oder wie Michaela Seul das richtige Leben aus dem falschen schälte
Ein Portrait von Thomas Nöske
Michaela Seuls Texte kursieren in der Szene etwa seit Anfang der 90er Jahre. Aber wie! Kaum eine kleine Zeitschrift erschien ohne Text von Michaela Seul. Über 350 veröffentlichte Kurzgeschichten und Gedichte, heißt es in ihrer Bibliographie. Das kommt hin, tatsächlich war sie in den 90ern eine zentrale Figur der Alternativen Literatur-Szene. In ihrer Generation, das heißt, unter den um die 30jährigen, die sich 1993 trafen und gemeinsam unter dem Namen ‘Social-Beat’ auftraten, war sie tatsächlich die Meisterin aller Klassen, wie Biby Wintjes sie nannte, unangefochten, irgendwie waren wir alle Seul-Fans.
Sie habe sich schon als Kind magisch zu Papier hingezogen gefühlt, berichtet Elisabeth Alexander in der Laudatio zur Verleihung des ‘Poetensitzes’ 1997: Als sie es noch gar nicht konnte, hätte sie immer so getan, als könne sie schreiben. Sie malte Ober- und Unterlängen, die sie von handschriftlichen Dokumenten abzeichnete, und sie wünschte sich sehnlichst, endlich in das Geheimnis der Schrift eingeweiht zu werden.1
Es geht um Mann und Frau in allen Variationen, häufig über das man ungern spricht: sexueller Mißbrauch, Gleichgültigkeit abgebrühter Großstadtmenschen, Langeweile zwischen zwei Ehepartnern, Gewalt, Perversion, Obsessionen… Teils in sachlich nüchterner Prosa, knapp und stilisicher pointiert: An einem Tisch des preiswerten Lokals – schließlich sind wir keine Krösusse – sitzt das Paar mit Kind. Die Frau sagt: wir sind eine glückliche Familie. Der Mann möchte gerne mitmachen.2 Hinter der Fassade des anständigen, sauberen Bürgertums lauert die Langeweile, aber auch subtile Gewalt, die aus den verschrobenen Werten der Leistungsgesellschaft herrührt. Damit lag sie in den 90ern, nach dem Ende der Hippies, dem Ausverkauf des Punks und dem Sieg des Kapitalismus wieder im Trend, – denn zwischen den utopischen Bewegungen im 10-Jahres-Takt stehen Formen des antiutopischen Realitätschecks und der Suche nach dem Menschenbild.
Soweit, so gesellschaftskritisch. Die Seul stürzt sich mit allem Schwung geradezu ins Herz des gefrorenen Hurricanes. Surrealistisch und alptraumhaft, wie in dem Gedicht ‘Mutter 2’: du pawlow / ich hund / geifernd nach liebe / huldige deine schönheit / fröstle im scherbenklang / deiner eingeweide / noch leidensdruck entfernt / dich zu sezieren / bleibe ich das hässliche / schwan sollst du sein / dann liebst du mich doch?3
Oder auch: Brauch // Ja Mama / Gern erzähle ich dir alles. / Damit du weißt, warum du meine linke Hand auf das Backblech drückst. / Entschuldige Mama. / Kann dir nicht die rechte reichen. / Die hast du doch gestern ins siedende Öl. / Ich weiß, bin keine Entschuldigung wert. / Es tut mir trotzdem leid; / Mama, daß das Rohr nicht vorgeheizt. // Ja, Vater. / Gern zieh ich mich aus. / Verzeih daß ich so mager. / Wirst wund in mir / Mama ist viel schöner. / Ich weiß, bin eher Zumutung als Ersatz. / Deshalb will ich nicht schreien. / Wie beim letzten Mal.4
Es geht abwärts und tiefer abwärts, bis in frühkindliche Kränkungen, Psychotrips in die Vergangenheit, die nach Aufklärung und, wichtiger noch, Auflösung schreien. Zum Beispiel in der Geschichte ‘Verstümmelungsroulette’, die von einen Typen handelt, der sich nach und nach Körperteile abschneidet, aus purer Lust an Selbstverstümmelung, um sein Lebensgefühl zu intensivieren. Zuerst beginnt alles ganz harmlos, wie der Bericht eines lustigen Aussteigers und Narren: Ich stand zum Beispiel gegen Mitternacht auf, ging in die Sauna und legte mich wieder schlafen. Oder ich nahm unmittelbar nach dem Aufstehen, zu einer beliebigen Uhrzeit, eine allgemein als Mittagsmal erklärte Speise zu mir und startete im Anschluß daran einen Waldlauf. Interessante Fernsehsendungen zeichnete ich auf und sah sie mir rückwärts an. Nachts legte ich mich an Badestrände. Ärzte und Geschäftspartner veranlaßte ich zu Visiten auf Friedhöfen und Bordellen. Ich lebte das Lustprinzip unter Ausschluß jeglicher Konventionen, trug die Rolle des Sonderlings wie ein Clownskostüm, ohne die triste Masse über ihr Scheinleben aufzuklären.5 Die unbedingte Gier nach Intensität, nicht nur unter Ausschluß sämtlicher Konventionen, sondern