Rezensionen zu Unheilige Allianzen

UNRAST VERLAG Pressestimmen Rezensionen zu Unheilige Allianzen

Rezension von Ralph Kummer, IDGR:

‘Die Autoren unterteilen das Buch in drei Hauptteile. Im ersten Teil wird die Entstehung und Entwicklung des Black Metal näher beleuchtet, seine Konjunkturphasen, die gewalttätigen Entwicklungen in Skandinavien ab Beginn der 1990er Jahre und schließlich speziell die Entwicklung der deutschen Black-Metal-Szene. Der zweite Abschnitt befasst sich mit der Szene an sich, dem Image und den musikalischen sowie vor allem textlichen Inhalten. Nach einem kurzen soziologischen Einstieg nehmen die Verfasser dieses 348 Seiten starken Bandes die schwarzmetallischen Themenfelder im Einzelnen unter die Lupe: Satanismus und Okkultismus, neogermanisches Heidentum, die Lobpreisung von Krieg (ein Black-Metal-„Leitspruch“ lautet: „Black Metal ist Krieg!“), Gewalt, Zerstörung und Vernichtung sowie die Bezugnahme auf Suizid- bzw. Fantasy-Motive. Der letzte Hauptteil stellt en detail den rechtsextremen/neonazistischen Flügel des Black Metal bzw. die Genese des rechten Randes dar, sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene. Ein Epilog, ein umfangreicher Anmerkungsapparat, ein Personen-, Band-, Sach- und Organisationsregister beschließen den gut aufgemachten, mit einigen Fotos aufgelockerten Band.

Man merkt den beiden Autoren an, dass Kenner (und wohl auch Liebhaber) der Heavy-Metal-Szene dieses Buch verfassten. Nicht umsonst warnen sie, dass „in einem erschreckenden Ausmaß“ extrem rechtes Gedankengut in der schwarzmetallischen Szene vordringt und schon lange nicht mehr nur Fans extremer Musik, sondern „die gesamte Metal-Szene“ betrifft (S.11). Da die „normale“ Metal-Szene zu einem bestimmten Teil bereits im musikalischen und damit im gesellschaftlichen Mainstream etabliert ist – man denke nur an die jüngsten Erfolge von Rammstein, Nightwish, Within Temptation, System Of A Down etc.– , besteht mit weiterem Vordringen rechter Tendenzen in der Metal-/Musik-Szene auch die Gefahr eines steigenden gesellschaftlichen Einflusses rechter Denk- und Verhaltensweisen. Gerade, weil einige (nicht rechte) Black Metal-Bands wie Dimmu Borgir oder Cradle Of Filth schon seit Längerem den Weg dieser Musikrichtung in den Mainstream-Bereich bahnten.
Allerdings sollte verstärkt darauf hingewiesen werden, dass der Großteil der Heavy-/Black-Metal-Szene nicht als rechtsextrem und zumeist noch nicht einmal als „offen“ für diese politische Gesinnung einzustufen ist. Trotzdem muss „die Diskussion und die Auseinandersetzung um die Inhalte geführt werden […] Es liegt an den Metal-Fans, dieser Entwicklung in ihrer Szene Einhalt zu gebieten und den Rechten ihr Terrain streitig zu machen“ (S.291).

„Unheilige Allianzen“ wird sich innerhalb kürzester Zeit zu einem Standardwerk im Bereich „Rechtsextremismus und Musik“ entwickeln. Es ist nicht nur unter wissenschaftlichen Aspekten, sondern ebenfalls als spannendes, detailverliebtes Lesebuch zu genießen. Einzig zahlreiche orthografische Fehler (z.B. „Delitantismus“, S.52) und gelegentliche inhaltliche Ungenauigkeiten (das erste Album der Band Carcass hieß z.B. „Reek Of Putrefaction“, S.24), die zumeist wohl nur Insidern auffallen, mindern das Lesevergnügen – diese sind aber in der hoffentlich erscheinenden zweiten Auflage bestimmt auszumerzen.’

Ralph Kummer, Informationsdienst gegen Rechtsextremismus (IDGR)

Diese Rezension befindet sich heut bei redok . redok ist ein Projekt, das sich mit Recherchen und Berichten zu Themen vor allem aus den Bereichen Rechtsextremismus, Rassismus, Neonazismus, Antisemitismus befasst.

Aus Hass wird Ernst
‘Unheilige Allianzen’ zwischen der Musikwelt des Black Metal und jener der Neonazis
[Telepolis vom 14.02.2006, Content-URL: http://www.heise.de/tp/r4/artikel/21/21684/1.html (gesehen am 14.02.2006), Michael Klarmann]

Früher war alles besser: die Urheber des Begriffs Black Metal, die britische Band ‘Venom’, provozierten Anfang der1980er-Jahre mit ihrer rauen Mischung aus Heavy Metal und satanischer Texte Christen und Moralapostel. Alles wirkte ähnlich einer Karikatur, jedoch kam es Anfang der 1990er Jahre besonders in Skandinavien zu einer Art Neubelebung. Die Spielweise des Black Metal wurde rasanter und brutaler, die Texte der durch den kehligen Grunz- oder Kreischgesang geprägten Musik handelten von Satanismus, Hass, Neuheidentum und Antisemitismus. Teile der Szene sind heute bekennende Neonazis und glauben, ‘Auschwitz wartet (…) auf die Tage seines neuerlichen Ruhms’.
Mit diesen Worten zitieren Christian Dornbusch und Hans-Peter Killguss in ‘Unheilige Allianzen – Black Metal zwischen Satanismus, Heidentum und Neonazismus’ Rob Darken, Musiker der polnischen Band ‘Graveland’. Die Autoren legen mit dem Buch erstmals einen kritischen Überblick zur Welt des Black Metal vor. Neben der Szene-Historie liefern sie durch zahlreiche Liedtext- und Interview-Zitate Hintergründe zu den ideologischen Abgründen jener Szene. Protagonisten, Bands, Label und Fanzines aus Deutschland, Europa und Amerika sowie der in einigen Bereichen offen vollzogene Schulterschluss mit rechtsextremen Skins und Neonazis werden aufgezeigt. Denn längst gibt es im Black Metal Musiker und Fans, die ähnlich der Kameraden des Rechtsrocks (vgl. Reaktion verpflichtet (1)) als ‘Herrenmenschen’ oder ‘Arier’ musikalisch ‘Krieg’ gegen die moderne, westliche Welt, gegen Migranten, ‘Untermenschen’ und Juden führen.
Pacifists will pay, holy pack shall burn. Jewish fucking scum, Muslims allah fucked (…) Der Führer is our life, Satan’s is our soul. Rule above our right, Forth Reich our goal! (…) Duty to our Aryan race is to Zyklon-B reuse. Surrender or fucken die. (…) Death to the Jews. Gasing the jews! Die Band ‘Sons Of Satan’, 2004 im Lied ‘Der Führer’, zitiert nach Dornbusch/Killguss

Rückblick: Anfang der 1990er Jahre radikalisierten sich in Norwegen Stars und Fans jener Subkultur. Es brannten Kirchen, Friedhöfe wurden geschändet und Menschen umgebracht. Der Kopf der Kultband ‘Burzum’, Varg Vikernes, ermordete etwa 1993 den Bandleader von ‘Mayhem’, Oystein Aarseth (vgl. Hasse deinen nächsten, wie dich selbst (2)). In Deutschland folterten und töteten Mitglieder der Band ‘Absurd’ einen Mitschüler. Die Tat machte als ‘Satansmord von Sondershausen’ Schlagzeilen (vgl. Rockende Inquisitoren (3)). Einer der Mörder, Hendrik Möbus, sitzt heute erneut in Haft, diesmal wegen des Vertriebs neonazistischer Musik, Verwendung verfassungsfeindlicher Symbole und Volksverhetzung. Sein Bruder Ronald betreibt ‘Absurd’ weiter und tritt auch auf Konzerten auf, die etwa die belgische Sektion des internationalen, in Deutschland verbotenen NS-Netzwerks ‘Blood & Honour’ (vgl. Rechtsextreme Kontinuität (4)) organisiert.

