Olaf Kistenmacher schreibt:
‘Bereits in ihrer ersten Untersuchung ‘Wenn die Partei das Volk entdeckt. Anna Seghers, Bodo Uhse, Ludwig Renn u. a. Ein kritischer Beitrag zur Volksfrontideologie und ihrer Literatur’ (2002) hatte Birgit Schmidt begonnen, den Sexismus, Rassismus und Antisemitismus in den Romanen kommunistischer Schriftstellerinnen und Schritsteller kritisch aufzuarbeiten. Allerdings war die Kritik des Antisemitismus in ‘Wenn die Partei das Volk entdeckt’ zu kurz gekommen, und deswegen ist Kein Licht auf dem Galgen nun die notwendige Ergänzung.
Aufarbeiten ist deswegen der richtige Begriff für Schmidts Ansatz, denn noch mehr als bei politischen Erklärungen der KPD in der Weimarer Republik oder damaligen politischen ‘Argumentationen’ sind die Romane nicht einfach nur Teil der vergangenen Geschichte, sondern immer noch Gegenwart, denn sie sind Teil eines heutigen antifaschistischen Erbes. Die Romane, die Schmidt analysiert, wie z. B. Willi Bredels Die Prüfung, stehen heute in vielen Bücherregalen; man kennt sie; man lernt aus ihnen. Diese Romane hat Schmidt auf ihre Darstellungen von Jüdinnen und Juden durchgesehen, und so versucht sie zu erklären, weshalb sich zum einen Kommunistinnen und Kommunisten – wenn überhaupt – erst sehr spät mit den von den Nationalsozialisten existenziell bedrohten Jüdinnen und Juden solidarisierten und zum anderen es nach 1945 in vielen sozialistischen Staaten zu „antizionistischen“ Verfolgungswellen kam, denen Tausende von Menschen zum Opfer fielen.
Jüdinnen und Juden und Menschen, die sich für die Überlebenden der Shoah eingesetzt hatten, wurden als „Zionisten“ und damit als „Imperialisten“ und als „Feinde des Sozialismus“ bezeichnet.
In den Schauprozessen tauchten die Bilder von den „wurzellosen“, „vaterlandslosen“, „feigen“, „kleinbürgerlichen“, „kapitalistischen“ und im Wesen „antikommunistischen“ Juden wieder auf. Selbst die jahrelange Mitgliedschaft in kommunistischen Parteien und die Verfolgung durch die Nazis schützte Jüdinnen und Juden nicht davor, als angeblich antikommunistische, „zionistische“ Feinde erneut verhaftet, misshandelt und ermordet zu werden.
Die wirren Anschuldigungen gegen sie gibt Lenka Reinerova in ihrer erst 2003 veröffentlichten Autobiografie so wieder:
„’Jeder zweite in den Internationalen Brigaden im spanischen Bürgerkrieg war ein Abenteurer oder Agent. Sogar: Juden arbeiten nicht gern. Und schließlich der Höhepunkt: Gestehen Sie, dass Sie Spionin sind. […] Der Westen hat Spione, die Zionisten haben Spione, die Titoisten … Gestehen Sie endlich, nur so nützen Sie der Partei …’“ (S. 43)
Auch die Betroffenen selbst unterwarfen sich der antisemitischen Stimmung in der Sowjetunion, der CSR und der DDR und bezichtigten andere jüdische Kommunistinnen und Kommunisten des Verrats am Aufbau des nationalen Sozialismus.
