DER KRIEG UND DIE KRITIKER handelt von dem Krieg im Libanon, der im Hochsommer 2006 rund 1.200 zivile Tote kostete, und den Reaktionen innerhalb von Teilen des – im weiteren Sinne – gesellschaftskritischen Spektrums darauf. Es geht dabei um unterschiedliche Flügel der Linken und der Intellektuellenszene, jedenfalls desjenigen Spektrums, das selbst den Anspruch erhebt, Kritik an der bestehenden Gesellschaft zu üben.
Die «Kritiker» sind dabei sowohl jene, die diesen Krieg (mit zum Teil falschen Argumenten und ohne Bewusstsein für die Problematik antisemitischer Argumentationsmuster) kritisiert haben – als auch jene, die sich für besonders radikale Gesellschaftskritiker halten, aber mit fliegenden Fahnen für die Unterstützung dieses Krieges mobilisierten. Deshalb muss den Hintergründen nachgegangen werden, die dafür sorgen, dass es besonders in den deutschsprachigen Ländern so extrem antagonistische Sichtweisen auf einen kriegerischen Konflikt gibt. Daher wird nach den historischen, psychologischen, ideologischen Voraussetzungen der Debatte in Deutschland und Österreich gesucht: innerhalb der Linken und weit darüber hinaus. Die verschiedenen Fallstricke und projektiven Bedürfnisse vor dem Hintergrund der «eigenen» Geschichte werden kritisch beleuchtet.
Im Anfangsteil des Buches wird ein Rückblick auf das Nachkriegsverhältnis zwischen Deutschland und Israel und seine Rezeption durch die Linke geworfen. Im Anschluss wird auf die Entstehung von linken Weltbildern, die vom Antiimperialismus bzw. der Entkolonialisierung dominiert waren, und ihre Auswirkung auf die Wahrnehmung der israelisch-arabischen Konflikte eingegangen. Schließlich wird sehr ausführlich die Entstehung und Auswirkung der «antideutschen» Ideologie und ihre, gegenüber den bis dahin dominierenden linken Wahrnehmungsmustern schroff entgegen gesetzte, Rezeption des Nahostkonflikts eingegangen.
Aktuelle Stellungnahmen aus diesen unterschiedlichen Spektren werden kritisch beleuchtet. Aber auch die Wirkungsmächtigkeit von historischen Bildern, Konstellationen und Zusammenhängen in den Konfliktparteien selbst wird nicht ausgespart. In einem kurzen Abriss werden die unterschiedlichen Sichtweisen etwa auf die Shoah, vor dem Hintergrund aktueller Konflikte, auf israelischer und arabischer Sicht skizziert.
Ferner wird ein, knapper, Blick über den nationalen Tellerrand riskiert und, in einem kurzen Vergleich mit den deutsch-österreichischen Debatten, auf den Stand der politischen Auseinandersetzung in den USA und Frankreich verwiesen.