Wer glaubt, Black Metal sei gleich Black Metal, der irrt. Innerhalb der Szene gibt es Unterscheidungen, etwa die für den Pure Black Metal, Satansrock, Norsk Arisk Black Metal, Pagan Rock, War oder Panzer Metal – und eben den NSBM, dem National Socialist Black Metal. Dornbusch und Killguss schaffen es, in diesem Wust an Meinungen Hintergründe umfassend darzustellen. Sie blicken dabei weit hinein in die Szene, deren Protagonisten sich oft noch radikaler als andere (Jugend-)Subkulturen von der bürgerlichen Gesellschaft abgrenzen. Wer jedoch den raschen Überblick sucht, dürfte enttäuscht werden auf den gut 350 Seiten, die durch viele Konzertfotos sowie Abbildungen von Flyern, Tape- und CD-Cover bestechen. Interessierte werden jedoch aus dem umfangreichen Nachschlagewerk großen Nutzen ziehen, zumal das Buch erstmals einen so ausführlichen Überblick liefert.
Wir scheißen auf diese so genannten Christen, deren einziger Gott ‘Mammon’ heißt; die diesen bekifften Schweinpriester aus Nazareth damals zu ihrem Idiotenhäuptling erkoren haben, der wiederum mit seiner 12-köpfigen pädophilien Bettlerbande durch die Gegend zog, sich vor dem Pöbel aufbaute und heulte: ‘Liebe deinen Nächsten’… Wir wissen schon, was dieser Schwulist damit gemeint hat. (…) Pfaffen an den Galgen. Der Gitarrist und Sänger der österreichischen Band ‘Belphegor’, 2001 im Interview mit dem Fanzine ‘Ablaze’, zitiert nach Dornbusch/Killguss

Der rechte ist überall wahrnehmbar
Mancher mag derlei im Sinne ‘Venoms’ als pure Provokation von Vertretern einer Szene ansehen, die in ihrer Welt aus Verschwörungstheorien und Okkultismus leben. Andererseits posiert die griechische Band ‘Wolfnacht’ mit zu Totenmasken geschminkten Gesichtern – dem klassischen Corpse-Paint der Black Metaler – auf ihrem Tape ‘Blut und Ehre’. Vor sich halten die Musiker auf dem Bild eine Hakenkreuz-Fahne. Und die deutsche Band ‘Schwarze Sonne’ warnt auf ihrem Tape ‘Gaskammer’: ‘Kauft nicht bei Juden und Moslems!!! Kämpft für ein Juden und Moslem freies Europa!!!’ Daher warnen Dornbusch und Killguss auch davor, dass in der Metal-Szene zwischen Underground, Mainstream, Club- und Festivalkonzerten ‘der rechte Rand der Black-Metal-Szene (heute überall) wahrnehmbar’ sei – etwa durch Vertreter mit klar neonazistischen, antisemitischen und rassistischen Botschaften oder Verkaufständen, die Black Metal mit derlei Texten selbst auf großen Festivals anbieten.
Allerdings ist auch die normale Welt nicht gefeit davor, dem Black Metal näher zu treten, als möglicherweise gewollt. Kürzlich veröffentlichte das thüringische Magazin Marcus (5) als Titelstory ein Interview (6) mit der deutschen Vize-Meisterin im Thai-Boxen, Heike Langguth. Für ihren Sport und Verein durfte die Frau kräftig werben. Dornbusch hatte ungeachtet dessen schon Mitte 2005 in einem Artikel (7) auf Langguth hingewiesen. Die (Ex-)Lebenspartnerin von Ronald Möbus (‘Absurd’, s.o.), schreiben Dornbusch und Killguss nun in ihrem Buch, habe nämlich auch ein Herz für die Neonazi-Szene. Das Paar betreibe gemeinsam das Black-Metal-Label Nebelfee Klangwerke (8) nebst Versandhandel für unter anderem heidnisch-germanischen Nippes und rechtsextremer Literatur. Für eine Solidaritätskampagne zugunsten von Hendrik Möbus habe Langguth einst als Inhaberin des Spendenkontos fungiert, sei Herausgeberin des Fanzines ‘Germanenorden’ und Kontaktperson des Germanischen Freyfrauen Bundes (GFFB) gewesen, so Dornbusch und Killguss.

Links
(1) http://www.telepolis.de/r4/artikel/12/12704/1.html (2) http://www.telepolis.de/r4/artikel/13/13854/1.html (3) http://www.telepolis.de/r4/artikel/9/9700/1.html (4) http://www.telepolis.de/r4/artikel/9/9089/1.html (5) http://www.marcus-verlag.de (6) http://de.indymedia.org/2005/08/126074.shtml (7) http://www.turnitdown.de/424.html (8) http://www.nebelklang.de

http://www.telepolis.de/r4/artikel/21/21684/1.html


 

Satan und Wotan
Extrem rechte Inhalte in der Black Metal-Musikszene.
Rezension von Michael Pechel Christan, blick nach rechts, 17.6.06

Black Metal: Kreischende Gitarren, Bühnenar-rangements mit umgedrehten Kreuzen und Sa-tansfratzen, durchgehend schwarze Kleidung. Aber auch: Aufdrucke „Töten für Wotan“, Frak-turschrift und Runen, CD-Titel „Inhale Zyklon B“. – Bereits vor einem halben Jahrzehnt be-schrieb Christian Dornbusch in einem Aufsatz die „Unheilige Allianz“ zwischen Heidentum und Neonazismus. Nun wirft er zusammen mit seinem Ko-Autor Hans-Peter Killguss einen neuen Blick auf diese Musikszene. Beide stellen fest: Die Al-lianzen haben sich gefestigt, der rechte Rand des Black Metal (BM) ufert aus. Im Gesamtrahmen einer sich ausdifferenzierenden rechten Jugend- und Musikkultur hat sich ein Teil des BM fest in den Rechtsrock integriert – und wirkt in den Mainstream der eigenen Szene zurück. Es liegt an den Metal-Fans, sich mit rassistischen und NS-verherrlichenden Inhalten in den eigenen Reihen auseinander zu setzen.
Im Eingangsabschnitt zeichnen die Autoren die Geschichte des BM als Unterform des Heavy Metal seit den frühen achtziger Jahren nach. Wäh-rend das Genre in seiner Anfangszeit auf der Bühne so unpolitisch wie blutrünstig Kriegssze-narien, Verbrechen und Luzifer feierte, schritten skandinavische Musiker zu Beginn der neunziger Jahre zur Tat: Christliche Kirchen brannten, Mor-de wurden verübt. Der zu lebenslanger Haft verurteilte Norweger Varg Vikernes („Burzum“) genießt heute Kultstatus in der schwarzen Szene und dient nicht zuletzt als Vorbild für das umtrie-bige Thüringer Brüderpaar Roland und Hendrik Möbus („Absurd“).
Die zwei folgenden Hauptabschnitte nennen all-gemeine Themenfelder und befassen sich danach mit dem rechten bis neonazistischen Flügel des BM-Underground. Als thematische Hauptstränge unterscheiden sie Satanismus und Okkultismus sowie Neuheidentum. Eine gemeinsame Klammer bieten die Faszination durch Gewalt und eine grundlegende Feindschaft gegenüber dem Chris-tentum, oft ergänzt durch Antisemitismus oder generelle Ablehnung aller Schöpfungsreligionen, denen „Naturreligionen“ entgegengestellt werden. Besonders gelungen sind die Kapitel zur Entwick-lung satanistischer Richtungen, zu Vordenkern des neogermanischen Heidentums und der Ästhe-tisierung des Kriegserlebnisses. In den Liedtexten nicht nur des braunen Randes im BM spukt es von Wikingerfahrten, heldenhaften Ahnen, „artei-gener“ Religion und kollektiven Schicksalsmäch-ten. Strittig ist der Umgang mit Satan: Der Groß-teil des neonazistisch geprägten BM lehnt satanis-tische Ideen ab, weil sie lediglich eine elitäre Ü-berlegenheit des Einzelnen statt der Rasse postu-lieren. In Deutschland stellen Thüringen und Sachsen seit über zehn Jahren regionale Schwerpunkte des Black Metal; zusätzlich gehen die Autoren auf Bands, Konzerte, Label und Versandhandel in Nordrhein-Westfalen, Hessen und Niedersachsen ein. Ausführlich wird die internationale Szene beschrieben: Der rechte Rand des BM ist global vernetzt und boomt weltweit, nicht zuletzt in ost-europäischen Staaten wie Polen, das mit der Band „Graveland“ ein Urgestein der Szene liefert. „Der deutsche Kriegsgeist muss erwachen! Das arische Europa wird sterben, wenn wir nicht erwachen!“, so der Bandgründer im Wortlaut. Die Autoren sind Experten auf ihrem Gebiet und liefern mit dem vorliegenden Band die aktuellste und genaueste Untersuchung dieser Musikrich-tung. Der Leser merkt, dass dahinter ein in Jahr-zehnten gesammeltes Musikarchiv steht. Damit ist die vielleicht einzige Schwäche des Buches be-nannt: In seinen Angaben zu Bandgründungen und -auflösungen, einzelnen Produktionen und Musikverlegern ist es oft zu detailverliebt, hier wären Straffungen angebracht gewesen. – Der Band enthält zahlreiche Schwarz/weiß-Abbildungen sowie zusätzlich ein Personenregis-ter und ein Band-, Sach- und Organisationsregis-ter.


Rezension: Vision, Nr. 2, Februar 2006.