auch jeglichen Sinns, nicht unbedingt jedermanns Sache, aber auch nicht verboten. Die Seul gräbt sich langsam in ihr Thema ein, tastet sich nach und nach vor zum Grauen. In der wirklichen Welt kommen sogenannte Extremsportarten in Mode, Bungee-Jumping zum Beispiel, man springt mit einem Gummiseil um den Bauch gebunden von einer Brücke und schnellt wieder in die Höhe, eigentlich keine Sportart, sondern eine alberne Praktik, sich Kicks zu geben, und zwar vollkommen isoliert aus natürlichen sozialen und biologischen Zusammenhängen. Ich will nicht sagen, daß die Seul ihrer Zeit voraus war, aber sie hat sich des Phänomens angenommen, bevor es in der Öffentlichkeit groß breitgetreten wurde. In ‘Verstümmelungsroulette’ stößt ihr Protagonist schließlich auf das Prinzip des sich selber Verstümmelns, was ihm den ultimativen Kick gibt: Ein fehlender Daumen veränderte mein Lebensgefühl. Meine Erwartungen wurden übertroffen, und ich ärgerte mich, nicht früher auf diese Idee gekommen zu sein. In den banalsten Dingen fand ich eine neue Wesentlichkeit. Mein Dasein war eine einzige Premiere. / Es dauerte ein Vierteljahr, bis mich die Routine wieder quälte. Diesmal zögerte ich nicht und opferte meinen kleinen Finger, ohne den ich mich ein weiteres Vierteljahr ausgelastet fühlte. Nacheinander trennte ich mich von Ring-, Mittel- und Zeigefinger, was mir ein Jahr Premierenstimmung einbrachte, bis ich schließlich die linke Hand abhackte.
Wie gesagt, das schrieb sie einer Zeit, als die allgemeine Suche nach dem großen Kick noch in den Kinderschuhen steckte. Zehn Jahre später, im Februar 2001, rennen Millionen Menschen ins Kino, um ‘Hannibal’, die Fortsetzung vom ‘Schweigen der Lämmer’ zu gucken. Hannibal Lecter, ein genialer Psychiater und Massenmörder, leidet beziehungsweise genießt einen eigenartigen Zwang, Menschen töten und aufessen zu müssen. Als junger Psychiater behandelte er einen Menschen mit sadistisch-masochistischer Veranlagung. Er lädt Lecter zu einer sexuellen Orgie zu sich ein. Im Rausch von Drogen und Fetischpraktiken befiehlt ihm Lecter, sich die Gesichtshaut abzuschneiden, was der junge Mann voller Begeisterung tut. Seitdem besteht sein Kopf nur noch aus einem knochigen, knorpeligem Ball. Als ich das im Kino sah, liefs mir eiskalt den Rücken runter, und wenn ich daran denke, fühle ich gruselige Schauer über meinen Schultern. Der ‘Hannibal’-Film lockte in den ersten Wochen Millionen in die Kinos. Was ist daran, daß soviele Menschen sich davon angezogen fühlen? – ich denke, es ist eine gewisse Angst, von der eigenen Gier nach Kicks dermaßen überwältigt zu werden, daß man sich dabei verstümmelt, ohne es zu merken, beziehungsweise erst zu spät. Rauchen, Trinken sind ja auch allmähliche Formen von Selbstzerstörung, die indes als Lust erlebt werden. Sagen wir es mal so: der zivilisierte Mensch hat seine eigenen Triebe noch nicht voll durchschaut, steht nicht auf vertrautem Fuß mit seinen inneren, geheimen Lüsten, Begierden. Jedermann weiß, daß man überwältigt und blind getrieben sein kann, die Kontrolle verlieren, und es schließlich verdrängen, ein gespaltenes Ich. Man traut sich selbst nicht über den Weg, und erst recht nicht, wenn man die Kontrolle verliert. Der Rausch, die Lust, die Gier reisst einen mit sich und reisst einen hinab zu Taten, die man hinterher bereut, sicherlich nicht so krass wie in dem Hanniball Lecter-Film, aber zumindest so, daß man sich eher schadet als nützt. Es geht also darum, einen gewissen Einfluss auf seine Leidenschaften und Triebe zu bewahren und einschätzen zu können, wohin einen welcher Kick bringt. Natürlich sind wir heute, das heißt: im Jahr 2001, aufgeklärt genug um zu wissen, daß Liebe und Begehren zusammenhängen und jede Form von Lust ihre Berechtigung hat; gleichwohl gibt es, glaube ich, eine zivilisierte Angst, im ekstatischen Rausch kaputt zu gehen. Jedenfalls solange man sich der wahren Natur seiner Triebe nicht sicher ist. Und das ist dann wohl eine psychoanalytische Aufgabe. Die Angst jedoch ist klassisch, klassischer Horror, wie zum Beispiel die, lebendig begraben zu werden oder unschuldig verurteilt. Ein archetypisches Thema des Grauens, der unheimlichen Furcht vor der Unberechenbarkeit des eigenen entfesselten Selbst.
