Gefahren und Chancen im Fluchtdiskurs deutscher Medien

Deutsche Rettung?

Eine Kritische Diskursanalyse des Fluchtdiskurses um Carola Rackete und Moria
ISBN: 978-3-89771-776-3
Erscheinungsdatum 9. Februar 2022
310 Seiten, softcover

24,00 

Kategorie:

Als im Juni 2019 die Kapitänin Carola Rackete dem Verbot trotzte, mit dem Seenotrettungsboot »Sea-Watch 3« im Hafen von Lampedusa anzulegen und daraufhin festgenommen wurde, brach sich eine mediale Welle der Solidarität Bahn.

Während die ZEIT noch 2018 in einem viel diskutierten Beitrag gefragt hatte, ob Seenotrettung von Geflüchteten nicht besser zu lassen sei, wurde nach der Verhaftung Racketes die Kriminalisierung humanitärer Rettungsmaßnahmen im medialen Diskurs Deutschlands unsagbar. Stattdessen rückte das Leid von Geflüchteten ins Scheinwerferlicht und Seenotretter*innen wurden als Held*innen gefeiert.

Ein Jahr später geriet die Abschottungspolitik der EU in den Fokus der medialen Öffentlichkeit, als im September 2020 das Geflüchtetenlager Moria fast komplett abbrannte. Die katastrophalen Zustände im Lager wurden scharf kritisiert; sie seien, so der Vorwurf, von Griechenland gewollt, dienten zur Abschreckung und würden von den anderen EU-Staaten insgeheim gebilligt.

Die vorliegende kritische Diskursanalyse der medialen Debatte über diese beiden Ereignisse untersucht Struktur und Verschiebungen des Sagbarkeitsfeldes, widmet sich Kollektivsymbolik und Held*innenkonstruktionen und sucht Antwort auf eine Reihe von Fragen: Inwieweit bietet der Diskurs Anschlussstellen für humane Positionen? Wo lauern Gefahren? Wird auch mit Geflüchteten diskutiert oder nur über sie? Und wird in diesem Fluchtdiskurs womöglich eine moralische deutsche Rettung inszeniert, die die Mitschuld am Sterben im Mittelmeer verdecken soll? Die Struktur- und Feinanalysen zu einzelnen Zeitungen sowie zur Held*innenkonstruktion, die auch einzeln gut lesbar sind, ermöglichen einen Einblick in transportiertes Wissen und Vermittlungsweisen, die auf den ersten Blick gar nicht auffallen. So wird nicht nur deutlich, was besser nicht gesagt würde, sondern auch, welche Themen und Aussagen im Sagbarkeitsfeld fehlen.

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Anna-Maria Mayer ist wissenschaftliche Mitarbeiterin und Promovendin an der Universität Duisburg-Essen. Veröffentlichungen: ›Cool! Bikini and lingerie instead of Burka!‹ – the discursive representation of Muslim women in Austrian women’s magazines (Hametner et al., 2019) und Zum Potential der Triangulation von Diskursanalyse und dokumentarischer Methode für eine kritische Sozialpsychologie. Überlegungen aus der Forschungspraxis (Hametner et al., 2020).

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Benno Nothardt hat bei Siegfried Jäger und Jürgen Link studiert und seine Abschlussarbeit bei Rolf Parr über das Filmisches Erzählen von (A-)Normalitäten in der Fernsehserie 'Ally McBeal' (2003) geschrieben. Jetzt ist er Lehrer am Weiterbildungskolleg in Gelsenkirchen. Im Duisburger Institut für Sprach- und Sozialforschung (DISS) arbeitet er ehrenamtlich in den Arbeitskreisen Migration, DISS-Journal, Edition DISS und Diskurswerkstatt. Außerdem betreut er Praktikant*innen beim Erstellen von Diskursanalysen und organisiert Workshops zur Einführung in die Kritische Diskursanalyse. Er hat an zwei Analysen mitgewirkt: #120Dezibel: Frauenrechte oder Antifeminismus? (FGW 2020) und Deutsche Rettung? Eine Kritische Diskursanalyse des Fluchtdiskurses um Carola Rackete und Moria (Unrast 2022).

Weitere Informationen zu Benno Nothardt auf der Homepage des DISS

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Christian Sydow studiert im Master Politikmanagement, Public Policy und öffentliche Verwaltung an der Universität Duisburg-Essen (Stand 2021). Seine Bachelorarbeit verfasste er zu Coronadiskursen in der neurechten Zeitung Junge Freiheit und ihrer Anschlussfähigkeit an den hegemonialen Diskurs. Seine Interessen liegen in der Verbindung zwischen qualitativer und quantitativer Diskursanalyse. Neben seiner Tätigkeit als studentische Hilfskraft im DISS ist er als Referent für Hochschulpolitik und politische Bildung für den AStA der Universität Duisburg-Essen aktiv.

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Fabian Marx studiert im Master Philosophie an der Universität Münster (Stand 2021), nachdem er dort im Bachelor Politik und Recht studiert hat. Seine Interessenschwerpunkte liegen vor allem in der Politischen Philosophie und Rechtsphilosophie. Im DISS-Journal Nr. 39 veröffentlichte er einen Kurzabriss seiner Strukturanalyse zum Migrations- und Fluchtdiskurs in der FAZ.  

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Judith Friede studierte Politik- und Kommunikationswissenschaft an der Universität Münster, wo sie ihre Schwerpunkte in der queerfeministischen politischen Theorie und der Analyse rechter Strukturen in Deutschland fand. Daran anknüpfend analysierte sie im Rahmen ihrer Bachelorarbeit die #120dB-Kampagne der Identitären und absolviert aktuell ihren politikwissenschaftlichen Master an der Freien Universität Berlin.

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Louis Kalchschmidt studiert im Master Theorie und Geschichte der Moderne an der Universität Lüneburg (Stand 2021). Seine Interessenschwerpunkte sind die Werke von Michel Foucault und die Kategorien Erfolg und Leistung in der modernen Gesellschaft. Außerdem beschäftigt er sich mit dem Thema public sociology und veröffentlicht regelmäßig soziologische Themen auf Instagram.

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Milan Slat studiert im Master Gesellschaftstheorie an der Friedrich-Schiller-Universität Jena (Stand 2021). Das Grundstudium absolvierte er in Philosophie und Kulturgeographie an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Seine Interessenschwerpunkte liegen vor allem in der Sozial- und Wissenschaftstheorie. Aktuell faszinieren ihn hier Fragen bezüglich der Grenzen von Emergenz und Vagheit.