Das Böse ist immer und überall: Abgesehen von den Urvätern Venom sorgen der Black Metal und dessen Anhänger seit Anfang der 90er Jahre für Aufsehen. In Skandinavien kam es zu Friedhofsschändungen, Kirchen brannten, und der Kopf der Kultband Burzum – Varg Vikernes – ermordete 1993 den Bandleader von Mayhem, Oystein Aarseth. In Deutschland folterten und töteten Mitglieder der Band Absurd einen Mitschüler. ‘Die Tat machte als „Satansmord von Sondershausen’ Schlagzeilen. Einer der Mörder, Hendrik Möbus, sitzt heute erneut in Haft, diesmal wegen des Vertriebs neonazistischer Musik, Verwendung verfassungsfeindlicher Symbole und Volksverhetzung. Damit wäre der Bereich umrissen, um den es den Autoren geht: die Welt des Black Metal zwischen Satanismus und Neonazismus. Neben der Szene-Historie liefert das Buch, das erstmals umfassend die ideologischen Hinter- und Abgründe der Szene ausleuchtet, einen Oberblick zu den Protagonisten. Die scheinen sich zumindest in einigen Dingen einigt Black Metal ist verknüpft mit Gewalt und menschenfeindlichen Ansichten und die Anhänger des düsteren, oft rasant schnell gespielten und durch kehligen Grunz- oder Kreischgesang geprägten Musikstils grenzen sich noch radikaler als andere Subkulturen von der bürgerlichen Gesellschaft ab. Selbst innerhalb der Szene gibt es Schubladen, etwa die für den Pure Black Metal, Satansrock, Norsk Arisk Black Metal, Pagan Rock, War oder Panzer Metal -und eben den NSBM, dem National Socialist Black Metal nebst dessen Schulterschluss mit rechtsextremen Skins und Neonazis. In ihrer detaillierten und kritischen Analyse zu Musikern, deren Texten, Interviews, Fanzines und Labeln zeigen die Autoren jedoch auch auf, dass Musiker, die sich dem Germanen- und Heidentum verschrieben haben und vorgeben, unpolitisch zu sein, ebenso als „Herrenmenschen’ gegen die moderne, westliche Welt sowie gegen Migranten, „Untermenschen’ und Juden Krieg führen.’

Michael Klarmann


Der Inbegriff des Blöden
Bloße Provokation? Die Black-Metal-Szene propagiert lautstark ‘neogermanisches Heidentum’ als vermeintlich ‘arteigene Religion’. Christian Dornbusch und Hans-Peter Killguss haben sie erforscht

Der Song ‘Wolfzeit’ hat eine Message. ‘Zweitausend Jahre des Irrtums und des Verrats (…) Doch die Zeit der Schmach geht zu Ende (…) All das Nutzlose, all das Schwache und Alte wird zerschmettert (…). Wir sind die Rächer der betrogenen Ahnen, wir sind die Henker des verdammten Judengottes’, intoniert ‘The true Frost’. Der Song ist in diesem Jahr auf der LP zum 10-jährigen Bestehen der Black Metal- Band aus Salzgitter erschienen.
Deren Frontmann Sadorass alias Sven Goldberg behauptet allerdings, sie hätten ‘keinen einzigen politischen Text’. Lapidar erklärt er in einem Szenemagazin: ‘Was wir für Einstellungen haben, ist natürliche eine andere Sache.’ Konkreter erläutert er diese in einem griechischen Fanzine: ‘Wir sind die Feinde von Jhwh (Jahwe) und seines Stammes.’ Als extrem rechts will die Band trotzdem nicht verstanden werden. Obwohl sie auch den Rechtsrockklassiker von Tonstörung ‘Deutschland erwache’ coverte: ‘Heil dem Führer. Heil dem Volk. Heil dem Reich, auf in den Krieg.’ ‘Die Botschaft ist ja wohl klar’, meint Goldberg.
Provokation oder Politik, Inszenierung oder Intention? In der Öffentlichkeit wird Black Metall (BM) oft als ‘Inbegriff des Bösen’ wahrgenommen. Die Virulenz satanistischer Motive oder misanthropischer Figuren verstört. Schnell wird die Szene, für die das ‘Böse’ meist bloß Pop ist, pauschal verurteilt.

Reflektiver untersuchten Christian Dornbusch und Hans-Peter Killguss diese Ambivalenzen in den brutalen Akkorden: Ihr Buch ‘Unheilige Allianzen’, das heute Abend in Kiel vorgestellt wird, ist das erste, das die ideologischen Hinter- und Abgründe der Szene ausleuchtet. Befund: Seit gut zehn Jahren entwickele sich im BM eine ‘extrem rechte Szene’, so Dornbusch. In diesem rechten Netzwerk aus Bands, Labels, Fanzines und Konzertorganisationen ist BM ‘more than music’.
Oder wie ‘Absurde Horde’ es ausdrückt: ‘Weißer (BM) entstammt unserem völkischen Unterbewusstsein. (…) Die natürlichste Ideologie für den (BM) ist der Nationalsozialismus.’
An die 50 deutsche Bands bezeichnen Dornbusch und Killgus als ‘extrem rechts’. So etwa ‘The true Forst’ oder ‘Totenburg’.
Diese Bands verdichten extrem rechte Settings. Als nicht rechte Band bewerten sie ‘Endstille’. Die Kieler, sagt Dornbusch, hätten ‘nur ein Interesse am Zweiten Weltkrieg’. Krieg und Chaos seien ihr Thema. Extrem rechte Bands würden jedoch vor allem ein ‘neogermanisches Heidentum’ propagieren. Die ‘arteigene Religion’ ist zugleich eine Kampfansage an das Juden- und Christentum, die als ‘artfremde Mitleidmoral’ bekämpft werden.
Gern hören die Fans: ‘Der Hammer zerschmettert das Kreuz’ der Kultband ‘Absurd’: ‘Eisig weht der Wind vom Norden, der die Glut entfacht. Feindesherrschaft muss vergehen, fremder Glaube fällt. Hammerschlag malmt zu Vergangnem, die das Kreuz gewählt.’ Ab 1993 erlangte die Gruppe um Hendrik und Ronald Möbus einen Kultstatus. Mit zwei Komplizen hatte Hendrik Möbus den Mitschüler Sandro Beyer getötet. Heute sitzt er wegen Vertrieb neonazistischer Musik und Leugnung des Holocaust in Haft.
Sein Bruder erhielt eine bessere Sozialprognose: Das Gericht bewertete wohlwollend, dass er das Label ‘Nebelfee-Klangwerk’ gründete. Bis heute bietet das extrem rechte Produktionen an. Debatten um dessen politische Aufladung laufen in der BM-Szene selbst. Aber um Erfolg zu haben, so Dornbusch, müsse die Auseinandersetzung noch viel strärker in und mit ihr geführt werden.


Rock Hard, Nr. 226:

‘Auf weit über 300 Seiten beschäftigen sich Christian Dornbusch und Hans-Peter Killguss mit den Themen Satanismus, Heidentum und Rechtsradikalismus im Black Metal der letzten 15 Jahre. Während die „religiöse’ Seite des Ganzen (weil sie oft nicht sehr tiefgründig ist) nur am Rande behandelt wird, steht der Zusammenhang zwischen heidnischen und politischen Motiven im Zentrum des sehr akribisch recherchierten, teilweise bebilderten Buches. Was auf den ersten Blick oft „harmlos’ und „unpolitisch’ aussieht, entpuppt sich bei näherer Betrachtung leider in vielen Fällen als bedenklich oder doch zumindest als gefährlich naiv. Die Zahl derer, die rechtsradikale, völkisch verklärte Tendenzen im Black Metal ohne jede Gegenwehr tolerieren, ist seit Mitte der Neunziger leider nicht kleiner geworden. Im Gegenteil: In fast allen Metal-relevanten Ländern hat sich eine so genannte NSBM-Szene („nationalsozialistischer Black Metal’) herausgebildet, die sich weit in den „reinen’ Black Metal hinein verzweigt. Die von uns auf den folgenden Seiten porträtierten Musiker gehören natürlich nicht in diese Schublade – aber es ist trotzdem höchste Zeit, dass sich die Black-Metal-Szene darüber bewusst wird, dass sie von Rechten instrumentalisiert und massiv unterwandert wird. Welcher echte Metaller lässt sich so etwas widerstandslos gefallen? Wacht endlich auf, Leute, und verteidigt eure Szene!’

Götz Kühnemund, Rock Hard, Nr. 226, März 2006.