Dieses Verhalten und die Panik von Menschen, die wie Anna Seghers, Lazlo Schmidt und Alexander Abusch selbst jüdischer Herkunft waren, sprechen für sich. Das Ausmaß der antisemitischen Stimmung in der frühen DDR lässt sich vor allem an der Angst von den Betroffenen ermessen, die sich dann auch voneinander distanzierten und einander gar denunzierten. (S. 53)
Als in der DDR Paul Merker als angeblicher „zionistischer Agent“ angeklagt wurde, sagten Anna Seghers und ihr Ehemann Laszlo Schmidt gegen Merker aus. Anna Seghers bezeichnete Merkers Verhalten als „unkommunistisch, kleinbürgerlich u in der Wirkung zersetzend u darum parteischädlich“. Und ihr Ehemann Lazlo Schmidt erklärte am 4. Mai 1954 der Staatssicherheit gegenüber:
„Der Grundzug der Politik Merkers in Mexiko war, dass er ein blindes Vertrauen zu den imperialistischen Staaten USA, England und Frankreich hatte […]. […] Besonders bemerkenswert ist, dass Merker besonders enge Beziehungen zu jüdischen Industriellen und Großkaufleuten unterhielt. […] Merker betrachtete diese reichen Juden nicht als Kapitalisten, als Klassengegner, sondern nur als Opfer des Faschismus und benutzte sie als Geldquelle. Merker errichtete innerhalb der Gruppe der KPD faktisch ein terroristisches Willkürsystem.“ (S. 53)
Wie wurden denn Jüdinnen oder Juden in den Romanen kommunistischer Schriftstellerinnen und Schriftsteller dargestellt? Birgit Schmidt richtet ihre Aufmerksamkeit besonders auf die Darstellung ihrer Körper. Welches Bild vom Juden wird zum Beispiel in dem berühmten Roman Die Prüfung von Willi Bredel gezeichnet, einem der ersten Romane, in denen aus kommunistischer Sicht die Situation in den Nazi-Konzentrationslagern geschildert wurde?
„Die sechs hüpfen in Kniebeuge an ihren Kameraden vorüber, die Zeugen ihrer Qualen sind und ihnen nicht helfen können. Es ist Miesicke, als sei jedes Leben in ihm erstorben, er hüpft und hüpft und hüpft. Ganz plötzlich bekommt er starken Druck auf den Darm. Er kann es nicht halten. Gleichzeitig muss er sich übergeben. Er bricht zusammen. Meisel lässt ihn von zwei Gefangenen abseits schleppen. Die übrigen fünf müssen weiterhüpfen. Erst nachdem noch zwei zusammengebrochen sind, lässt [der SS-Mann] Meisel die letzten drei ins Glied treten. ‚Was ist denn mit dem Juden los?’ ‚Der hat sich übergeben und vollgemacht!’ ‚Dieser Mistbolzen, scheißt in die Hosen! Darum stinkt es auch so! Lasst ihn in seinem Dreck liegen; der wird schon wieder zu sich kommen!’“ (S. 24-25)
Der so dargestellte KZ-Häftling Miesicke ist, anders als die anderen, kein Kommunist oder Sozialdemokrat, sondern er ist ein jüdischer Häftling, der eher durch Zufall zu den politischen KZ-Häftlingen gekommen ist. Und die Figur Miesicke ist in diesem Roman die einzige erfundene Figur; für alle anderen Figuren gibt es reale Personen als Vorlagen. Der jüdische KZ-Häftling wird in der eben zitierten Szene genauso gequält wie die anderen, aber er hält den Qualen weniger stand. Sein Körper zerbricht: Miesicke sackt nicht nur zusammen, sondern muss sich übergeben und kann seinen Darm nicht kontrollieren.
Die kommunistischen Häftlinge werden demgegenüber als tapfer, stolz und körperlich unversehrt dargestellt – auch nach der Folter. Über einen kommunistischen Häftling heißt es in Bredels Die Prüfung:
„Interessiert mustern die SS-Leute den Gefangenen. Sie scheinen überrascht zu sein. Er tritt mit stolzer Haltung aus dem dunklen Kasten und sieht den SS-Leuten fest und gerade ins Gesicht.“ (S. 24)
Neben der Figur Miesicke gibt es in Bredels Die Prüfung noch zwei andere jüdische Figuren: Der eine ist Kommunist und wird als so unerschrocken und tapfer dargestellt wie die anderen Kommunisten. Der andere ist Sozialdemokrat mit Namen Koltwitz, und es ist offensichtlich, dass es sich um die Geschichte des jüdischen Sozialdemokraten Fritz Solmitz handelt, der im KZ Fuhlsbüttel von der SS zu Tode geprügelt wurde.
