Der Aufstand im Vernichtungslager Sobibór gehört nach wie vor zu den »vergessenen Kapiteln« des Widerstands der Opfer nationalsozialitischen Vernichtungswahns

Sobibór – der vergessene Aufstand

ISBN: 978-3-89771-813-5
Erscheinungsdatum 30. März 2004
254 Seiten, softcover

18,00 

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Der Aufstand im Vernichtungslager Sobibór gehört nach wie vor zu den ›vergessenen Kapiteln‹ des Widerstands der Opfer nationalsozialitischen Vernichtungswahns. Toivi Blatt gehörte zu dem kleinen Kreis von Häftlingen, die die Revolte im Oktober 1943 planten und durchführten. Er ist einer der wenigen Überlebenden des Lagers, in dem innerhalb eines knappen Jahres 250.000 Juden ermordet wurden. In diesem Buch, das Blatt als Ergänzung zu seiner Autobiografie ›Nur die Schatten bleiben‹ (Aufbau-Verlag) schrieb, konzentriert sich der Autor auf eine detaillierte Beschreibung der Entstehung des Lagers und der Ausführung der Revolte. Und er schildert das Schicksal der Aufständischen nach der Revolte: Die meisten von ihnen starben auf der Flucht – ermordet von antisemitischen Partisanen der ›Polnischen Heimatarmee‹, gejagt von der SS oder wurden nach der Befreiung Polens in Nachkriegsprogromen erschlagen.

Sobibór, im ehemaligen Kreis Lemberg, im heutigen Ostpolen gelegen, war neben Belzec und Treblinka eines der drei Vernichtungslager der ›Aktion Reinhardt‹ – der detailliert geplant und durchgeführten Vernichtung von über eineinhalb Million europäischer Juden. Allein in Sobibór wurden von Mai 1942 bis zum Oktober 1943 annähernd 250.000 Juden ermordet. Hier begann im Juli 1943 eine jüdische Untergrundgruppe, einen Aufstand zu planen. Als im September 1943 eine Gruppe sowjetisch-jüdischer Kriegsgefangene nach Sobibór verlegt wurden, übertrugen die Häftlinge diesen das Kommando für ihre Aufstandspläne. Bei der Revolte wurden zwölf SS-Männer getötet, etwa 300 Häftlinge konnten fliehen, nur 50 erlebten das Ende des Krieges. Das Lager wurde nach dem Aufstand sofort liquidiert und dem Erdboden gleichgemacht. Heute befindet sich dort ein Museum.

»Wir wollten wie Menschen sterben« – Christoph Gunkel über den 70. Jahrestag des Aufstandes, Spiegel online, 14. Oktober 2013

Informationen zu der Autor*in

Thomas ›Toivi‹ Blatt, wurde 1927 in dem jüdischen Schtetl Izbica in Polen geboren. Im Alter von 16 Jahren wurde er zusammen mit seiner Familie nach Sobibór deportiert und dort zum Arbeitseinsatz selektiert. Er musste mit ansehen, wie Mutter, Vater und Bruder in die Gaskammer geschickt wurden. Beim Aufstand gelang ihm und 320 weiteren Insassen die Flucht. Zuletzt lebte Thomas Blatt in den USA. Er starb Ende Oktober 2015 im Alter von 88 Jahren.