‘Symbolik und Inhalt trennen’
Die extreme Rechte hat den Black Metal entdeckt. Buchautor Christian Dornbusch spricht im taz-Interview über ‘Unheilige Allianzen’ und das eigenwillige Politikverständnis innerhalb der Szene
22.2.2006 taz NRW Kultur

Wann habt ihr mit der Recherche begnnnen? Und wie habt ihr gearbeitet?
»Wir interessieren uns schon weit über ein Jahrzehnt für das Thema Black Metal. Mit dem rechten Flügel dieser Szene haben wir uns ab Ende 1998 angefangen zu beschäftigen, als Hendrik Möbus (Absurd) vorzeitig auf Bewährung entlassen wurde. Nachdem sich herauskristallisiert hatte, dass unsere Arbeit auf eine größere Veröffentlichung hinauslaufen sollte, haben wir unsere Recherchen intensiviert. In diesem Rahmen haben wir eine ganze Reihe von Konzerten in ganz Deutschland besucht, angefangen von kleinen Underground-Black-Metal-Gigs bis hin zu großen Metal-Events. Darüber hinaus haben wir zahllose Tonträger (LPs, CDs und Demos) sowie Fanzines aus der Szene gesammelt. Die Songtexte und Interviews haben wir zusammen mit anderen Quellen (z.B. Websites entsprechender Bands) ausgewertet. Wir haben uns vornehmlich mit Originalmaterialien aus der Szene befasst, aber wir wollten einen möglichst umfassenden Überblick bekommen. Und so haben wir, last but not least, versucht, alles, was bisher an journalistischen oder wissenschaftlichen Arbeiten zu diesem Thema veröffentlicht wurde, zu sichten und zu lesen.«

Habt ihr selbst einen Bezug zum Heavy Metal? Wie seht ihr die Szene generell?
»Hans-Peter hört seit Ende der achtziger Jahre Metal -hauptsächlich die härteren Sachen – und gab Anfang der Neunziger ein kleines Metal-Fanzine heraus. Meine eigene „Karriere’ begann 1984 mit dem Kauf von „At War With Satan’ von Venom, zu der sich in den letzten 22 Jahren noch einige hundert andere Platten gesellten. Die Metal-Szene im Allgemeinen ist keine homogene Gemeinschaft, sondern unseres Erachtens ein Spiegelbild der Gesellschaft, in der es die unterschiedlichsten Menschen und Ansichten gibt. Was uns gefällt, ist der zumeist offene und unverkrampfte Umgang miteinander – als auch die Feierfreudigkeit der Szene. Politik spielt im Metal, obwohl wohl jeder Musiker und Fan eine politische Meinung vertritt, keine große Rolle. Leider wird das manchmal auch zum Problem, wenn die deutlich nach außen getragene rechte Gesinnung von Leuten zu einer reinen Privatsache erklärt wird.«

Ist es aus eurer Sicht noch möglich, den Black Metal in politischer Hinsicht zu ‘retten’?
»Schwierige Frage. Sicherlich gibt es viele Metal-Fans, die neben anderen Stilen auch Black Metal hören, aber keine Lust auf Nazis haben. Manchmal – leider noch viel zu selten -sagen die auch deutlich, dass sie es stört, wenn auf einem Konzert neben ihnen ein Fan steht, der ein T-Shirt einer Nazi-Band trägt. Im Gegensatz dazu scheint es im deutschen Black-Metal-Underground zum guten Ton zu gehören, rechte Sprüche zu reißen, die gängigen NSBM-Bands auf den Platten zu grüßen oder sie als Patch auf der Jacke zu tragen. Dennoch möchten wir die Szene nicht verloren geben, es bedarf allerdings einiger Anstrengung, den Rechten das Terrain streitig zu machen. Da würden wir uns eine viel deutlichere Abgrenzung zu den neonazistischen Tendenzen in der Szene wünschen.« (gk)

 


Rezension: Legacy. The Voice form the Dark Side, Nr. 41, 01/2006, Februar/März 2006, S. 78.

‘In der „Reihe antifaschistischer Texte’ ist dieses bemerkenswerte, überaus akribisch recherchierte Buch erschienen. Anders als viele unreflektierte, teilweise tendenziöse Publikationen, z. B. der Grufties gegen Rechts, ist dieses 350 Seiten starke Werk hervorragend strukturiert und mit einem wissenschaftlichen, mitunter etwas trockenen Ethos erstellt – ohne eine Pauschalverurteilung einer höchstens mitleidig von außen betrachteten Szene abzuliefern. Dornbusch hat die Entstehung der deutschen Metal-Szene in den frühen 80ern hautnah als Fan gerade von Venom erlebt, sich später aber bevorzugt anderen Stilen gewidmet – gerade weil Teile des Freundeskreises in den Nachwehen des Mauerfalls beinahe geschlossen politisch nach rechts drifteten. Ein Gespür für Symbolik und Codes diesseits der Hysterie ist also vorhanden. Das Buch zeigt viele Quellen von Gefahrenpotential der Unterwanderung eines ganzen Genres auf, hält sich aber mit Urteilen der Marke „Runengebrauch gleich Nazibrauch’ angenehm zurück. Für derlei sinnlose und oberflächliche Etikettierungen ist auch das Wissen um die wahren, erschreckenden Strukturen im In- und Ausland zu groß. Die Autoren sind mittlerweile mit ihren Pseudonymen enttarnt und können weitere Recherchen in diesem Umfeld abschreiben. Einsichten in ein klandestines Netzwerk voller Widersprüche und Grabenkämpfe erhielten sie z.B. als Besucher von Konzerten, die oft nur per Handy und über verschiedene Schleuserstrecken koordiniert waren, um einen Zugriff von Verfassungsschutz und Polizei zu verhindern. Auf einer Lesung in Köln wurde der Inhalt natürlich für ein fachlich nicht vorgebildetes Publikum herunter gekocht, die Tiefe und Trennschärfe der Literatur wurde dennoch beibehalten. Ähnlich wie auf dem Textilienmarkt z. B. bewusst ein Einsickern der einschlägigen Marke Thor Steinar in den zunächst un- oder vorpolitischen Mainstream forciert wird, sind auch einschlägige Symbole, Thesen und Weltbilder der Nazizeit gerade im Black Metal-Underground gesellschaftsfähig geworden. Die Autoren decken sehr anschaulich einerseits diese von rassistischen Black Metal-Bands mit rechten Skinnead-Kadern. Die ,Vorbildfunktion’ von Burzum, besonders aber den aktiven Graveland und Absurd, wird dabei besonders beachtet. Erschreckend ist die offene Politik von Absurd, durch gemäßigte, stärker von Metaphern bestimmte Texten den Schein des Wandels anzutäuschen, um weiterhin zumindest am Rande der Legalität agieren zu können. Die eindeutige Einbindung von Bestial Mockery in rassistische Organisationen über das Seitenprojekt Sons Of Satan (der Text von ‘The Führer Is Our Life’ steht dem Titel in nichts nach) hat ein anberaumtes Interview im Legacy verhindert. Nicht nur hier ist die Schwelle zwischen Provokation und Ideologie längst überschritten. Gerade auch als Ergänzung des kritisch beäugten „Lords Of Chaos’ ein Pflichtlektüre. Momentan löst im rechten Underground der Metal und HateCore die bislang gängigen Oi/Punk-Verschnitte ab. Vereinnahmung kann man sich nur aktiv widersetzen.’

Black Metal zwischen Satanismus, Heidentum und Neonazismus
lautstark! März 2006 Nummer 11