Und das, meine Damen und Herren, hat Michaela Seul in ‘Verstümmelungsroulette’, meines Erachtens nach, bereits hundertmal präziser und reiner herauspräpariert als Thomas Harris in seinem ‘Hannibal’-Roman, und zwar einige Jahre bevor Bungee-Jumping und Fetisch-Partys in Mode kamen. Damit soll auch gesagt sein, daß die Subliteratur zumindest in ihren Ansätzen ihrer Zeit häufig voraus ist, wenn es auch selten gelingt, die Sachen für den Massengeschmack aufzubereiten. Wer sich jedoch intensiv mit Subliteratur auseinandersetzt, guckt sich die große etablierte Gegenwartskunst häufig so gelangweilt und abgegessen an wie sich die Massen heute nostalgischen Pop aus den 50ern reinziehen. Soviel zur Frage: was ist das subkulturelle Thema der Michaela Seul?
Was verband sie mit der Szene und mit dem ‘Social-Beat’-Netzwerk? Die Szene bestand und besteht ja vor allem aus Männern, entsprechend groß war die Freude: Endlich mal eine Schiftstellerin, die sich nicht zu schade ist, mit ihren Gedichten und Geschichten in den schmuddeligen Fanzines zu erscheinen! Sie antwortete auf Briefe und gab konstruktive Kritik zu den Werken anderer Leute ab. Zudem war sie zäh genug, für eine einzige Kneipenlesung mit ihrem Auto von München bis nach Braunschweig, Münster oder Berlin zu kommen. Sie zog mit in der Jungenbande. Survival-Spezialist Rüdiger Nehberg weiß, daß das Durchhaltevermögen einer Urwaldexpedition enorm steigt, wenn sich unter den Jungs ein paar Frauen befinden. Michaela Seul war gewissermaßen gut für die Moral der Truppe. Sie war ja nicht nur eine Frau, sondern, wie gesagt, schien mit einigen Tiefen und Verirrungen der menschlichen Psyche und kulturellen Pathologien bekannt und vertraut. Man erhoffte sich von ihr Aufklärung über die Mysterien der weiblichen Psychologie und den Perversionen der modernen Welt. Außerdem ist sie eine exzellente Schriftstellerin.
Mit ihren brutalen, grausamen Texten fand sie natürlich schnell Anschluss in der Szene aus Weltverneinern und frustrierten Punks. Aber sie schrieb in einer Art und Weise, und das ist das Eigentümliche und Phänomenale an ihr, die nicht weinerlich und tragisch klang, etwa nach dem Motto: ‘Habt Teil an meinem Leid!’, sondern mit Lust und Esprit, so daß man meinte, eine unbedingte Lebensbejahung und ein vorbewusstes Wissen um das wahre Leben heraus zu hören. Vorbewußt schienen ihre grausamen Texte bereits auf etwas zu verweisen, was sich erst nach Überwindung all des Leids und der Verirrungen verwirklichen würde. Man denkt, man könnte den Todestrieb in einen Lebenstrieb verwandeln. Anders als in ‘Hannibal’, geht der ganze Mensch in seiner Besessenheit nicht verloren. Ein Rest bleibt erhalten und könnte die kritische Funktion übernehmen, die Funktion der Geilheit zu erkennen. An meine Versicherung stelle ich schon lange keine Ansprüche mehr. Das Erbe meiner Eltern erhebt mich aller Geldsorgen. Ich legte keinen Wert auf Schwerbehindertenvergünstigungen. Zum Blinden fehlt mir beispielsweise nur noch ein Auge. Allerdings muß ich gestehen, daß ich vor vollständiger Blindheit zurückschrecken würde, wenn ich finanziell darauf angewiesen wäre. So habe ich dem linken Auge eine Sonderstellung eingeräumt. Das Indidviuum bleibt als ganzes Individuum erhalten. Das ist also ein Mensch, der denkt, trotz allem, noch so ähnlich wie wir alle. Bei Hannibal Lecter ist das ungewiss. Potential für Mitleid und Identifikation. Also muss sich die schaurige Lust an der Selbstverstümmelung doch in eine Lust zum Leben umkehren lassen? Sie hätte eine utopische Dimension. Herbert Marcuse: Seit dem Erwachen des Bewußtseins der Freiheit gibt es kein echtes Kunstwerk, das nicht den archetypischen Gehalt offenbarte: die Negation der Unfreiheit.6
Michaela Seul ließ sich auf die Szene ein, schickte Texte, beantwortete Briefe, kam quer durch Deutschland zu Lesungen angefahren, auch wenns kein Honorar gab, und wenn man ihr ein Buch oder eine Zeitschrift schickte, las sie die jeweiligen Machwerke aufmerksam durch und gab eine Einschätzung dazu ab. So konnte man von ihr lernen, und so war sie für viele junge Autoren eine Art Anker, ein Motor und eine Trostspenderin. Sie hatte mindestens soviele Vorbehalte gegenüber der Gesellschaft und Kritik am heuchlerischern Kulturbetrieb wie jeder andere Undergrounder, aber sie konnte einem klarmachen, daß es kein Grund zum Verzweifeln und sich das Leben dennoch lohne. Als studierte Psycho- und Soziologin, erfahrene Schriftstellerin, nicht zuletzt als Angestellte in einer Werbeagentur, beherrschte sie die Kunst der konstruktiven Kritik und der freundlichen Motivation. Und sie schwörte auf die Psychoanalyse als Weg zu mehr Selbsterkenntnis und innerer Reinheit, wie man seit E. Fromms und D.T. Suzukis grundlegendem Buch ‘Zen-Buddhismus und Psychoanalyse’ weiss, der abendländische Weg zur Erleuchtung.
