»Vom US-Proto-Punk über englische Working-Class-Bands bis hin zu Entwicklungen in der arabischen Welt: Gerrit Hoekman lotet in ›Pogo, Punk und Politik‹ das historische Verhältnis von Punk und Politik aus
Ist Punk eigentlich politisch? Blöde Frage, oder? Könnte glatt von Günther Jauch stammen, in dessen Show vor ziemlich genau einem Jahr der Gitarrist der legendären Band Slime saß und 16.000 Euro absahnte. Slimes gegrölter, in der linken Szene heftig umstrittener Schrabbelpunk fungierte in den Achtzigern als Soundtrack für diverse Straßenschlachten, wenn oft auch nur in der Fantasie des einen oder anderen Hardcore-Punks. Der subkulturell ambitionierte Autonome hörte eh lieber Wipers, Gun Club oder Butthole Surfers. Ein schönes Kompendium der politischen Punkmusik, ihrer Geschichte, Abgründe und historischen Relevanz hat jetzt Gerrit Hoekman mit Pogo, Punk und Politik vorgelegt.
Das Büchlein aus der Reihe ›Linker Alltag‹ im Unrast-Verlag bietet einen Überblick von amerikanischem Proto-Punk über englische Working-Class-Bands, linksradikalem hiesigem Punk und dem Riot-Grrrls-Movement bis hin zu jüngsten Entwicklungen in der arabischen Welt. Mazhott aus Damaskus etwa singen über Töchter, die keine Lust haben, mit älteren Männern verheiratet zu werden oder über reiche Kinder, denen Papa den Weg ebnet. Auch in Kairo und Beirut gibt es jungen arabischen Punk, der von staatlichen und religiösen Autoritäten nicht selten mit Heavy Metal in einen Topf geworfen als satanistische Bedrohung verfolgt wird.« Gerrit Hoekman, der Freitag, 6. Februar 2012