‘Ein weiteres Buch in der ‘reihe antifaschistischer texte’, welches sich mit Rechts-Rock befasst. Jedoch nicht bloss eine Wiederholung des bisher Veröffentlichten, sondern einmal mehr ein Buch, welches sich einem bestimmten Musikstil annimmt. Christian Dornbusch und Hans-Peter Killguss beschreiben die rechten bis neonazistischen Tendenzen im Black Metal und überzeugen einmal mehr mit einer umfassenden und gründlich recherchierten Publikation.
Die beiden Autoren wollen mit ihrem Buch einen Beitrag zur Diskussion über den rechten bzw. neonazistischen Flügel im Black Metal leisten. Ihrer Meinung nach dringt deren Gedankengut in einem ‘erschreckenden Ausmass’ in die Black-Metal-Szene ein. Das Buch gliedert sich in drei Teile. Der erste Abschnitt beschreibt die Entstehungsgeschichte des Black Metal. Einerseits wird auf die Entwicklungen in Skandinavien eingegangen, wo vor ungefähr fünfzehn Jahren der Black Metal in Norwegen ‘neu erfunden’ worden sei. Andererseits wird die Geschichte des Black Metal in Deutschland skizziert. Im zweiten Teil wird die Szene unter soziologischen Gesichtspunkten beleuchtet. Damit soll diese ‘jugendkulturelle Gesellungsform’ für LeserInnen, die sich bisher noch nicht mir der Thematik beschäftigt haben, greifbar gemacht werden. Weiter werden die unterschiedlichen Themenfelder des Black Metal analysiert. Dabei wird zunächst auf die Bedeutung der Themenfelder im Black Metal im Allgemeinen eingegangen, um danach aufzuzeigen, welche Bedeutung diese für den rechten Flügel der Genres haben. Der dritte und abschliessende Teil beschreibt beispielhaft den rechten und/oder neoanzistischen Flügel des ‘Black-Metal-Underground’.
Der erste Teil, ‘Geschichte des Black Metal’, beschreibt auf anschauliche Weise die Entstehungs- und Entwicklungsgeschichte dieses Musikstils und bietet einen guten Überblick: Die wichtigsten Band und Protagonisten der Szene werden vorgestellt, die Differenzierung der Szene wird deutlich. Die unterschiedlichen Themenfelder des Black Metal, welche im zweiten Abschnitt vorgestellt werden, sind für das Verständnis wichtig. ‘Szene, Image und Inhalt’ liefert die Grundlagen sowie die Anknüpfungspunkte rechter und neonazistischer Gruppen, die jeweils hervorgehoben werden. Dieses Kapitel ist auch losgelöst vom Thema Black Metal lesenswert. Werden doch Inhalte und Ideologien beschrieben, welche auch in anderen Zusammenhängen immer wieder auftauchen und oft für das Verständnis oder die Verortung von Gruppierungen nötig sind. ‘Black Metal zwischen Underground und Neonazismus’, bietet sowohl einen Überblick über die Szene in Deutschland als auch eine Beschreibung des ‘NS-Underground’ auf internationaler Ebene. Bands und Projekte sowie unterschiedliche Zusammenhänge und Verbindungen werden vorgestellt. Abgeschlossen wird das Buch mit einer Beschreibung des nach wie vor gespannten Verhältnisses zwischen neonazistischen Skinheads und den langhaarigen Black-Metal-Fans und deren punktuellen Zusammenarbeit.
Wie bereits angetönt, besticht das Buch mit einer Fülle von Informationen, welche von der akribischen Recherchearbeit der beiden Autoren zeugen. Hier findet sich jedoch auch der grösste Kritikpunkt: Die LeserInnen werden zum Teil durch die vielen Informationen fast überfordert. Dies verstärkt sich dadurch, dass in allen Teilen des Buches immer wieder Passagen zu finden sind, welche aus einer Aneinanderreihung von Band-, CD-, Song- und/oder Labelnamen bestehen, die sich über ganze Abschnitte ziehen kann. Hier wäre manchmal weniger doch wohl etwas besser gewesen. Das Buch eignet sich zwar als Einstiegswerk, jedoch sollte es dann nicht mit dem Anspruch gelesen werden, alles verarbeiten zu können. Als Nachschlagewerk eignet sich die Veröffentlichung leider nicht. Dazu fehlen zusammenfassenden Beschreibungen einzelner Bands oder Musiker. Abhilfe schafft da auch das umfangreiche Register nicht.
Das Buch ist nicht nur AntifaschistInnen zu empfehlen, sondern auch MusikerInnen und insbesondere KonzertveranstalterInnen, welche den Anspruch haben, rechten Bands keine Plattform zu bieten.’


Jochen Knoblauch zu Unheilige Allianzen
Contraste Nr. 258 März 2006

‘Ein weiteres Buch zum Thema „Rechtsrock“, bzw. zum Versuch rechter Ideologie per Crossover an ein junges Publikum zu kommen. Die beiden Autoren sind zwar Akademiker, aber sie wissen schon, wovon sie reden, wenngleich dieses Werk den Hauch universitärer Besserwisserei erahnen lässt. Allein die Tatsache auf 291 Seiten exakt 1100 Anmerkungen zu setzen, scheint eher dem wissenschaftlichen Bedürfnissen nachzukommen, als etwa dem eines jugendlichen Lesers, der/die sich zum angegebenen Thema informieren will.
Dies soll aber nicht groß als Manko dieses Buches angesehen werden. Es ist präzise aber dennoch leicht lesbar geschrieben und angehäuft mit zahlreichen Infos zum Stand der Szene, die wie keine andere sich wohl derzeit von rechten „Kulturschaffenden“ als Träger einer verquasten Rechtsideologie benutzen lässt. Die immer wieder gepriesene „unpolitische“ Haltung der Metal/Gothic-Szene bereitet hier einen fruchtbaren Nährboden. Und gegenüber den oft recht unkritischen, weil ja so „unpolitischen“, Szene-Büchern aus dem Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag (wie etwa Matzke/Seeliger; Gothic! Berlin 2000 (2.Aufl.), oder etwa das von den gleichen Autoren herausgegeben „Das Gothic- und Dark Wave-Lexikon. Berlin 2002, die selbst bei eindeutigen Nazi-Bands durch sinnfreie Darstellungen „glänzen“), haben die Bücher aus der „reihe antifaschistischer texte“ des Unrast Verlages eindeutig Stellung genommen.
Wurden die „Gruftis“ noch vor Jahrzehnten belächelt, so hat sich diese im Gegensatz zur Punk-Szene, deutlich verbreitert und vergrößert. Ein fast undurchschaubares Konglomerat von Ambient, Industrial, Neofolk, Future Pop, Dark und Black Metal usw. usf. finden sich heute unter dem Dach von Gothic auf den diversen Festivals und Treffen zusammen. Und so „unkommerziell“ sich diese Szene sieht oder wünscht, obwohl mit den Festivals ein ganzer Tross mit Klamotten, diversen Medienträgern und Devotionalien jeder Art zieht, so will sich die Szene bis heute das „unpolitische“ als Unschuld mit Spaßfaktor erhalten. Dies ist aber längst nicht mehr der Fall. Nachdem der Rechten Szene das Nazi-Klampfen-Gesülze nicht mehr genügt, der deutsche Schlager die Jugendlichen auch nicht so anspricht, wie es die Ideologen haben möchten, besann man sich eben doch wieder auf die elektrisch verstärkte „Negermusik“, um die Jugendlichen zu ködern, und hier bietet eben die Gothic-Szene den besten Einstieg, da bereits auf internationalen Parkett rechtslastige „Volksmusik“ hier geboten wird.
So umfangreich dieses Buch hier auch die Fakten auf den Tisch legt, so darf doch nicht davon ausgegangen werden, dass die Gothic-Szene per se nach Rechts tendiert. Immer wieder müssen wir uns auch ins Gedächtnis zurück holen, dass es sich hier um (vorwiegend) Jugendliche und junge Erwachsene handelt, die – wie fast alle – provozieren, die böse, brutal, kriegerisch und hart rüberkommen wollen, und dabei vielleicht oft zu Mitteln greifen, die uns nicht passen. Und Jugendliche die sich mit Heidentum, Fantasy-Rollenspiele usw. beschäftigen, müssen auch nicht per se ‚dem Führer’ folgen, wenngleich sie bereit zu sein scheinen irgendeinem zu folgen. Und wer sich mit Tischerücken beschäftigt zündet nicht zwangsläufig Kirchen an und beteiligt sich an satanische Sexorgien.
Nichtsdestotrotz zeigt uns dieses Buch eben auch die „unheiligen Allianzen“ auf, die ja zweifelsohne Vorhanden sind, und von uns auch im Blick behalten werden sollten.’

Jochen Knoblauch


Mord und Totschlag
Vom Satanismus in den Faschismus: »Unheilige Allianzen«, ein Grundlagenwerk zu Geschichte und Gegenwart des Black Metal
Von Alex Kolodziejczyk
Quelle: junge welt, 22.04.2006 / Feuilleton / Seite 13

