische Arbeit ›von unten‹. Der programmatische Titel ›Ich lehre euch Gedächtnis‹ ist eine Reminiszenz an Erich Mühsam, einen der Lieblingsautoren Paul Wulfs.« – Sabine Lueken, junge Welt, 28.September.2021