Heteronorm marginalisiert

UNRAST VERLAG Pressestimmen Heteronorm marginalisiert

Marginalisierte Körper . Beiträge zur Soziologie und Geschichte des anderen Körpers. Hg. von Torsten Junge und Imke Schmincke. Rezension: www.frauenzimmer.at/

‘Was ist, was kann, warum eigentlich Heteronormativität und wo sind die Grenzen? In dem Buch „Heteronormativität. Empirische Studien zu Geschlecht, Sexualität und Macht” gibt es einführende Texte in verschiedene theoretische Hintergründe und methodische Herangehensweisen genauso wie empirische Studien zu Macht, Geschlecht und Sexualität. Diese drei „Kategorien“ bzw. Macht- und Unterdrückungsstrukturen sind leider auch der beinahe einzige Fokus. Und das ist schade, weil Heteronormativität nicht nur mit zwei Unterdrückungskategorien zu tun haben kann. Deshalb ist der interessanteste Themenblock der letzte im Buch, bei dem es um Verschränkungen und Gleichzeitigkeit von mehrfachen Machtbzw. Unterdrückungsverhältnissen geht. Hier wird Heteronormativität tatsächlich als das behandelt, für das der Begriff meiner Meinung nach steht: einer allgemein, gesellschaftlich und strukturell anerkannten und von uns (sic!) allen mehr oder weniger scharf exekutierten Norm, die Machtsysteme aufrecht erhält und Unterdrückung ermöglicht. Ungeachtet dessen, ob Heterosexualität als Norm steht oder Weißsein, Gesundsein oder Mann-/Frausein, weil die eben ineinander verwoben sind und nicht getrennt ge- bzw. erlebt werden und somit auch nicht getrennt theoretisch bzw. empirisch behandelt werden sollten. „Marginalisierte Körper” setzt den Fokus auf empirische Herangehensweisen. In diesem Buch geht es um den, wie sie es nennen, „anderen Körper“. Dabei geht es u.a. um textuelle und performative Konstruktionen von „jüdischen Körpern“ und um die Konstruktion bzw. Problematisierung geschlechtlicher „Uneindeutigkeit“ unter Bezeichnungen wie „Intersexualität“ in der europäischen Medizin und ihre verschiedenen Formen. Es geht um Körpertheorie als Gesellschaftstheorie, um Kommerzialisierung von Körperstoffen in der Medizin und um Vergleiche von Stigmatheorie, Diskurstheorie und Disability Studies. Und noch um so einiges mehr. Ein interessantes Buch, würd ich mal sagen.’
Persson
Quelle: www.frauenzimmer.at/