‘Langhaarig heißt nicht unbedingt friedlich
Anfang der neunziger Jahre brannten in Norwegen zahlreiche alte Kirchen. Einige der Brandstifter wurden verhaftet und als Satanisten entlarvt. Das waren nicht nur ein paar Spinner, sondern Leute, die sich als Teil einer Untergrundbewegung begriffen. Alle, die heutzutage in Sachen Black Metal (BM) und Satanismus etwas auf sich halten, beziehen sich auf die damaligen Ereignisse. Es waren BM-Musiker, die sozusagen ihre Texte in die Tat umsetzten. Das reichte bis hin zum Mord an Andersdenkenden, Schwulen oder Abtrünnigen. Grundlage war eine faschistische Ideologie. Deren Entstehung verhandelt nun das Buch »Unheilige Allianzen« von Christian Dornbusch und Hans-Peter Killguss.
Wie Death Metal hat sich Black Metal aus Speed Metal, einer härteren Gangart des Heavy Metal Ende der 80er, entwickelt. Sind im Death Metal die Texte kaum zu verstehen, sind sie im Black Metal besonders wichtig: Allerhand obskurantisches Zeug, das des öfteren mit mystischem wie faschistischem Symbolgehalt aufgeladen wird.
Während frühe Death-Metal-Bands, wie etwa Venom oder Morbid Angel, oder auch die ersten BM-Bands wie Bathory, Mercyful Fate oder Hellhammer, Satanismus eher als Element der Imagebildung mit Schockwirkung verwendeten, nahmen ihre Nachfolger die Sache todernst. Für die skandinavischen Bands der zweiten Generation galt die Devise, sich in ihrer Brutalität gegenseitig zu toppen. Schon immer waren Krieg, Mord und Totschlag im Metal wichtige Themen, nun wurden sie real. So brachte etwa 1993 Varg Vikerness, der als Count Grishnackh in seinem norwegischen Einmannprojekt Burzum wirkte, seinen angeblichen Erzfeind Oystein Aarseth alias Euronymus von der Band Mayhem um. Diese Band war bereits durch den Selbstmord ihres Sängers Per Yngve Ohlin, genannt Dead, 1991 berühmt geworden. Der hatte sich die Pulsadern aufgeschnitten und mit einem Schrotgewehr in den Kopf geschossen. Als ihn Euronymus und der Schlagzeuger fanden, fotografierten sie das Szenario erst einmal. Das Bild des toten Dead zierte später das Cover des Mayhembootlegs »Dawn Of The Black Hearts«.
Der Satanismus, von den einen als Schockimage gepflegt, von den anderen regelrecht zelebriert und propagiert, ist ein wirres Geflecht aus heidnischen, germanischen und religiösen Elementen, das immer stärker faschistisch grundiert wurde. Entsprechend äußerten sich die BM-Bands in ihren Interviews. Viele Musiker wurden im Knast zunehmend politisiert und dann als eingefleischte Neonazis mit langen Haaren und besten Kontakten entlassen. Beispielhaft hierfür ist die Geschichte der Thüringer Band Absurd. Wie Burzum und Mayhem gelten sie im internationalen Underground als Kultband. Bekannt wurden Absurd durch den sogenannten »Satansmord von Sondershausen«. Die Bandmitglieder töteten im April 1993 einen ihrer Mitschüler. Sie wurden schnell gefaßt und verurteilt. Im Knast durften sie fröhlich weiter musizieren. Später äußerte sich das Absurd-Mitglied Hendrik Möbus: »Aber wenn wir wirklich unter NS-Gesetze gefallen wären, wären wir für das Auslöschen eines Volksschädlings geehrt und nicht bestraft worden.« Der Grabstein ihres Opfers ist auf dem Cover ihres 1995er-Demotapes abgebildet. Kreisten ihre Texte anfangs noch wahnhaft um Werwölfe, Zyklon B und Gewaltphantasien, entwickelte sich Möbus in der Haft zum lupenreinen Neonazi. Wieder entlassen, forcierten die Bandmitglieder die Verbreitung des nationalsozialistischen Black Metal (NS-BM) und arbeiteten an der Verknüpfung ihrer Szene mit der von Naziskins. Auf gemeinsamen Konzerten traten Bands beider Sparten auf, den Saalschutz organisierten Hammerskins. Noch heute gelten die Brüder Ronald und Hendrik Möbus, der nach einem abgelehnten Antrag auf politisches Asyl in den USA wieder in Deutschland im Knast sitzt, zu den umtriebigsten Vertretern dieses Milieus.
Wenngleich nicht alle Vertreter des BM-Undergrounds Nazis sind, ist ihr Umfeld ziemlich braun verfärbt. Äußerst umfangreich haben die Autoren die Entstehungsgeschichte des BM und die Situation in Deutschland dargelegt. Der zweite Teil befaßt sich mit Image und Inhalten und erklärt die Einflüsse von Satanismus und Okkultismus. Der dritte Teil beleuchtet regionale, nationale und internationale Szenen und befaßt sich am Schluß noch einmal speziell mit dem Verhältnis der Nazi-Skins zum BM. Dornbusch und Killguss beeindrucken durch ihre detaillierte Sachkenntnis, wenn sie etwa als Augenzeugen von konspirativen Livegigs berichten, zu denen die Besucher über verschiedene Treffpunkte per Handy gelotst werden. Anders als Michael Moynihan, der mit seiner Band Blood Axis politisch äußerst dubios agiert, aber mit »Lords Of Chaos – Satanischer Metal: Der blutige Aufstieg aus dem Untergrund« die erste umfassende Insiderveröffentlichung zum Thema BM vorgelegt hat, ist das Anliegen von Killguss und Dornbusch eindeutig: Sie sympathisieren nicht, sie decken auf.’

 

Antifaschistisches Pressearchiv und Bildungszentrum Berlin e.V. (apabiz)
apabiz-Rundbrief Nr. 25, Mai 2006 – Falco Schuhmann

‘Galt der Black Metal vielen bisher nur als okkult angehauchte Jugendkultur mit starkem Hang zum Satanismus – ohne sich dabei in politische Gefilde zu begeben – so muss diese Betrachtungsweise nach dem Studium des hier vorliegenden Werkes teilweise überdacht werden. Die Autoren Christian Dornbusch und Hans-Peter Killguss widmen sich in „Unheilige Allianzen“ auf über 350 Seiten alleine dieser Jugendkultur und versuchen in akribischer Quellenarbeit neonazistische Einflüsse und Netzwerke im Black Metal aufzudecken. Das ausreichend bebilderte Werk ist zusätzlich mit mehreren Registern ausgestattet und hat somit auch als Nachschlagewerk einen hohen Praxisnutzen.

Neben den bloßen Fakten liefern die Autoren jedoch auch umfangreiche Einschätzungen und zeichnen mit einem immensen Detailwissen im ersten Teil des Werkes die Geschichte des Black Metals und die schon früh entstandenen Anknüpfungspunkte für die extreme Rechte nach. Es gelingt den Autoren hier ein grundlegendes Verständnis für die Grundwerte dieser Jugendkultur zu vermitteln und auch die wichtigsten Protagonisten und Bands kurz vorzustellen. So sollten auch Leser ohne ein fundiertes Wissen über diese Musikrichtung nach Lektüre dieses Teils auf ein solides Wissensfundament zurückgreifen können. Dabei erliegen sie nicht der Versuchung, sich an jedem noch so kleinen Indiz für eine rechte Prägung abzuarbeiten, sondern zeigen eine systematische Unterwanderung der Szene seit den 90er Jahren durch eine sich selbst NS-Black Metal nennende Strömung auf. Eine Unterwanderung von innen.
Ein besonderes Augenmerk wird im zweiten Teil auf die für rechte Einflüsse wesentlichen Felder Satanismus und Heidentum gelegt. Bieten diese doch in ihrer gemeinamen Ablehnung christlichem und jüdischen Glaubens eines der zentralen Einfallstore: den Antisemitismus. Kaum eine rechte Band, die nicht Texte im Programm hat, die nicht die im Black Metal immanente Feindschaft zur Kirche hier geschickt für antisemitische Agitation nutzt. Doch selbst der Satanismus wird hier nur benutzt. Gerade im NSBM wird er als Gegenentwurf zum Prinzip der Rasse gesehen, propagiert er doch das Recht des Stärkeren auf individueller Basis und nicht auf einer Kollektiven. Auch eine der Grundfesten des Black Metals ansich, eine unreflektierte Faszination für Krieg, Zerstörung und Gewalt wird beleuchtet und kritisch hinterfragt.
Im dritten großen Abschnitt geht es um den NSBM selber. Es werden Bands benannt und Texte analysiert. Schwerpunkte des NSBM werden vor allem in Thüringen ausgemacht und gut strukturiertes internationales Netzwerk von Bands, Lables und Fans aufgezeigt. Neben allen politischen und kulturellen Komponenten, die in diesem Geflecht sicher die Hauptrolle spielen, lässt sich mit NSBM heutzutage auch richtig Kasse machen. Wenn dann, wie in diesem Teil anschaulich aufgezeigt, auch noch politische und kommerzielle Interessen vermengt werden, steht einer noch schnelleren Ausbreitung dieser Jugendkultur nicht viel im Wege.
Dieses Buch hat sicher das Zeug zum Standardwerk im Bereich Rechtsrock. Es besticht durch eine Fülle von Details, die sich auch in der Zahl von 1100 Fußnoten niederschlagen. Der Spagat zwischen wissenschaftlicher Herangehensweise und einem auf Praxistauglichkeit ausgerichteten Schreibstil ist gut gelungen. Um auch ein Standardwerk im Bereich Rechtsextremismus zu werden fehlt ein wenig die Beleuchtung der Relevanz und Einflüsse des NSBM und seiner Protagonisten in der extremen Rechten.’