Mit der Figur Miesicke bestätigt Bredel die antisemitischen Vorstellungen über die ‘feigen Juden’.
Doch nicht nur das: „Der Jude“ Miesicke soll auch ein geldgieriger Kleinbürger sein. Nach seiner Verhaftung macht er sich weniger Sorgen um seine Frau als um sein Geld und seine Geschäfte:
„Die Geschäfte des letzten Vierteljahrs hatte er sich immer wieder in Erinnerung gerufen. Er fand, sie waren makellos. Schulden hatte er nur bei Brinkmann, und die wollte er ja demnächst begleichen. […] An Bella denkt er, seine Frau, fühlt förmlich, wie sie sich um ihn ängstigt. Das ist schlimm. Aber schlimmer ist noch etwas anderes: die achtzehn Kartons Krawatten müssen geliefert werden. Das Geschäft droht ins Wasser zu fallen.“ (S. 23)
Auch in einem anderen Roman eines Exil-Kommunisten, Grüne Oliven und Nackte Berge, zeigt die Figur des jüdischen Kommunisten Samuel die angebliche „jüdische“ Feigheit. Obwohl in dem Roman die Tapferkeit Samuels betont wird, kann auch hier der Jude seinen Schließmuskel nicht kontrollieren.
Dennoch, darum bemüht, ein „positives Judenbild“ zu entwerfen, weist er immer wieder darauf hin, daß Samuel tapfer gekämpft habe. Mit einer Einschränkung: Samuel muß seine Angst immer erst überwinden, und in brutalen Schlachten kann er seinen Schließmuskel nicht kontrollieren. Dafür wird er durch die Art seines Todes bestraft: Tausende von Granatsplittern dringen in seinen Körper ein und bereiten ihm einen qualvollen Tod. […] Der jüdische Körper löst sich erst in Fäkalien auf, dann wird sein Körper von unzäligen Granatsplittern durchbohrt, […]. (Schmidt: Wenn die Partei, S. 134)
Das Schicksal, dass in der kommunistischen Literatur die Körper von „Juden“ sich auflösen, teilen sie mit denen der Frauen. In Wenn die Partei das Volk entdeckt hat Schmidt bereits auf diese Gemeinsamkeit hingewiesen:
Im vorangegangenen Kapitel habe ich erwähnt, daß auch Frauenkörper in der kommunistischen Spanienliteratur oft von Bomben zefetzt werden. Nur der soldatische Mann verläßt das Schlachtfeld und den Krieg mit intakten Körpergrenzen. (Schmidt: Wenn die Partei, S. 134-135)
Frauen sollen aus biologischen Gründen schwach sein. Aber warum männliche Juden? Warum sind sie nicht wie andere Männer? Der fehlende schützende Körperpanzer hängt nach diesen Vorstellungen zusammen mit der „Vaterlandslosigkeit“ der „Juden“. Wer ein Vaterland hat, ist gesund und stark, wer keines hat, schwach, feige und unkontrolliert.
Man erkennt hier etwas wieder, was Klaus Theweleit in den 1970er-Jahren als ein Merkmal faschistischer Menschen- und Körperbilder analysiert hat. Im völkischen Weltbild war nicht nur der individuelle Körper ein Körper, sondern auch jede Truppe, jede Partei und auch das Volk bildeten eine Art „Körper“. Dieser Körper sollte eine geschlossene Einheit bilden, in die nichts „Fremdes“ eindringen darf, die wehrhaft ist, ein „Körperpanzer“. Solche Körpervorstellungen fanden sich, so der Befund von Wenn die Partei das Volk entdeckt und Kein Licht am Galgen, auch in der kommunistischen Bewegung. Die Feinde der kommunistischen Bewegung erkennt man in den Romanen von Kommunistinnen und Kommunisten deswegen auch an ihren nicht-geschlossenen Körpern, an ihrer fehlenden Selbstbeherrschung, daran, dass sie sich – im Gegensatz zu tapferen KP-Mitgliedern – vor Angst in die Hose machen.