Ich lernte sie persönlich kennen auf einer Lesung, die Thomas Nöske 1992 in Göttingen organisiert hatte. Martin hatte im ‘Apex’, einer Künstlerkneipe, einen Raum organisiert, er arbeitete dort als Thekenkraft, sonst hätte man ihnen den Raum nie gegeben. Als Nöske 1991 die erste Ausgabe seiner Zeitschrift ‘HokaHe’ herausbrachte, war die Reaktion in der Stadt verhalten bis negativ. Göttingen, die Universitätsstadt hält den Weltrekord an Nobelpreisträgern, und entsprechend hochnäsig ist das soziale Klima. Ich meine, die erste ‘HokaHe’-Ausgabe war wirklich nicht gut, aber die Reaktionen waren vernichtend: dumm, ärgerlich, hässlich, primitiv, frauenfeindlich, schwach, substanzlos… Das ist freilich nichts besonderes und ergeht vermutlich den meisten Erstlingswerken junger, naiver Undergrounddichter so; indes Nöske fühlte sich erstmal am Boden zerstört: er war ohne Job und hatte außer seinem Engagement für die Literaturszene nichts. – was Wunder, daß die Kritik auf ihn brutal wirkte?! Das möchte ich allen Kritikern zu bedenken geben, die ein dilettantisches, tapsiges Erstlingswerk eines naiven Jungdichters verreißen und dabei noch stolz auf ihre objektive Härte sind. Dem Leben förderlicher ist es, hart aber herzlich zu kritisieren! Aber die Göttinger wähnten sich ja im übergeordneten Recht einer sechshundertjährigen Bildungstradition und verpflichtet, diese zu verteidigen wie ein mittelalterliches Kulturgut gegenüber den barbarischen Horden der Plünderer. Ihre Absage klang wie ein Gerichtsurteil gegen die Landfahrer im 17ten Jahrhundert.
Jedenfalls hatte Nöske die Seul zu einer Lesung eingeladen und geschrieben: ‘Ich brauche Dich als Alibi-Frau.’
Und die Seul schrieb zu zurück: Ich kenne diesen Job wie meine Westentasche und bin einverstanden. War es ein Wunder, wenn solch eine Antwort auf Nöske wie Vitamintabletten wirkte? – die Seul stellte sich bereitwillig zur Instrumentalisierung zur Verfügung; gibt es eine charmantere Geste freundschaftlicher Verbindlichkeit in der Dingwelt? Gibt es eine schönere Kombination von Aufklärung und innerer Verbundenheit als sich offen instrumentalisieren zu lassen? Sich zum Objekt zu machen für das Wohl eines Anderen? – wie gesagt, es war also ein Kick.
Nöske saß am Tischchen an der Tür und machte den Einlass. Ich saß neben Nöske, der den Eintritt kassierte. Nach und nach tröpfelten rund dreißig Leute in den Raum… die meisten bekannt aus irgendwelchen Kreisen, Gremien, Gruppen… Fuktionäre, mit anderen Worten, und dann kam eine Frau, die nicht nach Göttingen aussah… ‘Hallo’, sagte sie, ‘Ich bin die Michaela Seul, ich soll heute Abend hier lesen!’
Sie war mittelgroß und von normaler Statur, hatte lange dunkelblonde Haare. Ihre Kleidung wirkte unauffällig, irgendwo angesiedelt im Dreieck zwischen sportlich-elegant, ökomäßig-alternativ und praktisch-schlampig. Ihr Gesicht wirkte gesund und strahlend, nicht gerade vom Leben gezeichnet, das wäre übertrieben, aber erfahren, nicht gerade verbraucht, aber robust und scheinbar glücklich mit den bisherigen Lebenserfahrungen. Sie schimpfte über die Yuppies, für die sie halbtags arbeiten musste, um ihren Unterhalt zu verdienen, die Schickeria von München und den korrupten Kunst- und Kulturbetrieb. Sie predigte Anteilnahme, Ehrlichkeit und Liebe. Als Psychoanalysefan schien sie weitgehend frei von lästigen Hintergedanken und Projektionen und vertrat eine weltumfassende Erotik, in der alle Pflanzen und Menschen auch wachsen und gedeihen, und sie wußte, wie man Herzlichkeit buchstabiert. Günther Kahrs nannte sie esoterisch angehaucht, aber das stimmt nicht: die studierte Psycho- und Soziologin verlässt das aufgeklärte Universum für keine fünf Minuten. Sie war sicher einer der Gründe, in der Literaturszene überhaupt weiter aktiv zu sein.
