Edition DISS Bd. 12
Kurztext
In Zeiten von Internet und Globalisierung boomt das Angebot an Identitäten und ein Wechsel zwischen unterschiedlichen Identitätspositionen scheint immer möglich. In Gesprächen mit türkischen MigrantInnen zeigt das vorliegende Buch jedoch, dass ein Mehr an Angeboten auch ein Mehr an Grenzen bedeuten kann und dass manchmal erst neue Wege zu (er-)finden sind, um diese Grenzen zu überschreiten.
Inhalt
Auf der Grundlage von Tiefeninterviews arbeitet die diskursanalytisch angelegte Untersuchung heraus, welche nationalen Selbst- und Fremdbilder türkische Migrantinnen in Deutschland wahrnehmen und wie sie sich anhand dieser „ethnisch“ positionieren. Dabei zeigt sich zum einen, dass die Interviewten im Zusammenspiel von Begrenzung und Wahlfreiheit die ihnen diskursiv zugeschriebenen „türkische“ Identitäten (re-) produzieren. Andererseits kann auch gezeigt werden, wie es türkischen Migrantinnen gelingt, sich Spielräume im Kontext nationaler Diskurse zu erschließen.Dieser Befund ist für das weitere Nachdenken über Migration und Integration von Bedeutung.Denn Theorien hybrider Identitäten arbeiten oftmals mit einem Bild des Migranten oder der Migrantin. Die mit der Migration in Gang gesetzte räumliche Bewegung erleichtert die Vorstellung einer beweglichen Identität: Mit den kulturellen Erfahrungen aus dem Herkunftsland im Gepäck mündet das Leben in der Migration in ein Leben von kultureller Andersheit. Diese Andersheit besitzt aber auch gegendiskursive Potentiale für die eigenen Lebenswege, die durch gesellschaftliche Aus- und Abgrenzung verloren gehen können.
FQS-Rezension:
Böhm, Urte (2007). Rezension zu: Semra Çelik (2006). Grenzen und Grenzgänger. Diskursive Positionierungen im Kontext türkischer Einwanderung [38 Absätze]. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 8(2), Art. 26 .