Falco Schuhmann


StadtRevue Kölner Stadtmagazin:
‘Dies ist kein Musikbuch im engeren Sinne ist, sondern ein Kompendium, das die Antifa-Arbeit unterstützen soll. Eine leicht ironische, gerne philosophisch verschwurbelte Deutung ästhetischer Zeichen darf man nicht erwarten. Die Sozialwissenschaftler Christian Dornbusch und Hans-Peter Killguss füllen den Platz mit schier endlosen Recherchen, »Unheilige Allianzen« ist im besten Sinne empirisch gesättigt.
»Black Metal«, eine Musik, die so klingen kann wie Death-, Speed- oder Thrash Metal und die sich von diesen Spielarten der drastischen Musik nur durch ihre hemmungslose Teufelsanbetung, inkl. Christen-, Juden- und Frauenhass, unterscheidet, gilt als absolute Spinnermusik. Irgendwelche norwegischen Black Metal Gangs haben Kirchen angezündet und auch schon mal einen missliebigen Kollegen zu Tode gefoltert. Aber ist das nicht ein marginales Phänomen? Widerwärtig, aber beschränkt auf eine kleine und eindeutig zu identifizierende Subkultur?
Dornbusch und Killguss zeigen in einer Sprache, die sich dezidiert nicht an Bescheidwisser richtet, dass dies nicht zutrifft. Erstens ist die (vorwiegend europäische) Black-Metal-Szene größer, verästelter, dabei vernetzter als man denkt. Zweitens ist die Ideologie, diese Mischung aus Todeskult, Minderheitenhass und Vergötterung von Ursprungsmythen, eine durch und durch moderne, zeitgenössische Ideologie. Sie mag sich hier besonders überspitzt äußern, ist aber anschlussfähig an andere Popkulturen. Drittens gibt es seit einigen Jahren einen lebhaften Austausch zwischen Teilen der Black-Metal-Szene und dem internationalen Neonazismus. »Unheilige Allianzen« verdirbt einem nicht den Spaß an Metal, sondern schärft den Blick auf die Wucherungen rechtsextremer Popkulturen.’

Felix Klopotek, StadtRevue Kölner Stadtmagazin, 4, 2006

 


aus: http://www.heavy-metal-heaven.de/redaktion/buchtipps.php3 :

‘Wir scheissen auf diese sogenannten Christen, deren einziger Gott >Mammon< heisst; die diesen bekifften Schweinepriester aus Nazareth damals zu ihrem Idiotenhäuptling erkoren haben, der wiederum mit seiner 12-köpfigen pädolphilen Bettlerbande durch die Gegend zog, sich vor dem Pöbel aufbaute und heulte: ‘Liebe Deinen nächsten…’ Wir wissen ganz genau was dieser Schwulist damit gemeint hat…..’ BELPHEGOR

Hm…..nun mir, als Atheisten is das ziemlich egal wenn jemand solche Sprüche klopft, aber falls von Euch doch jemand an die Existenz des allmächtigen Hausmeisters der Menschheit glaubt, dann sei Er/Sie vorgewarnt….
Dieses Buch ist sehr gut recherchiert, gut formuliert, und beschäftigt sich sehr intensiv mit der BM Szene, die von harmlosen ‘Welcome to Hell’-Bands bis hin zu solchen ‘Recreate Auschwitz’- Schwachköpfen durchzogen ist.
Von den Anfangstagen Venom´s über den ‘Fall Möbus’ bis hin zu solchen ‘Bands’ wie Mayhem es wird nichts ausgelassen, und grad in diesem Fall scheiden sich die Geister…..
Schenkt man diesem Buch Glauben, und Mayhem haben den Selbstmord ihres ‘Frontmanns’ mit den Worten ‘ Es ist immer toll wenn jemand stirbt, ganz egal um wen es sich handelt…..das ist so wenn man den Tod verehrt – warum sollte man trauern wenn ein Mensch stirbt?’,kommentiert – dann frag ich mich nur – WARUM macht ihr es nicht wie die Band BRAINTICKET, die sich kollektiv im Proberaum aufgehangen haben?
Und Bands die allen ernstes behaupten ‘Es wär das schönste für uns wenn sich jemand unsere Scheiben anhört, und dann Selbstmord begeht’ und detailierte Anleitungen dazu auf der HP veröffentlicht…. dazu erspar ich mir jeden Kommentar…..
Lustig ist’s jedoch zu lesen das sich fast alle Bands auf Venom berufen und dann scheinbar nicht wissen was Chronos selbst dazu sagt – ‘Wir sind eine so genannte Black Metal Band, wir sind Musiker. Wir machen Musik um zu unterhalten, und geben Konzerte. Jemand, der seine Popularität durch Aktionen wie Kirchen abbrennen oder Mord steigern will, der ist ein Mörder und verrückt………Es gibt einige Leute die sich selbst als Satanisten bezeichnen und aus diesem Grund durch die Gegend laufen und andere Menschen töten. Das sind keine Satanisten – das sind Bekloppte, die man besser in eine geschlossene Anstalt stecken sollte!!’
In dem Sinne – mir ist´s nämlich völlig wurscht ob mein Nachbar Sonntags in die Kirche zum Gottesdienst, oder in die Kneipe zum Frühschoppen rennt – Toleranz – you know?
Wer mehr darüber wissen möchte, dem sei dieses Buch empfohlen!’

Iceman

 


aus: http://www.vampster.com/artikel/show/?id=19094

Seit 1998 liegt auf den meisten Lesestoffhaufen der Black Metaller neben der Edda, der Satanic Bible und den alten Ablaze-Ausgaben noch ein anderes Buch: das ‘Lords of Chaos’ von Michael Moynihan und Didrik Söderlind. Mit einer brennenden Kirche auf dem Cover und dem reisserischen Untertitel ‘The bloody rise of the satanic metal underground’ rückt das Werk in die Nähe von Boulevardzeitungen – und angesichts dessen, dass laut ‘Unheilige Allianzen’ der eine Autor bei den rechtsgerichteten BLOOD AXIS dabei ist und der andere mal für den norwegischen PLAYBOY geschrieben hat, rückt der politische Zusammenhang bei ‘Lords of Chaos’ doch in den Hintergrund. Nichtsdestotrotz oder gerade deswegen wurde das Buch ein Erfolg – denn nach einer kurzen Black Metal-Geschichtszusammenfassung gibt es reichlich süffig geschriebene Schilderungen der Szenengeschehnisse in Norwegen in den 90ern, sowie viele Fotos und kurzweilige Interviews mit Szenegrößen. So unterhaltsam es auch war, gewisse Dinge Revue passieren zu lassen, so nervig waren die Folgen von ‘Lords of Chaos’. Teenie-Black Metaller, welche zu den Zeiten vom ‘Helvete’-Shop noch nicht mal im Kindergarten waren, verschafften sich die Black Metal-Schnellbleiche und führten fortan lächerliche Diskussionen darüber, wie ‘damals’ doch alles besser gewesen wäre (und nein, sie bezogen sich nicht auf ihre Kindergartenzeit). Nach dem dazugehörigen Metalsampler soll nun auch noch eine Verfilmung des Stoffes angestrebt werden.
Schon zu Beginn von ‘Unheilige Allianzen’ ist klar, dass das 2005 erschienene Werk von Christian Dornbusch und Hans-Peter Killguss wohl kaum je auf der Leinwand umgesetzt werden wird. Denn ‘Unheilige Allianzen’ ist anders – keine Sensationslust, keine unterhaltsamen Plaudereien, keine Schönfärberei. Stattdessen Fakten, Quellenangaben und ein eher trockener Stil, der an universitäre Forschungsliteratur erinnert, denn an eine nette Lektüre vor dem Schlafengehen (obwohl – gewisse Abhandlungen zur Corpus Linguistik haben ihren Reiz). ‘Unheilige Allianzen’ geht tiefer in den Underground, als etwa die 1991 erschienene soziologische Studie von Deena Weinstein zum Heavy Metal, welche eine eher oberflächliche Behandlung des Themas vorzog. Vor allem die Abhandlungen zur deutschen Black Metal-Szene sind sehr ausführlich und trumpfen mit einer Detailfülle auf, die den Leser beinahe erschlägt. Vergleichbar ist diese aufgezeigte Fülle an Verknüpfungen, Vernetzungen und Personenkonstellationen etwa mit einem Bundesliga-Fan, der jeden Spieler der letzten 15 Jahre nennen kann, dazu noch in welchen Clubs er gespielt hat (inklusive die frühen Jahre beim Quartierverein X) und wann er mit welchen anderen Spielern zeitgleich auf dem Rasen gestanden hat. Natürlich ist ‘Unheilige Allianzen’ spannender als Fußball, aber eine leichte Lektüre ist das Werk in der Tat nicht. Wie bei einer Forschungsarbeit auch wird professionell recherchiert und eine Auflistung der Quellenangaben geliefert – nicht weniger als 1110! Dazu gesellt sich ein Personen-, Band- und Sachregister, welches zum Nachschlagen verleitet.
Inhaltlich widmet sich auch ‘Unheilige Allianzen’ zuerst einem ‘geschichtlichen’ Abriss zum Thema Black Metal mit den Urvätern VENOM, BATHORY und HELLHAMMER / CELTIC FROST. Danach beleuchten die Autoren die Szenegeschehnisse in Norwegen in den frühen Neunzigern und zeigen auch Verbindungen zu Black Metal-Geschehnissen in anderen Ländern auf. Dies machen sie in trockener Art und Weise. Sensationslust, Kaffeeklatsch und Polemik sucht man in ‘Unheilige Allianzen’ vergebens. Einige schwarz-weiße Fotos von relevanten Covers oder diskutierten Personen lockern den Text auf, täuschen jedoch nicht darüber hinweg, dass der hier vorhandene Text keinesfalls leicht verdaulich oder amüsant ist. Bald merkt man auch, dass die Schilderung der Musik an sich nicht im Zentrum steht. Die Autoren richten ihren kritischen Blick primär auf ideologische Hintergründe in den Lyrics oder in Interviews mit den einzelnen Musikern. Unzählige Interview-Aussagen aus Fanzines werden u.a. ausgewertet und anhand dieser die Verbindungen einzelner Musiker, Bands, Vertrieben, Plattenfirmen und politischen Organisationen aufgezeigt. Bei diesen Nachforschungen fällt rasch auf, dass das Spezialgebiet von Dornbusch und Killguss die deutsche Black Metal-Szene ist – und sie zeigen sehr detailliert auf, wer die Fäden in der Hand hat und welche Bands wie mit dem rechten Rand der Szene verbandelt sind. Obschon das schreibende Duo solche Verbindungen auch in anderen Ländern aufdeckt, fallen besonders die Kapitel über die Szene in Deutschland äußerst opulent aus. Im Sinne der Aufklärung werden die Akteure auch namentlich benannt – hinter allen klangvollen Pseudonymen stehen die bürgerlichen Namen der einzelnen Personen, nur ganz wenige bleiben im Schatten der Anonymität. Insgesamt ist besonders löblich hervorzuheben, dass die Autoren stets nüchtern die Unterschiede zwischen Heidentum, Satanismus und Neonazismus analysieren und zu erklären versuchen. So tappen sie nicht in die Falle, alle Black Metaller über denselben Kamm zu scheren und zeigen vielmehr auf, wie Theorien, Überzeugungen oder sogar ein literarisches Werk wie ‘Lord of the Rings’ von Rechten für ihre Zwecke instrumentalisiert werden.
‘Unheilige Allianzen’ hat bloß zwei Schwachpunkte. Zum einen fehlen trotz der Aktualität des Werkes Hinweise auf das Satanistenpärchen Ruda und den ‘Satansmord von Witten’. Zum anderen hapert es trotz aller universitären Lesestimmung zeitweise arg bei der Rechtschreibung. Glücklicherweise sind nur weniger Bandnamen davon betroffen, aber wenn von der ‘Leda’-Gitarre statt der Leadgitarre die Rede ist, bekommen nicht nur Deutschlehrer Augenbluten. Allerdings machen Killguss und Dornbusch das Ganze mit dem Inhalt ihres Werkes wieder wett. Am Ende stimmen sie denn auch hoffnungsvolle und heilende Worte für das Problem der Unterwanderung von Rechts in der Black Metal-Szene an. Denn laut Killguss und Dornbusch sind ansonsten an Gigs nicht nur Menschen anderer Hautfarbe bedroht, sondern auch ‘Fans, die vielleicht den `falschen` Aufnäher an der Jacke oder ein `falsches` T-Shirt’ tragen. Um ein solches Szenario zu verhindern, appellieren sie an die Szene, dieser Entwicklung Einhalt zu gebieten und den Rechten das Terrain streitig zu machen, etwa durch das Verwehren des Eintritts an Black Metal-Konzerte.