Außer Michaela Seul sollte Theo Köppen aus seinem ‘Angstcaruso’ lesen, Thomas Nöske und Daggi Bernhard, die extra aus dem Ruhrgebiet angereist kam. Sie und Michaela Seul kannten bis dahin nicht persönlich, hatten indes voneinander gelesen und waren neugierig und interessiert, einander kennenzulernen. Doch dann geschah etwas eigenartiges: kaum trafen sie aufeinander und gaben sich die Hände, schon wandten sie sich voneinander ab und waren spinnefeind, keiner verstand warum. Obwohl wir danach alle zusammen in Nöskes Land-WG übernachteten und darauf noch nach Braunschweig zu einer Veranstaltung von Jörg Dahlmeyer und Hardy Krüger fuhren. Es war eigenartig. Dr. Delzepich, dem diese Anekdote irgendwie zu Ohren gekommen sein muss, kommentiert sarkastisch knapp, wie es seine Art ist: typisch Weiber, als handle es sich um einen rein organischen Vorgang, wie die biochemische Produktion von Käferplasma.7 Allerdings sehe ich in dem Kommentar einen Hinweis auf die Macht einer rein chemischen Abstoßung, die das Image der Seul als offene, herzliche Person gar nicht berühren muss – sofern man es nicht überhaupt müßig findet, über die Grade innerer Reinheit von Subliteraten zu diskutieren…
Ich erwähne das darum so ausführlich, weil einige Leute meinen, Michaela Seul hätte eigentlich mit der Szene wenig am Hut. Auch diese Ansicht hatte ihre Gründe: tatsächlich schrieb sie niemals Rezensionen, organisierte keine Lesungen, machte auch bei keinen Zeitschriften- oder Verlagsprojekten mit. Als Schriftstellerin konzentrierte sie sich ganz auf ihre eigene Entwicklung, und es war jederzeit klar, daß sie sich bei bietender Gelegenheit einem Großverlag anschließen würde. Nachdem mit dem Social-Beat der vierte große Versuch eines bundesweiten Netzwerks gestartet wurde und an alle angeschlossenen Leute die Parolen ausgegeben: organisiert Lesungen in euren Städten! Schreibt Rezensionen für die regionale Presse! Schließt euch für gemeinsame Projekte zusammen!,8 entstand bei manchen Leuten der Eindruck, Michaela Seul würde die Szene nur ausnutzen. Sie ließe sich zu Lesungen einladen und publiziere, sie mache aber selber keine Lesungen für andere Autoren und gäbe keine Zeitschriften oder Anthologien heraus. Eigentlich benutze sie das Netzwerk nur, übernähme selber indes keine Funktion, kurzum: sie ziehe nicht mit bei der Seilschaft, lasse lieber ziehen.
Ich meine, daß beide Sichtweise ihre Gründe und Berechtigungen haben. Gerade im Zusammenhang mit dem Namen ‘Social-Beat’ und der Frage, was denn das ‘Social’ dabei bedeuten solle, wurde häufig erklärt: wie laden uns gegenseitig zu Lesungen ein und starten gemeinsame Projekte.9 Das war die augenscheinlichste und pragmatischte Erklärung. Michaela Seuls Beitrag dagegen war eher ideeller Natur. Man muss bedenken, daß gerade in den frühen 90er Jahren in der Szene ein eher verbittertes und nihilistisches Klima herrschte. Großteils bestand die Szene aus Leuten, die mit ihrem Leben unzufrieden waren und keinen rechten Sinn mehr sahen. Man war verbittert über die Vermarktung des Punkrocks, über das Leistungsdenken der Yuppies, über die fortschreitende Umweltzerstörung, die Kälte und die Dekadenz der Städte, die Korruption der Wissenschaft. Joseph Wintjes, der einstige Ziehvater der antiautoritären Hippies und der alternativen Szene in den 70er und 80er Jahren hatte sich 1995 zu Tode gesoffen. Wer Anfang der 90er bekennender Undergroundliterat war, befand sich schon auf dem besten Wege als isolierter und verbitterter Sozialhilfemepfänger zu enden. Michaela Seul nun schien mit den Abgründen des Lebens vertraut genug, um den nihilstischen Schmerz zu begreifen, Wut und Hass auf die Gesellschaft und die korrupte, heuchlerische Kultur zu teilen, sie machte indes klar, daß das Leben dennoch lohnte und Verstümmelungsroulette zu spielen eine eher schlechte Lösung sei. Sicher keine neue Erkenntnis, aber mit der muss man ersteinmal durchstoßen zu den lethargischen Zynikern und latent Suizidalen im Literatenkabinett, und die Seul stieß durch. Freilich glaubte keiner von uns, sie habe das Problem für sich bereits gelöst, doch zumindest hatte sie einen Ansatz. Sie war auf dem Weg, hatte Gehen gelernt und hielt den Haken in der Hand, ihre eigene Psyche sich schreibend und immer wieder neu vor Augen zu führen. Thomas Stemmer nannte das: eine Art Routine im Schreiben, die aber nicht zur Abstumpfung geführt hat.10
