»Queeraktivistisch
Erfrischend ist das, was sich Leah Bretz und Nadine Lantzsch vorgenommen haben: Keine Theorien schwingen, sondern bei sich selbst anfangen. In ihrem Buch ›Queer_Feminismus‹ finden sich deshalb keine wissenschaftliche Analyse oder hochtrabende Darstellung queer_feministischer Theorien, keine Aneinanderreihung von Zitaten relevanter Wissenschaftler_innen, kein historischer Überblick. Stattdessen positionieren sich die Autorinnen, sie werfen Fragen auf und erklären, auf welchen Ebenen sie selbst im Alltag queer_feministisch agieren. Anhand von sechs Bereichen zeigen sie, wie in Machtverhältnisse interveniert werden kann – etwa durch die Verwendung einer nicht-diskriminierenden Sprache oder durch eine kritische Verortung der eigenen sozialen Positionierung. Diese Bereiche umfassen ebenso eine Auseinandersetzung mit der Kategorie ›dick_fett‹ wie Fragen der Gestaltung von Lohnarbeit und Beziehungen unter queer_feministischen Vorzeichen. Ein großes Kapitel füllt das Thema ›DIY‹: Hier erzählen die Autorinnen bspw. von ihren eigenen Social-Media-Erfahrungen (etwa dem eigenen Blog) oder der Produktion von Zines.
Nicht minder interessant ist in diesem empfehlenswerten Band: Bretz und Lantzsch verwenden durchgehend eine Schreibweise in Kleinbuchstaben, und der ›_‹ wird dynamisch eingesetzt. Er ›wandert durch w_orte‹ und macht damit neue Bedeutungsräume auf – wir lesen z.B. ›ver_suche‹, ›ent_erwähnen‹ oder ›weg_nennen‹ oder ›weg_nennen‹. Was nur zu Beginn kurz irritiert, bietet im Folgenden anschauliche Beispiele erfolgreicher sprachlicher Interventionen.« – Bettina Enzenhofer, an.schläge, September 2013