„Eine andere Welt ist möglich!“ heißt die Losung der globalisierungskritischen Bewegung. Sie drückt die Verweigerung und die Unsicherheit gegenüber einer Welt aus, in der sich die ökonomischen und sozialen Deregulierungen miteinander verbinden und neue Produktions- und Wissenstechnologien sich häufig als Techniken der Herrschaft erweisen. Doch ob die Welt wirklich veränderbar ist, bleibt aufgrund des Erbes des 20. Jahrhunderts überaus hypothetisch. Wer sind die Akteure, welche Strategien der Umwälzung der kapitalistischen Verhältnisse kommen überhaupt noch in Frage, welche Alternativen stehen noch zur Verfügung? Soziale Spaltungen und neue Bündnisse, Herrschaft und Gegenmacht, Expertenwissen und politischer Aktivismus, Klassen und Multitude: diese Debatten, die in den siebziger Jahren an ihrem Ende angelangt schienen, sind heute wieder aktuell und werden auf internationaler Ebene geführt.
Daniel Bensaïd bekräftigt in diesem Text die Notwendigkeit, die Perspektive einer revolutionären Möglichkeit auch angesichts der historischen Niederlagen nicht aufzugeben. Dabei wendet er sich sowohl gegen „eine Mystik ohne Transzendenz“ von Negri und Hardt, als auch gegen den „imaginären Zapatismus“ von John Holloway: „Das Elend der Welt ist unerträglicher und inakzeptabler geworden als jemals zuvor. Eine andere Welt ist notwendig. Doch die tote Vergangenheit legt ihr ganzes Gewicht auf die Gegenwart. Eine Neugründung würde nicht ohne eine vorherige Bilanz funktionieren, die alle möglichen Leichen im Keller der Geschichte thematisieren müsste. Kein reiner Tisch, keine Jungfräulichkeit. Man fängt nie bei Null an. Man beginnt mittendrin.“