Nicht immer geht das Ganze so irrsinnig krass ab wie in ‘Verstümmelungsroulette’: viele ihrer Geschichten handeln von ganz alltäglichen, normalen Mann-Frau-Beziehungen, ohne verzückte Gewalt und Verirrung, höchstens in gedämpften (gedeckelten) Formen des Wahnsinns. Die Welten der Michaela Seultexte sind wie alle unserer kleinen Welten, eine Geschichte heißt zum Beispiel: ‘Die Dusche, der Fön, das Fenster’, handelt von einer Frau, die im Bett liegt und dabei dem Lärm lauscht, den ihr Freund im Badezimmer beim Duschen verursacht, und genervt denkt: Hast du was? Das fragt er seit Wochen. Und sie sagt, was sie seit Wochen sagt: Nein. Was soll sie sagen? Es ist, weil du den Duschvorhang wenn überhaupt nur teilweise zuziehst? (…) Soll sie sagen: die Vorstellung, mit dir zusammenzuwohnen bringt mich an den Rand des Wahnsinns. Rand des! Maßlose Untertreibung! Sie wohnten ja nicht zusammen. Wenn ihr was nicht passt, kann sie gehen. Ganz einfach ist das. Kostets nicht mal was. Sie bleibt ordentlich und er un. Sehr vernünftig.11 Wir sehen also auch dieser Frau beim Denken zu und bemerken dabei, wie sie manchmal voll konzentriert ist, dann wieder zu explodieren droht, bei manchen Gedanken Wellen des Ärgers, bei anderen der Zuneigung durch sie rauschen…
Das ist eine Meta-Perspektive. Wenn Michaela Seul Geschichten als innere Monologe ihrer Figuren schreibt, viele ihrer Geschichten beschränken sich darauf, dann sind diese Gedanken der inneren Monologe häufig nichts als Erscheinungen von natürlichen Energien, psychoanalytisch gesprochen: der Triebe. Freundliche Gedanken sind Erscheinungen der Lebenstriebe, unfreundliche der Todestriebe. (Wobei der Todestrieb, nach Freund, ja identisch ist mit dem Selbsterhaltungstrieb.) Gedanken kommen und glitzern auf der Projektionsfläche unseres Bewußtseins wie Sonne und Mond Lichtspiegelungen auf einer Seeoberfläche. Das ist ja die gängige psychoanalytische Betachtungsweise, alle Gedanken als bloße Erscheinungen der (unterschiedlichen) Triebe zu verstehen. Der Wille (…) ist in blinder Thätigkeit, die zwar von Erkenntnis begleitet, aber nicht von ihr geleitet ist.12 – die Seuluniversen sind teilweise unglaublich alltäglich und allgemein, es geht um DAS Bett, DEN Tisch, DIE Tür, DAS Auto, DIE Dusche…,13 aber eben auch – bloßer Schein, maya, wie die Buddhisten sagen.
Alles durchaus wahr, soweit es geht, schreibt Aldous Huxley, aber falsch, wenn es nicht weiter geht. Denn wenn der Geist nur eine Art von Nichts-als ist, liegt es auf der Hand, daß keine seiner Behauptungen Anspruch auf Allgemeingültigkeit hat. Aber alle Nichts-als-Philosophien erheben einen solchen Anspruch, daher können sie nicht wahr sein; denn wären sie wahr, wäre das der Beweis dafür, daß sie falsch sind. Das Denken ist der Sklave des Lebens – zweifellos. Aber wenn es nicht auch etwas anderes wäre, könnten wir nicht einmal diese wenigstens teilweise gültige Verallgemeinerung machen.14 Aldous Huxley schrieb das bereits in den 40er Jahren. Heute, im Jahre 2001, geht der sogenannte ‘Konstruktivismus’ als große Mode um, nötigt einfältigen Menschen Staunen ab für die angeblich neue Relativität des Denkens, als hätte daran zweitausend Jahre lang niemand gedacht, was zeigt, daß wir soviel nicht gelernt haben. Aber das Denken ist eben, wie Huxley erklärt, nicht nur relativ, sondern mitunter auch – wahr. Und das führt uns wieder zu den Grenzerfahrungen und zur Mystik und zu den Urkräften und also zurück zu Michaela Seul.