Aber warum zeigten so wenige Kommunistinnen und Kommunisten, selbst im Exil, keine oder nur eine sehr eingeschränkte Solidariät mit den jüdischen KZ-Häftlingen? Warum sind die jüdischen Figuren in der kommunistischen Literatur oft so negativ gezeichnet?
Schmidt führt das auf den Volksfrontkurs der Kommunistischen Internationale zurück. Die Volksfrontpolitik nahm die KomIntern nach 1935 ein. Diese Politik ist charakterisiert durch den Versuch, die „nationalisierten“ Massen „zurück“ zu gewinnen:
Man setzte auf die ideologische Rückgewinnung der nationalisierten Massen, man setzte auf den deutschen Proletarier, auch wenn der sich mittlerweile in SA- bzw. SS-Uniform befand, und man kam ihm und seinen Denkstrukturen dabei so weit wie möglich entgegen. […]
Es kann sich jede/r leicht mittels der Lektüre eines kommunistischen Romans wie beispielsweise Die Moorsoldaten von Wolfgang Langhoff selbst ein Bild machen: Nicht allein dieser Konzentrationslagerroman distanziert sich von den gequälten Juden und Sozialdemokraten und wirbt um die Angehörigen der SS-Wachmannschaft. Er wirbt deshalb um die Mitglieder der SS-Wachmannschaft, weil die KPD diese Proletarier in Uniform nicht aufgeben wollte und sich weiterhin agitatorisch um sie bemühte, denn für die KPD stellten ja auch die SA- und SS-Männer weiterhin die potentielle Massenbasis dar. Und diese Entscheidung bedeutete letztlich eine Entscheidung für die Verfolger und nicht für die Verfolgten […]. (S. 8-9)
Aber wie erklärt man dann die antisemitischen Äußerungen vor 1935? Bereits 1923 war die KPD auf völkische und nationalsozialistische Gruppierungen zugegangen und hatte u. a. dem völkischen Antisemiten Ernst Graf von Reventlow ihre Tageszeitung, die Rote Fahne, als Forum für eine Diskussion zwischen ihm und führenden Kommunistinnen und Kommunisten angeboten. Im gleichen Jahr hatte die Vorsitzende der Zentrale Ruth Fischer vor völkischen Studierenden ausgerufen:
„Sie rufen auf gegen das Judenkapital, meine Herren? Wer gegen das Judenkapital aufruft, meine Herren, ist schon Klassenkämpfer, auch wenn er es nicht weiß. Sie sind gegen das Judenkapital und wollen die Börsenjobber niederkämpfen. Recht so. Tretet die Judenkapitalisten nieder, hängt sie an die Laterne, zertrampelt sie. Aber meine Herren, wie stehen Sie zu den Großkapitalisten, den Stinnes, Klöckner…?“
Was sich 1923 und später immer wieder in der kommunistischen Bewegung immer wieder offenbarte und was ab 1935 mit der Volksfrontpolitik etabliert wurde, war eben nicht eine ganz neue Form von Antikapitalismus, sondern es gehörte im 19. und 20. Jahrhundert zu den Selbstverständlichekeiten der Arbeiterbewegung, dass man eigentlich die Massen, das Volk, die einfachen Leute hinter sich habe und dass die politischen Interessen des Volkes gut seien – und dass deswegen die KPD die einzige Partei sei, die wirklich nationale, also Politik im Interesse des Volkes mache. Anders als es im Titel ihrer ersten Veröffentlichung Wenn die Partei das Volk entdeckt heißt, haben die Kommunistinnen und Kommunisten nicht erst 1935 „das Volk“ „entdeckt“. Zu dem, was die KPD mit dem Volk verband, gehörten ebenso die Vorstellungen von „Juden“ als vaterlandslos, schwach, verräterrisch, entwurzelt usw.
