»Den Kapitalismus konzipiert Öcalan nicht als Wirtschaftsform, sondern als deren Gegenteil: die Ausplünderung der Gesellschaft insbesondere durch staatliche Macht- und Gewaltmittel. Die Befreiung vom Kapitalismus kann sich Öcalan zufolge daher nicht vollziehen, ohne alle seine Herrschaftsformen, insbesondere aber den Staat zu überwinden. Als Negation der vom ›starken Mann‹ ausgehenden Herrschaft umfasst sie vier Paradigmen: nicht-staatliche Basisdemokratie, Befreiung der Frau, Aufhebung der Klassenspaltung (Kommunismus) und Abkehr von der Naturbeherrschung. Dieser Befreiung springt allerdings keine objektive Entwicklung der Produktivkräfte mehr helfend zur Seite, auf deren sprengende Wirkung man vertrauen könnte, wie es beispielsweise die Freunde des Akzeleraitionismus tun. Die Revolutionärinnen sind letztlich ganz auf ihren Zusammenschluss und ihre kritische Einbildungskraft angewiesen. Denn selbst die bisherige Konzeption der Revolution als ›Ergreifung der Macht‹ oder ›Erlangung der Hegemonie‹ sowie die ihnen entsprechenden Mittel erwiesen sich als unbrauchbar, weil sie dem Paradigma des ›starken Mannes‹ in der Wahl ihrer Waffen verhaftet blieben und so dessen Herrschaft nur in anderer Form erneuerten.« – Kesire Xelef, HUch, 15. Januar 2021