Dann kam der Krieg. Anton wurde 1941 einberufen. Trotz einer schweren Verwundung, die er in Frankreich erlitt, wurde er nach seiner Genesung nicht entlassen, sondern in eine Kaserne im Münchner Umland als Lagerverwalter stationiert. So ein Glück, sagte Centa oft, denn Anton brachte genug Lebensmittel nach Hause, um sogar die Gartennachbarn zu versorgen. Jede freie Minute verbrachte Anton mit Centa und Donerl. Manchmal drückte er Centas Hand, wie er es früher getan hatte: Wenn wir zwei zamhalten, kann nix schiefgehen. Nachts im Bett erzählte er von Frankreich. Den Wochen im Lazarett. Den Schreien der Verwundeten. Dem jungen Burschen, der beide Beine verloren hatte und wahnsinnig geworden war. Der Krankenschwester, die Antons Hand gehalten hatte, als das Narkosemittel bei seiner Operation ausgegangen war. Zwei Wochen hatte Anton zwischen Leben und Tod geschwebt. Diese zwei Wochen waren ihm vorgekommen wie eine einzige Stunde. Seltsames Zeug hatte er da gesehen. Manchmal war es ganz hell geworden, lichte Gestalten hatten ihn umtanzt, dann wieder war etwas Schwarzes über ihn hergefallen. Anton rang mit den Worten. Ein großer Drang war in ihm, Centa seine Erlebnisse zu beschreiben. Es gelang ihm nicht. Centa sagte: Du hast einen guten Schutzengel. Und Anton, der noch nie etwas von Schutzengeln hatte wissen wollen, nickte bedächtig: Ja, Fuchs.15
Er nennt seine Frau also ‘Fuchs’. Diese Erkenntnis steht in der Textpassage abschließend, also mindestens gleichrangig zu der Grenzerfahrung zwischen Leben und Tod. Das mystische Erleben kommt zu seinem Recht, wird indes nicht zur großen kosmischen Erfahrung aus erster Hand aufgewertet. Das Übersinnliche wird mit dem Alltäglichen verflochten, aber nicht um das Alltägliche zu verzaubern, wie bei den Romantikern, abzuwerten, wie bei den Idealisten, oder gar umzukehren, wie bei den Katholiken; vielmehr intensiviert das Übersinnliche das Alltägliche, gibt ihm Schärfe und Bedeutung. Sie weiss, daß nach Freud die sogenannte Urszene, in der das traumatische Erleben wurzelt, niemals voll im sprachlichen Bewußtsein repräsentiert werden kann, daß wir aber unser Begriffsuniversum immer wieder wie einen Tempel um die Urszene herum bauen, die sich in unsere Seele wie ein Brandmal geprägt hat. Die Götterdämmerung findet im Dieseits statt: sie betrifft keine metaphysischen Illusionen, sondern ehrfurchtgebietende Irrtümer des irdischen Lebens. Wie alle großen Spannungserzeuger, umkreist sie das Grauen nur – wie auch das Glück, das auf anderen Seite freilich ebensogut existiert. Wie die meisten Schriftsteller, die alle Substanz in ihr Schaffen legen und noch das Letzte aus sich herausholen, leidet auch sie unter der Angst, verrückt werden zu können; dieser Furcht begegnet sie mit der kontinuierlichen Mühe, sich ihre Gedanken selber transparent zu machen und zu unterscheiden in förderlich dem Leben und hinderlich dem Leben. Emanzipation, Aufklärung und wahrer Fortschritt können eigentlich nur verschwistert mit der Liebe zum Sein gedacht werden.
Am schärfsten ist das Thema ausgearbeitet in ihrem Buch ‘Leben ohne Leander’, ihrer bislang gewagtesten und mutigsten Arbeit. Der Anlass war tragisch genug: ziemlich überraschend verstarb ihr Lebensgefährte. Er war eine größere Liebe, nachdem sie etliche Jahre in München als Single gelebt hatte, und sie war seinetwegen aus der Stadt hinaus in die bayerische Provinz gezogen. Süddeutsche Verstocktheit, aber auch die Nähe zu Italien, fast familiäre Verhältnisse in den Künstlercliquen, aber auch Schickeria, Geltungssucht und Eitelkeit bilden die Eckpunkte des Szenarios. ‘Leben ohne Leander’ ist das Tagebuch der ersten hundert Tage nach seinem Tod, eine dokumentierte Trauerarbeit: wie man sich schreibend am eigenen Schopf aus der Scheiße zieht.
Leila, die Hauptfigur des Romans, geht mit ihren Mitmenschen, den vermeintlichen Bekannten und Freunden ins Gericht. Manche können mit dem Todesfall nicht richtig umgehen und verhalten sich unnatürlich, aufgesetzt, andere ziehen sich von ihr zurück, eine Aussätzige war ich geworden durch meinen Verlust.16 Andere Freunde Leilas verstehen es gut, ihr wirklich eine Hilfe zu sein, ihr den Schmerz zu erleichtern und im richtigen Augenblick dazusein, ohne aufdringlich zu werden, und sich sensibel rechtzeitig zurückzuziehen. Es gibt Menschen, die ihr helfen, und es gibt Menschen, die dies nicht vermögen: Natürlich war ich dankbar für die Menschen, die mir beistanden. Ich übersah jedoch nicht, daß bei einigen, die mit mir sprachen, ein Hauch kalter Faszination mitschwang. Mir zu begegnen war ein bißchen wie ins Kino zu gehen und einen Thriller zu sehen, sich für Sekunden in ihm zu verlieren und dennoch zu wissen: man ist auf der sicheren Seite.17
Leila stellt hohe Ansprüche an die Aufrichtigkeit ihrer Mitmenschen. Und sie unterscheidet ihre Freunde scharf in solche, die sich richtig verhalten und solche die sich falsch verhalten. Sie muss es tun, weil sie nur so aus der Hölle des Trauerns herauskommen kann. Auf diese Weise findet sie auch die Menschen, die ihr helfen können. Anatol schenkte mir Kaffee ein, wieder ein Gänseblümchen auf meinem Teller. / Leila, sagte Anatol ernst. Wenn Leander ein Teil des Universums ist, dann ist er überall. Dann ist er alles und in allem. Er ist in dem Stuhl, auf dem du sitzt, er ist der Baum vor dem Fenster, er ist das Gras unter deinen Füßen und die Luft, die du atmest. / Danke, sagte ich. Und weinte stumm weiter. Aber nun wegen der Güte dieses Menschen.18
Als mir der Unrast-Verlag dann im Frühjahr 2000 das Buch ‘Leben ohne Leander’ zuschickte, kam es im passenden Augenblick: ich hatte just in diesem Monat meine langjährige Geliebte verloren, zwar war sie nicht tot, hatte mich nur verlassen, aber sie war gleichwohl weg, nicht mehr da. Auch dieses Ereignis kam aus heiterem Himmel über mich, bis dahin war Trennung kein Thema, und traf mich mit absoluten Wucht. Jede Trennung ist verknüpft mit einer grauamen und traurigen und allgemeinen Ernüchterung. Die Realität erscheint unfassbar und ist doch so total wie noch nie. Man fragt sich inständig, ob man je wieder lebendig sein wird. Die Lebenskraft, wie man sich schließlich doch durchringt, weiter Leben zu wollen und diesen Willen zu wollen, in einer, wie gesagt, unfassbaren und totalen Realität, das ist die Kunst. Wie gesagt, schreibt Michaela Seul in Wörtern der höchsten Allgemeinheit. Dennoch ist ihr Bericht sehr persönlich, ihre Erlebnisse absolut individuell, aber wie sie die tieferliegende Erfahrung, in der Not zu wachsen und trotzalledem das Leben zu wollen und zu suchen, als Seele zwischen den Zeilen schwingen lässt, restlos übertragbar. So hat Michaela Seul, die uns anfangs in persönlichen Briefen Zuspruch und Trost spendete, mir zuletzt noch durch ein ganzes Buch in einer Krise geholfen.