Fazit: ‘Unheilige Allianzen’ ist äußerst lehrreiche, interessante, vielschichtige und auch schwer verdauliche Lektüre – und ein Muss für jeden Black Metaller!

 

Rezension: Sebastian Meyler, stattweb.de
Rechte Ideologien halten Einzug in ehemals eher linke oder unpolitische Subkulturen wie beispielsweise die Metal-Szene

Noch Anfang der 1990er Jahre schien alles klar: Die Rechten hatten in der Skinheadszene eine dominante Stellung, wer rechts und jung war, wurde Skinhead. Die anderen Jugendkulturen waren entweder unpolitisch oder links. Dies galt zum Beispiel für die Punk- und Hiphop-Szene, aber auch die Metalszene verstand sich zum Großteil als unpolitisch oder eher links.
Seit längerem gibt es jedoch die Entwicklung, dass Nazis versuchen, jenseits der Skinheadszene Fuß zu fassen. Der Grund hierfür ist, dass die Rechtsextremen gemerkt haben, dass der Skinhead-Style nicht gut ankommt. Meistens wird er als dumpf, ungebildet und gewalttätig empfunden. Potentielle Wähler und Sympathisanten empfinden dies als abstoßend, und auch Jugendliche empfinden den Skinheadstil als ‘uncool’. Wenn sie weitere Jugendliche für sich gewinnen wollten, mussten die Rechten ihr Styling also ändern und versuchen, in verschiedenen anderen Jugendkulturen Einfluss zu gewinnen. Beispiele hierfür sind der Hatecore, eine rechtsextreme Variante des eigentlich linken Hardcore, das rechte Hiphop-Projekt N-soundz und zahlreiche rechte bis rechtsextreme Metalbands. Auf die rechtsextremen Ansätze innerhalb der Metalszene gehen Christian Dornbusch und Hans-Peter Killguss in ihrem Buch “Unheilige Allianzen” ein.
Im ersten Kapitel wird die Geschichte des Black Metal ausführlich dargelegt. Dies ermöglicht auch jenen einen guten Einstieg, die sich noch nicht dieser Musikrichtung auseinandergesetzt haben. Im nächsten Kapitel zeigen die Autoren, welche verschiedenen Motive im Black Metal vorhanden sind und welche Anknüpfungspunkte für rechte und rechtsextreme Bands sich aus diesen ergeben. Ein Motiv im Black Metal ist zum Beispiel die Ablehnung des Christentums und die Verherrlichung des Heidentums. Hier finden die esoterischen Rechten mit ihrer Hetze gegen das “verjudete” Christentum natürlich Anklang.
Im dritten Teil des Buches geht es um offen rechtsextreme Bands in der Metalszene. Hierbei wird besonders auf die aus Sondershausen stammende Band ‘Absurd’ eingegangen. Die Band kam im Jahr 1992 in die Medien, nachdem die erst 15 Jahre alten Bandmitglieder einen ihrer Mitschüler getötet hatten; sie taten dies, um ihre authentische Bösartigkeit zu beweisen. Sie bereuten den Mord nicht, auf dem Cover ihres Albums “ Thuringian Pagan Madness” war der Grabstein ihres Opfers abgebildet. Kaum 1 Monat aus dem Gefängnis entlassen, gab der Bandsänger Hendrik Möbus im Jahre 1998 ein Konzert. Bei diesem stand er mit einem T-Shirt, auf dem ein SS-Totenkopf abgebildet war, auf der Bühne und zeigte mehrmals den Hitlergruß. Die Security des Konzertes bestand aus Mitgliedern der Militanten Hammerskins. Möbus war einer der wichtigsten Persönlichkeiten im rechtsextremen Metal in Deutschland. Er war auch Mitbegründer und ‘Reichsführer’ der Deutschen Heidnischen Front (D.H.F.) Die D.H.F. wollte die ‘Völker’ Europas in ein ‘Großgermanisches Reich’ zusammenführen und die ‘artfremde’ christliche Religion abschütteln.
Anschließend geht das Buch auf die verschiedenen rechtsextremen Metalszenen weltweit ein. Hierbei wird deutlich, dass die heutigen Nazis sich international organisieren, um ihre menschenverachtende Ideologie zu verbreiten und Hass zu propagieren.
Das Buch ist sprachlich und inhaltlich sehr gut lesbar. Den Autoren gelingt es, einen Überblick über die rechtsextreme Metalszene zu geben, ohne die gesamte Metalszene als rechtsextrem zu verurteilen. Das Buch verdeutlicht
nachdrücklich, wie wichtig es ist, in den verschiedenen Szenen ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass rechte Tendenzen nicht tolerierbar sind und es nicht egal ist, welchen Inhalt ein Lied transportiert. Es gilt, die AntifaschistInnen und Linken in der Metalszene zu unterstützen. (Ein gutes Beispiel hierfür ist die Kampagne ‘Turn it down’, www.turnitdown.de ).

 


ARD-Polylux: Heidnischer Germanen-Metal
Alexander Dluzak
‘Sie glauben an Odin und verachten das Christentum. Am rechten Rand der heidnischen Black Metal-Szene tummeln sich langhaarige Neonazis.
Wundern sie sich nicht, wenn Ihre Freunde, Kinder oder Bekannte plötzlich anfangen Odin anzubeten und das Feierabendbier in einem Trinkhorn servieren. Unter Jugendlichen erlebt das Germanentum nämlich gerade eine Renaissance. Nur leider sind sie dabei in ziemlich schlechter Gesellschaft, denn auch unter Neonazis boomt der Germanenkult. ‘
ARD-Polylux-Sendung vom 27.04.2006 – u.a. Interview mit dem Autor Christian Dornbusch
rbb – Video ansehen (nicht mehr online)