Romane zu analysieren, bietet aber auch die Möglichkeit, der Kritik nachzuspüren, die sich nicht offen und direkt äußern darf, sondern über Bilder, Geschichten, also eben literarisch äußern muss. Nach Schmidts Analyse finden sich solche Formen der Kritik in den Karibik-Erzählungen Anna Seghers. Seghers lebte also in einem Widerspruch; einerseits war sie die Stalinistin, die die Erstausgabe von ‘Die Linie’ Stalin widmete und gegen angebliche „Parteischädlinge“ aussagte. Andererseits:
Aber in der 1947 und 1948 geschriebenen Erzählung Die Hochzeit von Haiti, die 1949 erschien, und der sie im Jahr 1961 – mit entsprechendem Abstand zu den frühen fünfziger Jahren – die Erzählung Das Licht auf dem Galgen folgen ließ, formuliert sie mittels ihrer jüdischen Protagonisten (Michael Nathan in Die Hochzeit von Haiti und Sasportas in Das Licht auf dem Galgen) einen Vorwurf an die deutschen Kommunisten, den es lohnt, sich genauer anzuschauen. (S. 88)
Im Anschluss an die Erzählungen, die in der Karibik in der Zeit der Französischen Revolution spielen, kam Seghers 1961 in Das Licht auf dem Galgen wieder darauf zurück. Das Licht auf dem Galgen handelt von Debuisson und Sasportas, die von der Französischen Revolution nach Jamaika geschickt werden, um einen Aufstand der Sklaven helfen sollen zu organisieren. Entgegen der üblichen antisemitischen Stereotypisierung ist es in dieser Erzählung nicht der Jude, der den Aufstand verrät, sondern Debuisson. Er verrät Sasportas. Und Sasportas wird hingerichtet. Ein Märtyrer.
[…] Debuisson verrät nicht nur die Revolution, sondern auch den Juden Sasportas, der als Held und Märtyrer aus der Geschichte hervorgeht, denn er wird gehenkt, ohne seinen Glauben zu verraten. In der Erzählung heißt es: „Bevor der Henker Hand an Sasportas legte, trat eine Gerichtsperson vor, und sie forderte den Verurteilten auf, die Namen seiner Komplicen zu nennen, er könne damit immer noch sein Leben retten. Sasportas erwiderte: ‚Ich sehe hier viele meiner Komplicen, sie stehen hier, sie stehen dort.’ Als man ihm die Schlinge um den Hals legte, rief er: ‚Ihr Neger, macht es wie die in Haiti!’ Nach einer Minute schnitt der Henker den Strick durch. Der Leichnam fiel ins Meer wie ein Stein. Man hörte kein Aufklatschen in der Brandung.“ (S. 89-90)
In seinen letzten Worten drückt sich noch die Hoffnung auf die Befreiung der Sklaven aus. Diese Hoffnung ist das „Licht auf dem Galgen“
Für Anna Seghers bleibt jedoch ein „Licht auf dem Galgen“ des Sasportas. Für alle sichtbar leuchtet dort die Hoffnung auf Befreiung und auf Veränderung der gesellschaftlichen Verhältnisse. Der Jude Sasportas jedoch ist verraten worden von einem, dem er sich zur Seite gestellt hatte. Und ich bin der Meinung, dass Anna Seghers, als sie diese Erzählung konzipierte, an einen anderen Verrat gedacht hat. Nämlich an den Verrat, den der deutsche Kommunismus ganz ohne Zweifel an seinen jüdischen Genossen begangen hatte. (S. 90)
Aber Birgit Schmidt kommt trotzdem zu einem anderen Ergebnis als Anna Seghers. Zwar betont Schmidt, dass auch nachdem sie erschreckend viele antisemitische Stereotype in der Literatur kommunitischer Schriftstellerinnen und Schriftsteller gefunden hat, sie nicht so weit gehen würde, die „KPD und SED als dezidiert antisemitische Parteien zu bezeichnen“, weil „die KPD keine eigenständige antisemitische Ideologie produziert, sondern (falsch) auf Gegebenheiten reagiert hat, die nicht zu ihren Lasten gehen“.
[…A]ber das Licht auf dem Galgen, von dem Anna Seghers spricht, – ich sehe es nicht. (S. 95).’
Olaf Kistenmacher
Freies Sender Kombinat (FSK), Rehvolte-Frühstückskombinat,
Sonntag, 5. Februar 2006, 11-13 Uhr
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