Im übrigen verdiente sie sich einiges Geld als Ghostwriterin unter Pseudonym einer Biographie einer prominenten Persönlichkeit und verfasste einige Sachbücher zu Themen wie: ‘Zehn Geheimnisse der Freundschaft’, oder: ‘Zehn Geheimisse innerer Gelassenheit’, die professionelle Autoren ja aus dem Handgelenk verfertigen: in acht Wochen zwei Bücher, bis heute nicht erschienen, aber bezahlt, es war SO eilig und ich war mitten im Umzug.19 Mit sowas kann man in der Regel weit mehr verdienen als mit Romanen und Lyrik. Die schrieb sie weiter für Kleinverlage, zum Beispiel Jörg Dahlmeyers und André Henzes Edition Dead-Monkey. Auch wurde sie 1997 mit dem Literaturpreis ‘Poetensitz’ der Zeitschrift Passagen bedacht. Zuletzt erhielt ich von ihr ein Nichtraucherbuch für Frauen: Ich schreibe ein Buch. Neben mir brennt keine Zigarette. Es gibt Menschen, die vollbringen noch ganz andere Sachen, ohne zu rauchen. Es gibt Menschen, die haben nie geraucht, und es gibt Menschen, die verwandeln sich von Raucherinnen in Nichtraucherinnen.20 Wie man sich schreibend am eigenen Schopf aus der Scheiße zieht.
Thomas Nöske
1 Elisabeth Alexander, Laudatio auf die Preisträgerin des ‘Poetensitz’ Michaela Seul,.
2 Michaela Seul, Die glückliche Familie, in: Social-Beat Slam! Poetry, Ludwigsburg (Killroy Media), S. 185
3 Michaela Seul, Mutter 2, in: Social-Beat Slam! Poetry, s.o., S. 184
4 Michaela Seul, Brauch, München, Landsberg, 2001, keine S.A.
5 Michaela Seul, Verstümmelungsroulette, in: Hokahe Nr.3, Göttingen, 1992, keine Seitenangaben.
6 Herbert Marcuse, Triebstruktur und Gesellschaft, Ffm, 1955, 1980, S. 144
7 Bei späteren Begegnungen zu anderen Gelegenheiten haben sich die beiden Frauen dann aber doch noch miteinander angefreundet.
8 Carlo Hansen, Aufbruch I-X, in: Die Brechstange, Suhl, 1995, S. 7
9 Knut Meyer, Was will Social-Beat?, in: Die Wanze, Karlsruhe, 1996, S. 12
10 Thomas Stemmer über Michaela Seul, in einem Brief an mich, Weiden, 2001, S. 3
11 Michaela Seul, Nachts brennen die Betten doch, Berlin (Thomas Nöske, André Henze), 1994, S. 6
12 Arthur Schopenhauer, Die Welt als Wille und Vorstellung, Band I, Köln, 1997, S. 187 f.
13 So Willie Bischof, in einem Gespräch mit mir, Berlin, 1997.
14 Aldous Huxley, Zeit muß Enden, München, Zürich, 1989, S. 366
15 Michaela Seul, Mitgift, Münster (unrast), 1997, S. 233
16 Michaela Seul, Leben ohne Leander, Münster (unrast), 2000, S. 44
17 Michaela Seul, Leben ohne Leander, Münster (unrast), 2000, S. 65
18 Seul, s.o., 2000, S. 133
19 Michaela Seul, in den handschriftlichen Anmerkungen zu diesem Essay, März, 2001.
20 Shirley Seul, Das Frauen Nichtraucherbuch, Kreuzlingen, München (Ariston), 2001, S. 14
Bücher von Michaela Seul bei Unrast:
Michaela Seul – MitGift
Michaela Seul – Leben ohne Leander
Michaela Seul – RelaXX